14.09.2004 23:45 Uhr

Krisensymptome statt Vorfreude: Werders Angst vor Fehlstart

Bremen (dpa) - Sorgenvolle Ungewissheit statt unbeschwerte Vorfreude: Bei Meister Werder Bremen hat sich vor dem Auftaktspiel in der Champions League bei Inter Mailand eine bedrückte Krisenstimmung breitgemacht.

Angesichts des missratenen Bundesligastarts herrschte bei den Fußball-Profis bei der Ankunft in Italien Angst vor einem verpatzten Auftakt in der Meisterklasse. «Wenn wir bei Inter so spielen wie in Gladbach, dann kriegen wir drei Stück in zehn Minuten», sagte Stürmer Nelson Valdez. Er wird wahrscheinlich für den schwächelnden Nationalstürmer Miroslav Klose in die Startelf befördert.

Die lockere Atmosphäre des Double-Jubel ist nach dem 1:3 in Mönchengladbach endgültig gewichen. Ungewohnt harsche Worte wählte Manager Klaus Allofs angesichts der schweren Aufgaben, die das Risiko eines doppelten Absturzes bergen. «Wir sind doch nicht deshalb ganz oben gewesen, weil wir Zauberfußballer sind», schimpfte Allofs vor den folgenden 6 Spielen in 18 Tagen. «Wir werden in Mailand nur bestehen, wenn jeder Spieler verbissen in jeden Zweikampf geht», sagte der Manager. «Wir haben keine Angst vor Inter, aber wir müssen uns insgesamt Sorgen machen über die Entwicklung der Mannschaft.»

Während Allofs mehr Einsatz und Engagement fordert, setzt Valerien Ismael auf die Kunst des Verdrängens. «Wir müssen jetzt die Niederlage in Gladbach schnell vergessen und uns auf Mailand konzentrieren», sagte der Abwehrspieler. «Das ist der Unterschied zwischen großen und kleinen Mannschaften: Große Teams haken das ab, kleine kriegen solche Niederlagen nicht aus dem Kopf heraus.»

Ismael ist eines der Probleme der Bremer. Der Verteidiger war in der Double-Saison ein Leistungsträger. Nach dem Weggang seines Defensivpartners Mladen Krstajic sucht er aber nach seiner meisterlichen Form. Die im Vorjahr so sichere Abwehr wackelt. Das könnte im Mailänder Guiseppe Meazza-Stadion spielentscheidend sein. Der neue Inter-Coach Roberto Mancini hat die Wahl zwischen den drei Top-Stürmern Christian Vieri, Alvaro Recoba und Adriano. Sie sollen vom Argentinier Juan Sebastian Veron in Szene gesetzt werden.

«Ich bin überzeugt, dass gegen Mailand eine andere Werder- Mannschaft auf dem Platz steht», sagte Klose. In seinem Fall ist dieser Satz sogar wörtlich zu nehmen. Seinen Stammplatz, der dem Fünf-Millionen-Einkauf bisher sicher war, wird voraussichtlich Valdez einnehmen. «Ich spüre seinen Atem im Nacken», meinte Klose, während Valdez meinte: «Ich bin bereit. Wenn ich jetzt nicht spiele, weiß ich auch nicht mehr, was Fußball ist.»

«Ich werde dazu vor dem Spiel sicher nichts sagen», erklärte Trainer Thomas Schaaf. Manager Allofs meinte hingegen vielsagend: «Nelson hat in Gladbach wieder Pluspunkte gesammelt im Kampf um einen Platz in der Startformation.» Zumindest Clubchef Jürgen L. Born verbreitete Optimismus: «Zwei Mal hintereinander zu verlieren, das ist die beste Motivation. Das schafft Zorn.»

Egal wie der Start in Mailand und die folgenden Partien gegen den FC Valencia und den RSC Anderlecht ausgehen, finanziell ist die Champions League schon jetzt ein Gewinn für die Bremer. Rund 20 Millionen Euro kann Werder sicher einplanen. Wobei der Großteil des Geldes aus dem so genannten Marktpool der UEFA kommt. Die rund 37 Millionen werden unter den drei deutschen Clubs Werder Bremen, Bayern München und Bayer Leverkusen aufgeteilt.

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