12.06.2008 21:00 Uhr

Deutschland muss nach 1:2 gegen Kroaten zittern

Klagenfurt (dpa) - Schock und Ernüchterung statt Viertelfinal-Ticket: Nach einem herben Rückschlag muss die deutsche Nationalmannschaft um den Einzug in die K.o.-Runde der Fußball- Europameisterschaft zittern. Die DFB-Elf wurde von starken Kroaten mit 2:1 (1:0) abgestraft.

Das Team von Bundestrainer Joachim Löw konnte im zweiten Turnierspiel in Klagenfurt in keiner Phase an die Leistung zum Auftakt gegen Polen anknüpfen. Jetzt haben wir ein Endspiel gegen Österreich vor der Brust. Da wird sich zeigen, wie gefestigt die Mannschaft ist», sagte Abwehrchef Per Mertesacker.

Kapitän Michael Ballack sprach Klartext und bestätigte die Einschätzung, dass die Mannschaft nach dem 2:0-Auftakt gegen Polen offensichtlich überheblich ins Duell gegen die Kroaten gegangen sei: «Ich glaube schon», sagte Ballack und sprach von einem «Problem, mit dem Lob umzugehen». Zusätzlich sauer war nicht nur der Kapitän auf den eingewechselten Bastian Schweinsteiger, der in der Nachspielzeit wegen eines Revanche-Fouls an Jerko Leko auch noch die Rote Karte sah. «Damit fehlt uns eine Option», beklagte Ballack die Folge der nun kommenden Sperre. Erst elf Minuten vor dem Ende war Lukas Podolski mit seinem 3. Turnier-Tor der Anschluss gelungen.

Damit benötigt das DFB-Team am kommenden Montag in Wien gegen Gastgeber Österreich wohl einen Sieg, um nicht wie 2000 und 2004 nach der Vorrunde nach Hause fahren zu müssen. Die Treffer für die von Trainer Slaven Bilic taktisch hervorragend eingestellten Kroaten erzielten vor 30 461 Zuschauern im Wörthersee-Stadion Darijo Srna (24.) und HSV-Profi Ivica Olic (62.). Wie Löw das Gruppen-Finale angehen will, konnte er spontan nicht sagen. «Geben Sie mir mal einen Tag Zeit, um Erkenntnisse daraus zu ziehen», sagte der 48-Jährige nach seiner bittersten Niederlage als Bundestrainer und wirkte sichtlich ratlos dabei.

«Das war sicherlich ein Rückschlag. Wir sind alle tief enttäuscht über dieses Spiel», lautete die erste Reaktion von Löw. Man habe die Deutschen mit ihren eigenen Waffen geschlagen, erklärte Kroatiens Spielführer Niko Kovac selbstbewusst. «Wir hatten heute den größeren Willen und das größere Herz.»

Vier Tage nach dem überzeugenden Turnierstart ließ die DFB-Auswahl alle Tugenden vermissen, die sie gegen Polen ausgezeichnet hatten. Statt auch dieses Spiel entschlossen an sich zu reißen, fand das Löw- Team gegen die tief stehenden Kroaten mit ihren zwei Vierer-Ketten kein Rezept. Bilic hatte es verstanden, die Schwachstellen im Spiel der deutschen Mannschaft zu analysieren und seine Elf darauf einzustellen.

Als Problemzone erwies sich die Defensive, in der Marcell Jansen auf der linken Seite mit schöner Regelmäßigkeit überlaufen wurde. Da auch Christoph Metzelder im Deckungszentrum Spritzigkeit und Biss fehlten, war es allein Per Mertesacker und dem fehlerlosen Jens Lehmann zu verdanken, dass das Team nicht deutlicher ins Hintertreffen geriet. Mit der Einwechslung von David Odonkor für Jansen und einer neuen Aufgabenverteilung reagierte Löw in der Halbzeit auf die Schwächen seiner Defensivabteilung. Durch die Maßnahme wurde zwar die Abwehr etwas stabiler, doch die erhoffte Initialzündung für die gesamte Mannschaft blieb aus.

Auch in der Offensive blieb der dreimalige Europameister hinter den Erwartungen zurück. In seinem 50. Länderspiel hatte Podolski zwar viele Ballkontakte, fand für seine Pässe in der Spitze aber keine Abnehmer, da die Harmonie zwischen Miroslav Klose und Mario Gomez nicht stimmte. Auch nach dem Rückstand konnte die deutsche Mannschaft das Spiel nicht an sich reißen, weil Ballack, der das Team zum 40. Mal als Kapitän aufs Feld führte, nicht der erhoffte Organisator war.

Gleich bei ihrer ersten Gelegenheit schlugen die Kroaten zu. Danijel Pranjic setzte sich auf der linken Seite gegen Lahm und Fritz durch und flankte in die Mitte, wo Jansen Torschütze Srna aus den Augen ließ. Dieser Treffer wirkte wie ein Schock für die deutsche Mannschaft, die sechs Minuten später beinahe das 0:2 durch Niko Krajncar kassiert hätte. Erst Ballack mit einem Freistoß-Knaller aus fast 30 Metern setzte das erste Achtungszeichen (33.). Dass die DFB- Elf nicht mit einem höheren Rückstand in die Kabine ging, hatte sie Lehmanns Reaktionsvermögen zu verdanken. Mit einer Parade gegen Krajncar verhinderte der Keeper das drohende 0:2.

Viel ließen die cleveren Kroaten auch im zweiten Durchgang nicht zu. Das Team zog sich geschickt zurück und ließ auch dem schnellen Odonkor keinen Raum für seine Sprints. Als Podolski eine Flanke des Schalkers Ivan Rakitic unglücklich abfälschte, prallte der Ball unerreichbar für Lehmann an den Pfosten. Olic reagierte am schnellsten und staubte zum 2:0 ab. Podolski sorgte mit seinem 28. Länderspiel-Tor zwar noch einmal für Hoffnung, doch für mehr reichte es nicht mehr.

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