15.09.2004 23:45 Uhr

Schlüsselspiel in Tel Aviv: FC Bayern unter Druck

Tel Aviv (dpa) - Für Franz Beckenbauer ist es das Schlüsselspiel um Wohl und Wehe, auch für Felix Magath zählt nur ein Sieg: Der FC Bayern München steht gleich zu Beginn der Champions League unter Erfolgsdruck.

Der deutsche Rekordmeister will bei Maccabi Tel Aviv nach den Pleiten und Enttäuschungen der Vorjahre einen Fehlstart in Europas Fußball-Königsklasse unbedingt verhindern. «Wir müssen gewinnen, da gibt es gar keinen Zweifel. Wollen wir nicht wieder zu früh ausscheiden, ist schon jetzt ein Sieg Pflicht», sagte Beckenbauer.

Angesichts der weiteren «dicken Brocken» von Ajax Amsterdam und Juventus Turin in der Gruppe C hält auch Karl-Heinz Rummenigge ein Ende der fast dreijährigen Auswärtsmisere auf internationalem Parkett für notwendig. «Wir müssen besser spielen als in den letzten beiden Jahren», sagte der Vorstandschef vor dem Abflug und warnte: «Tel Aviv kann zu einem Stolperstein werden.» Seit dem 1:0 beim FC Nantes im Dezember 2001 hat der FC Bayern in der Champions League keine der zehn Partien in der Fremde gewinnen können.

Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Auftakt gegen den vermeintlich leichtesten Vorrundengegner sind jedoch alles andere als ideal. Zu allem Überfluss wurde auch noch die Anreise nach Israel für den FC Bayern wegen der extrem hohen Sicherheitsvorkehrungen zu dem befürchteten Geduldsspiel. In Tel Aviv werden die Profis rund um die Uhr bewacht; zumindest äußerlich war von Terrorangst keine Spur. «Ich sehe kein Risiko. Sonst hätte mich meine Frau auch gar nicht fahren lassen», scherzte Verteidiger Thomas Linke.

Nach nur zwei Siegen aus vier Spielen in der Bundesliga hofft Trainer Felix Magath in Tel Aviv auf Besserung. «Unser Ziel kann es nur sein, drei Punkte zu holen», sagte der 51-Jährige vor seinem ersten internationalen Pflichtspiel als Bayern-Trainer. Zudem warnte Magath vor den kommenden Aufgaben in der Königsklasse: «Wir haben eine Hammer-Gruppe erreicht.» Von «Kaiser» Franz kam die Warnung, den Auftaktgegner nicht zu unterschätzen. «Die Spieler werden sehen, wie schwer es ist, dort zu spielen. Es gibt nicht so einen großen Unterschied zwischen Real Madrid und Tel Aviv.»

Zudem hat Magath am Rosch Haschana - an diesem Tag beginnt das jüdische Neujahrsfest - gerade im Angriff keine Alternativen. Stürmer Vahid Hashemian sagte wegen Rückenproblemen ab und fand so eine Entschuldigung für die für einen Iraner praktisch unmögliche Reise nach Israel. Claudio Pizarro steht zwar zur Verfügung, doch ein Comeback des Peruaners nach seiner Schädelfraktur in der Startformation käme überraschend. Wahrscheinlich ruhen im Angriff wieder einmal alle Hoffnungen auf Roy Makaay. Der Niederländer hatte im Vorjahr sechs der sieben Bayern-Tore in der Champions League erzielt, das Aus im Achtelfinale gegen Real Madrid konnte aber auch er nicht verhindern.

«Wir haben jetzt lange genug Champions League im Fernsehen geschaut. Wir sind wieder hungrig auf Erfolge», sagte Torwart Oliver Kahn. Michael Ballack gab ein hohes Ziel vor: «Ich will ins Finale, diesen Anspruch müssen wir immer haben.» Rummenigge hält Erfolge zwar vor allem aus Imagegründen für wichtig, doch auch finanziell hatte das verfrühte Ausscheiden in den vergangenen beiden Spielzeiten Auswirkungen. Die Einnahmen aus der Champions League betrugen in den Vorjahren nur noch je rund 14 Millionen Euro. In der Triumphsaison 2001 hatte der FC Bayern noch 45,9 Millionen Euro eingenommen.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Maccabi Tel Aviv: Strauber - Pantsil, Giovanini, Shuki Nagar, Strool - Tamir Cohen, Reis, Mishaelof, Liran Cohen, Mesika - Addo (Mbemba)

FC Bayern München: Kahn - Görlitz, Lucio, Linke, Rau - Deisler, Frings, Ballack, Schweinsteiger, Ze Roberto - Makaay

Schiedsrichter: Bennett (England).

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