15.09.2004 23:45 Uhr

München minimal: FC Bayern freut nur die Tabelle

Tel Aviv (dpa) - Weit nach Mitternacht ließ sich Uli Hoeneß in seinen weißen Sessel plumpsen, Karl-Heinz Rummenigge atmete tief durch, und Felix Magath war sogar wieder ein Lächeln zu entlocken.

Den Bossen des FC Bayern war beim Gala-Dinner im großen Ballsaal des Hilton Hotels die Erleichterung anzumerken. Durch das 1:0 (0:0) bei Maccabi Tel Aviv hatte der Rekordmeister dank des neuen Münchner Minimalprinzips einen Fehlstart in die Champions League gerade so verhindert. Doch schon der Gedanke an die nächsten Aufgaben ließ die Sorgenfalten der Führungscrew wieder sichtbar werden.

«Es ist dringend notwendig, dass die Mannschaft besser spielt, wenn wir die Ziele erreichen wollen, die wir uns gesetzt haben», sagte Manager Hoeneß mit Blick auf die Partie gegen Borussia Dortmund in der Fußball-Bundesliga. Ohne Selbstvertrauen, ohne Mut und ohne Ideen quält sich der FC Bayern unter Magath durch die ersten Schlüsselspiele der Saison.

Der sichtlich frustrierte Trainer lehnte eine eigene Verantwortung für die erneut dürftige Darbietung aber ab und fuhr stattdessen eine überraschend klare Verbalattacke gegen seinen Vorgänger Ottmar Hitzfeld. «Man kann von Spielern, die es über Monate oder sogar Jahre nicht gelernt haben, nicht erwarten, dass sie plötzlich mutig nach vorne spielen können», sagte Magath.

Noch genügen der Bayern-Spitze diese Entschuldigungen offenbar. Doch die Forderung nach einer attraktiven Spielweise wird immer lauter. «Das ist sicher nicht der Fußball, mit dem wir auf lange Sicht großen Erfolg haben werden. Wir werden uns steigern müssen, um auch glanzvoll zu spielen. Im Moment ist das noch nicht der Fall», sagte Vorstandschef Rummenigge. Und auch Kapitän Oliver Kahn gab sich trotz des ersten Auswärtssieges in der Champions League seit fast drei Jahren nicht zufrieden. «So werden wir nicht viel erreichen können. Das war Angsthasen-Fußball», sagte der Torwart.

Wirkliche Freude löste nur der Blick auf die Tabelle aus. Gemeinsam mit Juventus Turin führt der Champions-League-Sieger von 2001 die Vorrundengruppe C vor Ajax Amsterdam und Tel Aviv an und hat das vielleicht kniffligste Spiel beim Underdog in Israel schon erfolgreich absolviert. Fußball der Zukunft hatten die Münchner am ersten Tag des Jahres 5765 des jüdischen Kalenders nicht geboten, aber zumindest abseits des Rasens bei dem zu einem Politikum stilisierten Termin am israelischen Neujahrstag - wie Rummenigge fand - stets eine gute Figur gemacht.

Auch fehlende Einsicht war den Bayern nicht zu unterstellen. «Wir müssen noch hart arbeiten», sagte Torschütze Roy Makaay. Mit seinem Elfmetertor (64. Minute) baute der Niederländer seine beeindruckende Quote weiter aus und bestätigte sein Image als Mr. Zuverlässig. Sieben Champions-League-Tore in neun Spielen für die Münchner stehen für ihn zu Buche, die letzten fünf sowie sieben der letzten acht internationalen Bayern-Tore gingen auf sein Konto. Angesichts der Verletzungen seiner Angriffs-Kollegen gestand Magath: «Wir haben ein gewisses Sturmproblem.»

Wie lange die frustrierende Findungsphase noch dauern wird, konnte Magath nicht sagen. In seiner Bankett-Rede richtete Rummenigge einen Appell an die Mannschaft: «Uns muss klar sein, wir werden keine einfache Saison haben. Es kann aber eine erfolgreiche Saison werden, wenn wir die Kräfte bündeln.» Bis dahin sind es Zahlenspiele, die den Münchnern Mut machen. Erstmals seit vier Jahren konnte in der Champions League ein Auftaktspiel in der Fremde gewonnen werden; die Saison 2000/2001 endete dann mit dem Triumph im Finale von Mailand.

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