20.06.2004 23:45 Uhr

Joker Nuno Gomez schießt Portugal ins Viertelfinale und das Land in Feierlaune

52 000 Zuschauern im Estadio de Alvalade von Lissabon sahen zwar nicht den von Portugals brasilianischem Coach prophezeiten und in seiner Begrifflichkeit völlig im Abseits angesiedelten Mord- und Totschlag, aber - und darauf kommt es ja an - ein schönes Fußballspiel. Mit dem knappen, unter dem Strich aber verdienten 1:0 der Portugiesen gegen Nachbar Spanien bleibt uns der Gastgeber auch im Viertelfinale erhalten.

Beide Teams mit neuer Startaufstellung

Nachdem beide Mannschaften in Turnierverlauf ihr Potential noch nicht voll ausgeschöpft hatten, rangen sich beide Trainer vor dem Spiel zu einer Veränderung der Anfangsaufstellungen durch. Bei den Spaniern spielte der 20-jährige Fernando Torres von Atletico Madrid für Starstürmer Fernando Morientes und sorgte für viel frischen Wind im bisher eher lauen Iberer-Sturm. Bei den Gastgebern ersetzte der erst 19-jährigen Cristiano Ronaldo den noch gegen Russland beginnenden Simao Sabrosa. Der dribbelstarke Flügelläufer von Manchester United harmonierte hervorragend mit Luis Figo und kurbelte das portugiesische Angriffspiel mit erfrischenden Impulsen an - und das mit einer solchen Unbekümmertheit, dass sich das ARD-Faktotum Günter Netzer in seiner ihm eigenen Sprachgewalt zu einem "Vergleich mit einem jungen Welpen" hinreißen ließ.

Viele Chancen, keine Tore

Die Blutauffrischung in beiden Teams und die Gewissheit beider Trainer, dass man nur mit einem Sieg sicher in der nächsten Runde ist, bescherten uns in der ersten Halbzeit einen offenen Schlagabtausch. Beide Teams spielten frei von taktischen Zwängen, Torchancen gab es fast im Minutentakt. Aber - und das ist der einzige Kritikpunkt an den ersten 45 Minuten - den Einschussmöglichkeiten fehlte die letzte Konsequenz. So ging ein unterhaltsames Spiel, das durch die spielerfreundliche Regelauslegung vom guten schwedischen Schiedsrichter Anders Frisk nur wenige Unterbrechungen hatte, ohne Tore in die Pause.

Scolari bringt Nuno Gomez

Mit der Halbzeit-Einwechslung von Nuno Gomez für Pauleta zeigte Scolari ein gutes Händchen. Der Joker war es nämlich, der 13 Minuten nach Wideranpfiff das für Portugal goldene Tor erzielte. Nach einem Luis-Figo-Anspiel, stoppte der Angreifer den Ball 24 Meter vor dem Tor und von drei Gegenspieler umringt, drehte sich und zog ab. Der scharf geschossene Ball schlug unhaltbar für den starken Spanien-Schlußmann Iker Casillas neben den rechten Torpfosten in die Maschen.
Von dem Treffer weiter angestachelt lieferten sich beide Teams einen offenen Schlagabtausch, bei dem die Chancen - im Vergleich zum ersten Durchgang - zunehmend zwingender wurden.

Knapp daneben ist auch vorbei

Fünf Minuten nach der portugiesischen Führung scheiterte Spaniens Fernando Torres mit einem geschickten Heber am Pfosten, in der 75. war es ein Kopfball-Heber von Juanito, der sich zwar über Keeper Ricardo senkte, aber nur die Latte traf. Auch die Portugiesen kamen einem Treffer noch ein paar Mal sehr nahe. Ein Luis-Figo-Freistoß wurde von Iker Casillas in der 68. Minute in höchster Not geklärt. Die beste Möglichkeit vergab Abwehrspieler Costinha, der kurz vor dem Abpfiff völlig freistehend einen Kopfball in Klose-Manier meilenweit am Tor vorbei platzierte.

Ein Land, eine Party

Nach dem Schlusspfiff lag sich der ganze portugiesische Troß in den Armen. Das Land der Gastgeber hat - wenn auch etwas knapper als vorgestellt - das Ziel erreicht: Sieg gegen Nachbar Spanien, die Gruppenspitze und das Viertelfinale!
Spaniens Coach Inaki Sáez fand für das Ausscheiden seines im Vorfeld favorisierten Teams eine Erklärung, die alle Fußballfans für die nächsten spanischen Auftritte hoffen lässt: "Wir haben einfach zu wenige Tore geschossen, zu selten abgeschlossen. Das war der Grund für unser Scheitern bei diesen Titelkämpfen." Recht hat er!

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