Stuttgart (dpa) - Mit einem Mirakel von Middlesbrough will der krasse Außenseiter VfB Stuttgart den nach der Hinspielpleite in weite Ferne gerückten Einzug ins UEFA-Pokal-Achtelfinale doch noch perfekt machen.

«Unser einziger Vorteil ist, dass wir nicht Favorit sind», sagte Trainer Armin Veh vor dem Rückspiel beim Tabellen-16. der englischen Premier League. «Vom Psychologischen her können wir locker an die Aufgabe rangehen. Fast niemand rechnet damit, dass wir weiterkommen.» Nach dem enttäuschenden 1:2 vor einer Woche muss der schwäbische Fußball-Bundesligist gegen den FC Middlesbrough mindestens zwei Tore schießen und gewinnen, um die Sensation zu schaffen.

Teammanager Horst Heldt nahm vor der hohen Hürde Druck von der nach wie vor verunsicherten Mannschaft: «Wir wären froh, wenn wir eine Runde weiterkämen. Aber ein Ausscheiden wäre kein Erdbeben und würde uns nicht erschüttern.» Veh hofft darauf, dass seinen Schützlingen nach dem 2:1-Sieg gegen den FSV Mainz 05 bei den Briten der nächste Befreiungsschlag gelingt: «Da ist ein Riesenballast von der Mannschaft abgefallen.» Im Training spürte der momentan mehr als einfühlsamer Seelendoktor denn als autoritärer Antreiber geforderte Augsburger («Ich muss keine harte Hand zeigen»), dass die psychisch angeknacksten Profis langsam wieder Selbstvertrauen tanken. «Wir haben durchaus eine Chance», sagte der seit November unter Ladehemmung leidende Stürmer John Dahl Tomasson trotzig.

Solch forsche Töne gefallen dem Trainer. Auch wenn er selbst gegen die favorisierten Engländer gern in die Rolle des «Underdogs» schlüpft, stellte Veh klar, dass er trotz der schweren Bundesliga-Auftritte in Hamburg und Kaiserslautern den drohenden UEFA-Cup-K.o. keinesfalls kampflos hinnehmen will: «Wir können das jetzt nicht einfach abhaken und an das Sonntagsspiel gegen den HSV denken.»

Die personellen Voraussetzungen für ein kleines Fußball-Wunder sind nicht gut. Abwehrchef Fernando Meira (Gelb-Sperre) und seine erste Alternative Martin Stranzl (Muskelfaserriss) fehlen, so dass Veh die zuletzt wenig sattelfeste Viererkette umbauen muss. Routinier Markus Babbel rückt in die Innenverteidigung. Der zuletzt zwei Mal pausierende Ludovic Magnin dürfte Heiko Gerber auf der linken Seite ersetzen. Ob der am Oberschenkel lädierte Silvio Meißner dabei ist, entscheidet sich kurzfristig, so dass Besetzung und taktische Ordnung des Mittelfelds offen ist. Dank seiner aufsteigenden Form dürfte der Däne Jesper Grönkjaer auf der linken Außenbahn zum Einsatz kommen.

Aber auch Middlesbroughs Trainer Steve McClaren plagen personelle Probleme: Mittelfeldstar Fabio Rochemback (Bänderriss im Sprunggelenk) fällt acht Wochen aus und Linksverteidiger Emmanuel Pogatetz ist gesperrt. Dafür ist der Spanier Gaizka Mendieta wieder fit. Nach vier Siegen in Serie rechnet McClaren mit dem Weiterkommen: «Wir sind mittlerweile eine Mannschaft, die schwer zu schlagen ist. Wenn wir so weitermachen, können wir noch viel erreichen.»