24.06.2004 23:45 Uhr

Portugal entdeckt den Fußball

Tempo, Tore, Dramtik pur. Das war ein wahres Fußballfest, das uns die Beteiligten im Stadion des Lichts geboten haben. Der letztendlich verdiente Sieg der Gastgeber über ein aufopferungsvoll kämpfendes englisches Team versetzte ein ganzes Land in einen kollektiven Freudentaumel.

Portugals Keeper Ricardo avancierte zum Helden des Abends. Zuerst parierte er im Elfmeterschießen gegen Darius Vassell, um sich dann selbst das Leder zu schnappen und mit einem platzierten Schuß die Entscheidung herbeizuführen. Portugal 8 - England 7!

Paukenschlag durch Owen

England legte los für die Feuerwehr. Mit dem ihnen eigenen Tempofußball rollten sie gleich die ersten Angriffe auf das portugiesische Tor. Schon nach einer Minute war Liverpools Michael Owen auf dem Weg zum Tor, der Schiedsrichter jedoch unterband die Aktion zurecht wegen Abseits. Zwei Minuten später erhielt Englands No. 10 seine zweite Chance. Keeper David James hatte einen weiten Abschlag ausgeführt, den Verteidiger Costinha direkt zum englischen Stürmer weiterleitete. Owen holte den Zauberfuß raus und zirkelte das Leder aus der Drehung über den verdutzten Ricardo hinweg ins Tor.

Figo und Co. berennen James

In der Folgezeit rollten die portugiesischen Angriffswellen auf das Tor des Gegners. Chancen wurden reihenweise herausgespielt und genauso oft vergeben. In der 10. Minute scheiterte Nuno Gomes per Hacke an der Breite des englischen Tores, nach 17 Minuten ist die Höhe bei einem Schuss durch Miguel nicht passend.

Die Briten unterbrachen diese Angriffe ihrerseits immer wieder durch schnell vorgetragene Konter, zumeist über Beckham, Rooney und Owen vorgetragen. Nach 22 gespielten Minuten dann ein Schock für England. Wayne Rooney verletzte sich bei einem Laufduell und mußte kurze Zeit später ausgetauscht werden. Für den Aufsteiger der EM kam Darius Vassell von Aston Villa.

Wechselspiel mit Folgen

Dei zweite Hälfte begann genauso, wie die erste endete. Mit einem Sturmlauf der Gastgeber. Immer wieder schwamm Englands Defensive - phasenweise aus 11 Spielern bestehend - und immer wieder scheiterten Portugals Spieler an der Tatsache, dass ein Fußballtor nur 7,32 m breit und 2,44 m hoch ist. Ihr brasilianischer Coach Scolari reagierte mit einem Wechsel (75.), der für großen Unmut unter den Fans sorgte, sich im Nachhinein aber als Glücksgriff herausstellen sollte. Er nahm Superstar Luis Figo vom Feld und brachte mit Helder Postiga von den Tottenham Hotspurs einen frischen Stürmer. Die Halsschlagadern des frustrierten Figo sollen noch jetzt geschwollen sein...

Acht Minuten nach dem Wechsel war Scolari dann der gefeierte Mann. Völlig unbedrängt kann Joker Postiga im Sechzehner hochsteigen und das Leder mit einem platzierten Kopfball im englischen Tor versenken. Der überfällige Ausgleich.

In der Nachspielzeit gab es dann noch einen mittelgroßen Aufreger, als der Ball nach einem Kopfball durch Sol Campbell die Maschen des portugiesischen Tores ausbeulte. Da zuvor jedoch Torwart Ricardo durch Englands Hünen Terry bedrängt worden war, entschied der Unparteiische Urs Meier zu Recht auf Freistoß Portugal.

Je länger der Abend, desto schöner die Tore

Wer nun der Meinung war, die 22 Beteiligten würden die halbstündige Verlängerung nutzen, um sich für ein mögliches Elfmeterschießen zu schonen, der sah sich schwer getäuscht. Mit irrsinnigem Tempo drückte vor allem Portugal auf die Entscheidung. Es sollte jedoch bis zur Minute 110 dauern, ehe die Bemühungen der Iberer Früchte trugen. Der eingewechselte Altstar Rui Costa schüttelte an der Strafraumgrenze Gegenspieler Neville ab, legte sich die Kugel auf den starken rechten Fuß und torpedierte die dann aus 16 Metern unter die Latte des enlischen Tores. David James konnte einem Leid tun.

Die Briten, bis dato mehr um die Reinigung der eigenen Defensivzonen bemüht, drehten noch einmal so richtig auf. Mit Erfolg: Im Anschluss an eine Beckham-Ecke verlängert der lange Terry den Ball per Kopf auf Frank Lampard. Und der Mittelfeldakteur kann den Ball aus der Drehung einnetzen. Der Ausgleich.

Elfmeter-Lotto

Für seinen Mut muss man ihn ja bewundern, diesen David Beckham. Die letzten zwei Elfmeter im Trikot der Nationalelf hatte er zwar verschossen, das war für den Real-Star aber kein Grund, sich vor der Verantwortung zu drücken. Portugal hat es gefreut, denn Becks drosch gleich den allerersten Elfer in den Abendhimmel von Lissabon.

Da es ihm Rui Costa - zuvor noch gefeierter Torschütze - gleichtat, stand es nach jeweils 5 getretenen Elfmetern immer noch Unentschieden. Und dann kam die Minute des Ricardo Alexandre Martins Soares Pereira, genannt Ricardo. Zunächst parierte er den Schuss von Vassell, um sich dann durch seinen Treffer unsterblich zu machen.

Ein tolles Spiel mit einem unglücklichen Ende für England. Portugal feiert und freut sich schon jetzt auf das Halbfinale, in dem der Sieger der Begegnung Schweden gegen Holland erwartet wird.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten