04.07.2004 23:45 Uhr

Der letzte Tag, das letzte Spiel!

Lang haben wir auf ihn hingefiebert, uns aber auch vor ihm gefürchtet. Morgen ist er da, der Tag des Endspiels, ab Montag ticken die Uhren der Fußballfans wieder anders. Vorher wird sich aber noch im „Estadio da Luz“ entscheiden, wer der neue Fußball-Europameister wird. Griechenland trifft auf Gastgeber Portugal, nach vier Wochen voller wunderbarer Spiele und Tore kommt es zur Neuauflage der Eröffnung – der Kreis schließt sich.

Ein wunderbares Turnier geht zu Ende

Die EURO2004 in Portugal hatte alles, was man von einem Endrundenturnier erwarten darf: dramatische Spiele, wunderbare Tore, die ganze Palette der Emotionen und einen fantastischen Gastgeber. Es gab auch viele Überraschungen, das Turnier wurde von Spielern geprägt, die nicht jeder unbedingt auf seiner Liste hatte. Beispielsweise einen Milan Baros, der zwar mit seinem Team im Halbfinale an den Griechen gescheitert ist, aber wohl trotzdem die Torjägerkrone erhält. Außerdem hat er seinen Marktwert während des Turniers enorm gesteigert. Wir haben einen Wayne Rooney gesehen, einen Arjen Robben und auch einen Philip Lahm, der aus der mäßigen Gesamtvorstellung der deutschen Mannschaft herausragte. Und wir werden morgen Abend Christian Ronaldo noch einmal erleben, der für eine neue Generation portugiesischer Fußballer steht, so wie einst Luis Figo. Gemeinsam werden sie versuchen, den Titel zu erringen, für Figo wäre es die Krönung seiner Kariere.

Alles ist möglich

Auf der anderen Seite steht einer, der die Krönung schon lange hinter sich hat: Morgen Abend könnte er aber in den Olymp aufsteigen: Sollten die Griechen Portugal schlagen, und somit Europameister werden, ist gar nicht auszudenken, welche Formen die Verehrung für „König Otto von Bremen“ in Griechenland annehmen würde. „Das Märchen geht weiter, es ist wie ein Wunder“, sagte Otto Rehhagel nach dem Sieg gegen Tschechien. Bei aller Schwelgerei und Euphorie konzentriert sich der von den Helenen „Rehhakles“ genannte Übungsleiter voll auf dieses letzte Spiel, und bleibt dabei realistisch sowie optimistisch: „Jetzt kommt es für die Portugiesen zum Traumfinale, sie wollen Revanche nehmen für das Eröffnungsspiel. Wir sind Außenseiter, aber wir haben nichts mehr zu verlieren. Jetzt ist alles möglich.“

Turniermannschaft Portugal

Alles ist möglich, für beide Teams. Portugal ist auf dem Papier Favorit, hat die besseren Individualisten und den attraktiveren Fußball gespielt. Die heimischen Fans werden das „Estadio da Luz“ zum Tollhaus machen, genau wie das Team um Luis Figo wollen sie sich an den Griechen rächen und den größten Erfolg des portugiesischen Fußballs perfekt machen. Die schlechte Form des Eröffnungsspiels haben sie längst hinter sich gelassen, auch die Nervosität der Vorrunde ist verflogen. Mit jedem Spiel wuchs das Team mehr zusammen, trotz des öffentlichen Drucks und der Querelen um Figo und Scolari – Turniermannschaft Portugal. Im Halbfinale hat Figo gezeigt, zu was er noch fähig ist, heute Abend will er es wiederholen. Holt er den Titel, wird er zur Legende.

Kollektiv Hellas

„Für mich sind alle Spieler, die draußen auf der Ersatzbank sitzen, wichtig. Sie gehören zu unserer Gruppe, sorgen dafür, dass die Stimmung in der Mannschaft stimmt. Ich sage den Leuten, die nicht spielen, immer: Vielleicht kommst du rein und machst das entscheidende Tor." Otto Rehhagel hat tatsächlich nicht die großen Stars, über die sein Kontrahent Scolari verfügen kann. Sein Team hat nicht den tollen Offensivfußball gezeigt, den die Tschechen, die Schweden oder auch die Portugiesen zuweilen zelebriert haben. Aber sie sind ein Kollektiv, das sich an die Anweisungen eines großen Strategen hält. In diesem Kollektiv ist in jedem Spiel jeder der eingesetzten Akteure über sich hinaus gewachsen. Somit steht Griechenland zu Recht im Finale, auch wenn andere schöner gespielt haben.

Markus Merk an der Pfeife

Nun sind – wie vielerorts berichtet – Markus Merk und sein Team doch nicht die einzigen Deutschen im Finale. Otto Rehhagel hat es auch geschafft und trifft in Lissabon einen alten Bekannten wieder: „Ich kenne Markus Merk schon, als er 15 Jahre alt war und ich noch Spieler auf dem Betzenberg. Er ist ein ausgezeichneter Schiedsrichter. Ich gönne ihm, dass er das Endspiel leiten darf. Merk war außerdem mit mir immer besonders streng, er hat mich sogar schon auf die Tribüne geschickt." Eine Tatsache, die gegen einen eventuellen Interessenkonflikt steht, über den auch die UEFA kurzweilig ins Grübeln gekommen war. Merk wurde aber dann doch als Referee für das Endspiel bestätigt.

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