12.04.2005 23:45 Uhr

Bayerns Europacup-K.o. trotz 3:2 gegen Chelsea

München (dpa) - Trotz großer Moral ist der FC Bayern München bei seiner Aufholjagd gescheitert und hat im 100. Champions-League-Spiel einen bitteren Abschied vom Olympiastadion genommen.

Sechs Tage nach der 2:4-Niederlage in London gewann der deutsche Rekordmeister das Rückspiel gegen den FC Chelsea zwar mit 3:2 (0:1), verpasste aber zum vierten Mal nacheinander seit dem Final-Triumph von 2001 in der Königsklasse des europäischen Fußballs den Einzug ins Halbfinale.

Vor 59 000 Zuschauern trafen Claudio Pizarro (65.), Paolo Guerrero (90.) mit seinem ersten Europapokal-Tor und Mehmet Scholl (90.+5) für die Bayern, die letztlich an ihrer schwachen Chancenverwertung scheiterten. Frank Lampard (30.) und Didier Drogba (80.) hatten die Engländer zwei Mal in Führung gebracht. Auf den Spitzenreiter der Premier League wartet nun im Halbfinale der Gewinner des Duells FC Liverpool - Juventus Turin.

«Wir hätten heute nicht ausscheiden müssen, denn es war ein furioses Spiel meiner Mannschaft. Wir sind auf dem Niveau von Chelsea, da entscheidet die Tagesform. Die war bei uns letzte Woche schlecht, deshalb sind wir draußen», sagte der enttäuschte Bayern-Trainer Felix Magath, der bereits im Vorjahr als Coach des VfB Stuttgart an Chelsea gescheitert war.

Die nötige Leidenschaft und Aggressivität, um den Zwei-Tore-Rückstand wettzumachen, war den Bayern nicht abzusprechen, allerdings fehlten ihnen Entschlossenheit und Cleverness vor dem gegnerischen Tor. Denn ausgerechnet die Rückkehrer Roy Makaay und Pizarro, die bis dahin zehn von 17 Champions-League-Toren der Münchner in dieser Saison erzielt hatten, wurden den Erwartungen an ihre Treffsicherheit nicht gerecht. Pizarro fehlte zehn Tage nach seinem Muskelfaserriss die Frische, an Makaay lief das Spiel völlig vorbei.

Dabei verfügten die Münchner mit konsequentem Spiel über die Flügel eigentlich über ein probates Mittel, um das Bollwerk der defensiv eingestellten Engländer zu knacken. Ze Roberto, der sein bestes Saisonspiel im Bayern-Trikot ablieferte, und Bastian Schweinsteiger schlugen von Außen immer wieder gute Flanken, fanden jedoch in der Mitte zu selten Abnehmer. Klar im Schatten dieses Duos stand Michael Ballack, der im Duell der Spielgestalter gegen Frank Lampard zweiter Sieger blieb. Vier Minuten vor der Pause vergab der Regisseur nach einem der zahlreichen Fehler von Robert Huth die Chance zum Ausgleich kläglich. Erst Mitte der zweiten Halbzeit setzte Ballack dank seiner Kopfballstärke noch einmal Akzente.

Das Konzept von Magath, den Gegner unter Druck zu setzen, um möglichst früh das erste Tor zu erzielen, wäre fast schon nach 96 Sekunden durchkreuzt worden. Doch Oliver Kahn war auf der Hut, als Drogba allein aufs Bayern-Tor zusteuerte, und klärte per Fußabwehr. Die Antwort der Münchner ließ nicht lange auf sich warten. Nach einem schönen Flankenlauf von Ze Roberto, der Huth nicht nur in dieser Szene schlecht aussehen ließ, scheiterte der freistehende Pizarro (5.) am reaktionsschnellen Petr Cech im Chelsea-Tor. «Wenn zu diesem Zeitpunkt das 1:0 fällt, wären sie fällig gewesen, die Londoner», ärgerte sich Bayern-Präsident Franz Beckenbauer zur Halbzeit.

Wie aus heiterem Himmel gerieten die Bayern nach einer halben Stunde durch den ersten Torschuss des FC Chelsea in Rückstand. Und wie im Hinspiel beim schnellen 0:1 durch Cole war es der Brasilianer Lucio, der den Ball von Lampard unhaltbar für Kahn mit der Hacke ins eigene Tor abfälschte. Vorausgegangen war ein verlorenes Laufduell von Willy Sagnol gegen Joe Cole.

Mit der Einwechslung des offensivstarken Mehmet Scholl für Defensiv-Mann Martin Demichelis zog Magath sieben Minuten nach der Pause seinen letzten Trumpf aus dem Ärmel. Nachdem Kahn gegen Damian Duff (60.) das drohende 0:2 verhindert hatte, starteten die Bayern eine eindrucksvolle Schluss-Offensive. Als Cech Ballacks Kopfball nur an den Pfosten lenken konnte, staubte Pizarro zum 1:1 ab und gab den Bayern noch einmal Hoffnung. Die Führung lag zwei Mal in der Luft: In der 69. Minute köpfte Huth nach Flanke von Bixente Lizarazu an die eigene Latte, anschließend rettete Eidur Gudjohnsen nach Ballacks Kopfball auf der Linie. Doch zehn Minuten vor dem Ende machte Drogbas Tor allen Münchner Träumen ein Ende.

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