13.06.2004 23:45 Uhr

Zidane zaubert, England hadert

Mit zwei Paukenschlägen in der Nachspielzeit hat Weltfußballer Zinedine Zidane die siegessicheren Engländer aus dem Reich der Träume geholt. Damit sorgte der französische Spielmacher für ein Ende, mit dem keiner der 65.000 Zuschauer mehr gerechnet hatte und welches stark an das Champions League Finale der Münchener Bayern gegen Manchester United erinnerte. Diesmal waren allerdings Inselfußballer die Leidtragenden.

Flotter Beginn und zähes Ringen

Gleich zu Beginn zeigten beide Teams den Willen, als Sieger aus diesem Prestige-Duell hervorzugehen. Dabei agierte der Titelverteidiger zwar technisch reifer, sah sich aber einer leidenschaftlich kämpfenden britischen Elf gegenüber - wahrlich kein Zuckerschlecken. So kam es nur zu ein paar Szenen, die so etwas wie Torgefahr heraufbeschworen. Zidane mit einem Distanzschuss und David Trezeguet mit einem Kopfball knapp über die Latte ließen erahnen, warum hier der Topfavorit der EM 2004 auf dem Platz stand. England hingegen baute in erster Linie auf eine sichere Abwehr und darauf, dass mit Wayne Rooney und Michael Owen zwei flinke Konterstürmer in vorderster Front auf Futter warteten.

Ecke - Tor

Schließlich war es eine Standardsituation, die den Insulanern die Führung brachte. David Beckham, bis dahin noch nicht wirklich in Erscheinung getreten, trat eine Ecke millimetergenau auf den Kopf von Frank Lampard, der mit seinem wuchtigen Kopfball zum 1:0 einlochen konnte. Bis zur Pause fiel der Equipe Tricolore nichts wirklich Zwingendes mehr ein, so dass die ca. 35.000 englischen Fans zumindest für 15 Minuten den größten Chor Portugals bilden konnten.

Elfmeterreif und Elfmeter drin

Zu Beginn von Hälfte zwei konnte dann ein Sturmlauf der technisch versierteren Franzosen erwartet werden. Die Zidanes, Henrys und Trezeguets zeigten zwar gelungene Kombinationen, diese führten jedoch in den seltensten Fällen zu Torchancen. In der 51. Minute kam dann auch noch das Pech dazu. Nach einer Flanke durch Thierry Henry von der linken Seite prallte die Kugel an die ausgestreckten Arme von ManU-Verteidiger Gary Neville, der in dieser Situation eher wie ein Schwimmer beim Sprung vom Startblock als ein Fußballspieler aussah. Schiri Markus Merk wertete diese Einlage als unabsichtlich und ließ die Partie zum Unmut der Franzosen weiterlaufen.

Was den einen verwehrt von den anderen begehrt. Frankreichs Ersatzverteidiger Silvestre konnte in Minute 74 den auf das Tor zustürmende Angriffswunder Rooney nur mit unfairen Mitteln bremsen. Und da sich diese Szene im eigenen Sechzehner abspielte, blieb dem deutschen Unparteiischen nichts anderes übrig, als auf Strafstoss zu entscheiden. Dieser wäre sicherlich von David Becks Beckham verwandelt worden, schade nur, das sein Gegenüber im Tor der Franzosen an diesem Abend Fabien Barthez hieß. Der exzentrische Keeper erahnte die richtige Ecke und streckte seine 180 cm zur Parade des Abends.

Das Beste kommt zum Schluss

Und das konnte wirklich keiner ahnen! Wer auch immer dem eingewechselten Emile Heskey den Auftrag gegeben hat, in der Abwehr mit auszuhelfen, er hat seiner Mannschaft einen Bärendienst erwiesen. Der bullige Liverpooler Stürmer provozierte in der ersten Minute der Nachspielzeit durch sein ungeschicktes Verhalten einen Freistoß für den schon geschlagenen Gegner. Und eine solche Chance läßt sich ein Zidane nicht entgehen. Mit Unterstützung des britischen Keepers David James, der freundlicherweise die Torwartecke freimachte, zirkelte Zizou das Leder aus 23 Metern zum Ausgleich in die Maschen.

England ließ kollektiv den Kopf hängen und der bis dahin im defensiven Mittelfeld stark auftrumpfende Steven Gerrard leistete sich den nächsten groben Schnitzer. Seine Rückgabe konnte Thierry Henry erhaschen, so dass Keeper James den schnellen Stürmer nur noch mit seinen 94 Kilogramm stoppen konnte. Der anschließende Elfer war dann für Stratege Zidane ein Kinderspiel und für England ein Trauerspiel.

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