Mailand (dpa) - Der AC Mailand gilt zwar als Favorit auf den Champions-League-Titel, doch Meistermacher Guus Hiddink glaubt mit Außenseiter PSV Eindhoven fest an den zweiten «Grand Slam» nach 1988.

«Der unerwartete und schöne Titelgewinn in Holland wird meinem Team weiteren Rückenwind geben, um auch bei Milan zu bestehen», prophezeite der 58-jährige Erfolgscoach vor dem Halbfinal-Hinspiel im Meazza-Stadion. 17 Jahre nach dem Triple während seiner ersten Amtszeit beim PSV, mit dem er damals gegen Benfica Lissabon auch den Landesmeister-Europacup holte, halten seine frisch gebackenen Meisterspieler einen neuen Coup für machbar.

«Wir können Milan das Leben schwer machen. Sie sind zwar die Stärksten, aber wir werden im San Siro 1:1 oder 2:2 spielen», glaubt Verteidiger Alex, der in Hiddink den Vater der Erfolgssaison sieht. «Er ist ein großartiger Trainer, der viel mit uns spricht und immer wieder gute Ratschläge gibt», betonte der Brasilianer.

Der Aufschwung des PSV unter Hiddink, der bereits seinen fünften Titel gewann und damit den legendären Rinus Michels übertraf, weist in der Tat viele Parallelen zu 1988 auf: Auch damals gelang ihm ein Neuaufbau mit vielen Youngstern, die dann völlig unerwartet über sich hinauswuchsen. Über sein heutiges Team, das fünf Spieltage vor Saisonende das 18. nationale Championat perfekt machte und am 29. Mai gegen Willem II auch noch im Cupfinale steht, sagt er: «Es ist die ideale Mischung aus jungen Talenten und erfahrenen Haudegen.»

Vor dem Hinspiel drücken selbst die Erfolgs verwöhnten Italiener ihren Respekt vor dem Club des Elektronikriesen Philips aus. «Wer soll diesen PSV und diesen Guus Hiddink stoppen», fragte «La Gazetta dello Sport». Auch Carlo Ancelotti ist sich seiner Sache keineswegs sicher: «Schließlich kommt der PSV mit dem frischen Lorbeer des Titelgewinns. Das macht unsere Mission nicht einfacher.» Zudem plagt ihn im Gegensatz zu Hiddink, der aus dem Vollen schöpfen kann, die Sorge um zwei Top-Akteure: Neben Spielmacher Andrea Pirlo (Knieblessur) bangt der Milan-Coach um Abwehrspieler Jaap Stam (Oberschenkelverletzung). Und da dessen kongenialer Nebenmann Alessandro Nesta ohnehin gesperrt fehlt, müsste Methusalem Alessandro Costacurta (39) aushelfen.

Dennoch zählt für Ancelotti nur das Weiterkommen. «In diesen Tagen geht es in Meisterschaft und Champions League um die gesamte Saison. Das Team ist motiviert, alle Gedanken müssen jetzt um das Halbfinale kreisen», forderte er. Geht es nach Ottmar Hitzfeld, brauchen sich die Norditaliener weit weniger Sorgen machen. Der ehemalige Champions-League-Sieger-Coach von Borussia Dortmund (1997) und Bayern München (2001) glaubt, Milan werde nicht den Fehler wie Olympique Lyon im Viertelfinale machen und den PSV unterschätzen. Dazu seien die Italiener zu clever. «Sie werden im Hinspiel keinen Treffer zulassen. Daher wird die Vorschlussrunde für PSV Endstation, so dass ein Superfinale Milan - Chelsea wahrscheinlich ist», meinte Hitzfeld. Chelsea trifft im zweiten Semifinale am Mittwoch auf den FC Liverpool.