22.02.2005 23:45 Uhr

Keeper-Duell beim Champions-League-Kracher

München (dpa) - Der größte Druck und alle Blicke werden auf Oliver Kahn und Jens Lehmann lasten, doch der Champions-League-Kracher zwischen Bayern München und Arsenal London ist mehr als ein brisantes Torhüter-Duell.

Nach zwei enttäuschenden Jahren will der deutsche Fußball-Rekordmeister unbedingt wieder ins Viertelfinale einziehen, und der Gegner weckt bei Franz Beckenbauer sogar Titelträume. «Arsenal haben wir 2001 schon mal geschlagen - und danach haben wir die Champions League gewonnen. Unmöglich ist das auch dieses Mal nicht», verkündete der Bayern-Präsident vor dem Achtelfinal-Hinspiel.

Beflügelt vom 5:0 gegen Borussia Dortmund kann nicht einmal der Ausfall des auch beim Abschlusstraining fehlenden Michael Ballack das Vertrauen von Felix Magath in seine Mannschaft schmälern. «Das wirft uns nicht aus der Bahn», versicherte Trainer Felix Magath und tönte: «Arsenal hätte sogar die Chance, die Champions League zu gewinnen, wenn sie nicht auf Bayern treffen würden.» Verhaltener äußerte sich Mehmet Scholl: «Wir gehen nach dem Dortmund-Sieg nicht verblendet in dieses Spiel. Arsenal ist ein anderes Kaliber.»

Kein Gegentor heißt das primäre Ziel für die 90 Minuten im ausverkauften Olympiastadion. Dafür ist in letzter Konsequenz Kahn zuständig, der vor dem Vergleich mit Lehmann eisern schweigt, was Magath sogar ausdrücklich gut hieß: «Ich finde es wunderbar, dass er sich zurückhält. Er soll seine Kiste sauber halten», bemerkte Magath. Der Bayern-Trainer reagierte am Montag nur noch genervt und mit Unverständnis auf das Ballyhoo um die Nationaltorhüter: «Lehmann hat in den vergangenen drei Monaten vier Spiele gemacht - wo ist das eine Konkurrenz zu Kahn?»

Immerhin fliegt sogar der Bundestrainer aus Los Angeles ein, doch Jürgen Klinsmann war am Tag vor der Partie sehr darum bemüht, die Brisanz herunterzuspielen. «Es ist natürlich eine besondere Konstellation, aber in erster Linie ist es ein Aufeinandertreffen von zwei Top-Mannschaften», sagte Klinsmann, der von einer Vorentscheidung im Kampf um die Nummer 1 bei der Weltmeisterschaft nichts wissen will: «Die Torwartfrage wird nicht bei diesem Spiel entschieden.» Ähnlich sieht es Magath: «Wenn ich Nationaltrainer wäre, wäre für mich entscheidend, wer im April 2006 gut drauf ist.»

«Es ist kein Kampf Kahn gegen Lehmann, sondern Bayern gegen Arsenal», betonte der rechtzeitig ins Arsenal-Tor zurückgekehrte Lehmann. Und beide Torhüter haben zudem in der Champions League noch etwas gutzumachen: Denn in der letzten Saison waren Kahn und Lehmann mit ihren Fehlern maßgeblich dafür verantwortlich, dass ihre Clubs gegen Real Madrid bzw. Chelsea London frühzeitig ausschieden.

Über den Gewinner des Vergleichs Kahn gegen Lehmann könnte vor allem das zweite große Duell des Abends mitentscheiden, das der Torjäger Roy Makaay gegen Thierry Henry. Mit 7:4 Treffern liegt der Bayern-Stürmer nach der Vorrunde vorne. Beide führen auch die Champions-League-Rangliste mit den meisten Torschüssen an, Makaay liegt mit 15 wiederum vor Henry mit 14. Trotzdem behauptete Lehmann, dass Makaay «nicht mit Henrys Klasse zu vergleichen ist».

Nach seinen drei Toren gegen Dortmund will Makaay den Gegenbeweis antreten, zumal er mit Mehmet Scholl ein neues Traumpaar bildet. «Scholli weiß genau, wie ich spiele. Ich spekuliere schon vorher, wohin er den Ball spielt», sagte Makaay über das inzwischen blinde Verständnis mit Scholl. Ein Pluspunkt für die Bayern könnte zudem sein, dass Arsenals Abwehrchef Sol Campbell verletzt ausfällt.

Den Verzicht auf Ballack (muskuläre Probleme) nehmen die Münchner dagegen erstaunlich gelassen hin. Vielleicht, weil sie in dieser Saison vier von fünf Bundesligaspiele ohne ihn gewonnen haben. «Wir haben oft genug gezeigt, dass wir es auch ohne Ballack können», kommentierte Makaay. Anders sieht es bei ihm aus: Seit der Niederländer in München spielt, gab es in der Champions League in 14 Spielen noch keinen Sieg ohne (mindestens) ein Tor von Makaay.

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