17.06.2004 23:45 Uhr

Frankreich am Rande einer Niederlage

Fast wäre es um den Titelverteidiger geschehen. Hätte Kroatiens Ivica Mornar in der zweiten Minute der Nachspielzeit aus 4 Metern das Tor getroffen und den silbernen EM-Ball nicht in den Abendhimmel von Leiria gedroschen! So sahen die knapp 28.000 Zuschauer im Estadio Dr. Magalhães Pessoa ein letztlich leistungsgerechtes 2:2 Unentschieden in einem wenigstens in der zweiten Hälfte ansehnlichen Spiel.

Kroaten verweigern die Arbeit

Die Franzosen nahmen schon zu Spielbeginn das Heft fest in die Hand. Mit der ihnen eigenen Arroganz versuchten sie, den kroatischen Abwehrverband auseinanderzunehmen, rannten sich dabei allerdings immer wieder fest. Bezeichnenderweise mußte ein Kroate den Weltmeister von 1998 in Führung schießen. Zidane brachte einen Freistoß in Frings-Manier in den gegnerischen Sechzehner, wo Abwehrrecke Igor Tudor die Kugel irgendwie an seine Hacke bekam, von wo aus sie ins Tor trudelte (22. Minute).

Kroatien zeigte zwar im Abgrätschen von Bällen unmenschliches, das Spiel nach vorne schien den Baric-Mannen allerdings nicht so gut zu gefallen. Die meisten Angriffe wurden in Unterzahl geführt, Sturmspitze Dado Prso sah sich oftmals zwei oder drei Gegenspielern hilflos ausgeliefert. Erst in der 44. Minute kam der Underdog zum ersten Torschuss. Simic setzte das Leder knapp am linken Pfosten vorbei.

Sinneswandel mit Folgen

Vom Anpfiff an bekam der Zuschauer in der zweiten Halbzeit den Eindruck, das sich Kroatien doch noch anschicken würde, das Tor von Barthez etwas energischer zu attackieren.

Etwas überraschend kam er allerdings dann doch daher, der Ausgleich. Mikaël Silvestre war es, der mit einer ganz ungeschickten Abwehraktion Dovani Roso im Strafraum legte. Die Chance ließ sich Flügelstürmer Milan Rapaic nicht entgehen. Mit einem festen und platzierten Schuss ins rechte Eck ließ er der französischen Nummer 1 keine Chance.

Man hatte sich auf Seiten des Titelverteidigers kaum von dem Schock erholt, als die Kroaten ihren nächsten Stich ins französische Herz setzten. Ausgerechnet Routinier Marcel Desailly trat bei einem Abwehrversuch ein riesiges Loch in die Luft - Dado Prso bedankte sich auf seine Art und wuchtete das Leder unhaltbar unter den Querbalken des gegnerischen Gehäuses.

In der Folgezeit wirkten die Spieler vom Balkan wesentlich zielstrebiger bei ihren Angriffsbemühungen und demonstrierten dabei eindrucksvoll die Verwundbarkeit der Abwehr des Topfavoriten.

Trezegoal sagt merci

Und wieder sorgte ein individueller Fehler für ein ausgebeultes Tornetz. Igor Tudor, den Baric als Stabilisator der Abwehr angedacht hatte, spielte einen katastrophalen Rückpass zu seinem Torhüter. Butina drosch den Ball nach vorne, statt ins Seitenaus und traf damit David Trezeguet. Voila - den Ball in das verwaiste Tor zu bekommen, das hatte der Franzose gelernt.

Alles offen in Gruppe B

Vor den letzten Gruppenspielen ist damit noch keine der vier Mannschaften ausgeschieden. Die Schweiz wäre bei einen Sieg über Frankreich weiter, während der Equipe Tricolore ein Unentschieden genügen würde. Und Kroatien muss das wiedererstarkte England bezwingen, um den frühzeitigen Flug nach Zagreb zu vermeiden. Das verheißt Spannung pur.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten