04.05.2005 23:45 Uhr

Ambrosini rettet taumelnden AC Mailand

Eindhoven (dpa) - Der Topfavorit wankte bedenklich - und durfte am Ende doch jubeln. Massimo Ambrosini hat einen taumelnden AC Mailand mit seinem Kopfballtor in letzter Minute vor dem drohenden K.o. im Halbfinale der Champions League bewahrt.

«Milan zittert sich ins Finale - unverdient!», lautete das schonungslose Urteil der «Gazzetta dello Sport» nach der 1:3-Niederlage beim PSV Eindhoven, mit der sich die Italiener zum zehnten Mal für ein Endspiel im Europapokal der Landesmeister qualifizierten. Mittelfeldspieler Andrea Pirlo brachte die 90 Minuten im Philips-Stadion aus italienischer Sicht auf den Punkt: «Ein hässlicher Abend, aber wir haben es geschafft.»

Acht Tage nach dem scheinbar beruhigenden 2:0-Sieg im Hinspiel durchlebten Clubbesitzer Silvio Berlusconi und Millionen Tifosi vor dem Fernsehen ein Wechselbad der Gefühle, ehe Ambrosini mit dem 1:2 in der Nachspielzeit die drohende Verlängerung abwendete. «Das entscheidende Tor zu machen, ist ein Wahnsinnsgefühl. Ein Traum. Ich habe den Ball mit nach Hause genommen», jubelte der 27-Jährige, der eine Flanke des Brasilianers Kaka zu seinem ersten Champions-League-Treffer nutzte. «Ambrosini verhindert ein neues Korea», schrieb die Zeitung «La Stampa» in Anspielung auf Italiens Scheitern im Achtelfinale der WM 2002. In der Tat durften sich die Italiener nach dem 1:0 durch den Koreaner Ji-Sung Park (9.) an eine der bittersten Stunden ihrer Fußball-Geschichte erinnert fühlen.

«Wir haben heute sicher nicht das beste Milan gesehen, aber ich will den Finaleinzug dennoch genießen», sagte Carlo Ancelotti, der nun am 25. Mai in Istanbul gegen den FC Liverpool seinen zweiten Champions-League-Triumph als Trainer nach 2003 anpeilt. Sogar bereits die sechste Final-Teilnahme erlebt am Bosporus Veteran Paolo Maldini, der sich bei einem Zusammenprall mit Jan Vennegoor of Hesselink früh am Kopf verletzte und in der Halbzeit ausgewechselt werden musste.

In Eindhoven wurde aber auch deutlich, dass die Abwehr, früher das Prunkstück des AC Mailand, in die Jahre gekommen ist. Das einstige Bollwerk des sechsfachen Europapokalsiegers, das inzwischen ein Durchschnittsalter von 32,5 Jahren aufweist, wurde von den Angreifern des niederländischen Meisters sturmreif geschossen. Lediglich der krönende Abschluss blieb der Elf von Guus Hiddink versagt. «Vielleicht klingt es arrogant, aber wir wussten, dass wir das Spiel bestimmen können. Dass wir jetzt mit leeren Händen dastehen, ist bitter», meinte der Coach, der vor drei Jahren Gastgeber Südkorea auf Platz vier bei der Weltmeisterschaft geführt hatte.

In den Katzenjammer über das unglückliche Ausscheiden mischte sich beim PSV aber auch ein wenig Stolz auf die eigene Leistung. «Ich bin sehr enttäuscht. Wir waren in 180 Minuten Fußball die bessere Mannschaft und stehen doch am Ende mit leeren Händen da», haderte Kapitän Mark van Bommel mit dem Schicksal. Und Doppel-Torschütze Philip Cocu, nach dessen Kopfballtreffer zum 2:0 (65.) sich der PSV auf dem Weg in die Verlängerung befand, klagte: «Ich bin völlig fertig. Nur eine Mannschaft hat auf Sieg gespielt, und das waren wir.» Mit seinem zweiten Tor sorgte Cocu in der zweiten Minute der Nachspielzeit immerhin wieder für den alten Abstand - zum Weiterkommen reichte es nicht mehr.

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