14.06.2004 21:00 Uhr

Trapattoni selbstbewusst, Olsen gelassen

Im ersten Spiel der Gruppe C begegnen sich an der Seitenlinie zwei ehemalige Bundesligatrainer: Giovanni Trapattoni jonglierte einst mit leeren Weizen-Flaschen und betreut heute südländische Fußball-Diven. Morten Olsen war einmal Hüter der Kölner Geißböcke, im entferntesten Sinne hat er auch heute noch mit Hörnern zu tun: die Vorfahren seiner heutigen Schützlinge trugen diese an ihren Helmen. Konkret: Italien trifft auf Dänemark.

Vergangenheitsbewältigung und süße Erinnerungen

Im Estadio D. Afonso Henriques von Guimarães wollen die Italiener heute den Grundstein zum zweiten EM-Titel nach 1968 legen. Der "Stachel" der Niederlage im letzten Finale gegen Frankreich sitzt noch tief, das "Golden Goal" von David Trezeguet hatte die Azzuri aus allen Träumen gerissen - jetzt wollen sie es erst recht wissen. Die Dänen träumen noch heute von der Europameisterschaft 1992, als sie aus dem Urlaub zurückgeholt wurden (weil Jugoslawien kurzfristig von der EM ausgeschlossen wurde) und dann sensationell (im Finale gegen Deutschland) den Titel gewannen. Auch in Portugal hat man allenfalls Außenseiterchancen, was aber - wie gesehen - generell kein Nachteil sein muss.

Rivalitäten "ad Akta" gelegt

Nachdem es im italienischen Starensemble zuletzt immer wieder Diskussionen um Stammplatzansprüche gegeben hatte, ist in der Squadra Azzura jetzt ganz offiziell wieder Ruhe eingekehrt, das bekundete jedenfalls Christian Vieri von Inter Mailand. Auch Francesco Totti, der mit seinen Andeutungen über einen eventuellen Wechsel vom AS Rom zum AC Mailand (dort würde er angeblich 7 Millionen Euro pro Jahr verdienen) die Unruhen noch verstärkt hatte, pocht darauf, dass Rivalitäten ganz normal seien, und die ganze Angelegenheit von den Journalisten unnötig aufgebauscht würden.

"Trap" gibt sich selbstbewusst

Italiens Coach Giovanni Trapattoni ist sich - trotz der Niederlage gegen die Dänen beim letzten Aufeinandertreffen - seiner Sache sehr sicher: seine Mannschaft sei fit und die bessere von beiden, er hat auch kein Problem damit, seine Startaufstellung frühzeitig bekannt zu geben. Geheimhaltung wäre aber auch nicht nötig gewesen, denn es spielt genau die Elf, die alle erwartet hatten: Buffon ist im Tor gesetzt, Nesta, Panucci, Cannavaro und Zambrotta bilden die bei den Italienern traditionell starke Verteidigung. Im Mittelfeld tummeln sich Zanetti, Perrotta, Camoranesi, Totti sowie Alessandro Del Piero als hängende Spitze hinter Christian Vieri. Trotz des ganzen Optimismus bleibt Ex-Bayern Coach Trapattoni auch Realist: "Ich weiß, dass die Dänen ein aggressives und spielerisch starkes Team sind. Wir wollen uns aber nicht so überraschen lassen wie die Portugiesen."

Auf Ottos Spuren

Eine Überraschung griechischer Art würde den Dänen aber ganz gut ins Konzept passen, Trainer Morten Olsen fühlt sich in der Rolle des Außenseiters ganz gut: "Die Italiener haben sich selbst zum Favoriten gemacht, damit haben wir kein Problem". Die Griechen und Otto Rehhagel haben im Eröffnungsspiel gezeigt, wie man über Leidenschaft und Kampf - kombiniert mit einer klugen Taktik - auch gegen nominell überlegene Teams zum Erfolg kommen kann.

Ebbe hofft auf Tor-Flut

Schalkes Ebbe Sand rückt aufgrund des Ausfalls von Jesper Gronkjär (er ist wegen des Todes seiner Mutter noch in Dänemark) aller Voraussicht nach in die Startelf und könnte mit Treffern gegen die Italiener seine Torjägerqualitäten mal wieder unter Beweis stellen. Neben Sand werden wohl Rommedahl (PSV Eindhoven) und Martin Jörgensen von Udinese Calcio die Abteilung Sturm komplettieren, für Jörgensen könnte eventuell aber auch Peter Madsen vom VfL Bochum zum Einsatz kommen. Mit Niclas Jensen (Borussia Dortmund) und Christian Poulsen (Schalke 04) stehen noch zwei weitere Bundesliga-Legionäre in der voraussichtlichen Startaufstellung.

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