19.09.2013 09:49 Uhr

Wüterich Klopp wegen Auftaktschlappe selbstkritisch

Jürgen Klopp wurde gegen Neapel aus dem Innenraum verbannt
Jürgen Klopp wurde gegen Neapel aus dem Innenraum verbannt

Den zweiten Akt des Trauerspiels verfolgte Jürgen Klopp im Kabuff des Hausmeisters. Dort musste der brodelnde Dortmunder Trainer via TV mitansehen, wie sein Team beim 1:2 (0:1) in Neapel vergeblich auf den Ausgleich drängte.

Den Zufluchtsort in den Katakomben des maroden Stadions San Paolo hatte er mit Bedacht gewählt. So blieb dem nach 30 Spielminuten auf die Tribüne verbannten Wüterich die Häme vieler heimischer Sitznachbarn erspart. Erst kurz nach dem Schlusspfiff kehrte Klopp reumütig zurück ins Rampenlicht. "Ich mach' da draußen den Affen! Das war wirklich doof", kommentierte er seinen Ausraster.

Bärendienst von Klopp

Mit seinem Wutausbruch am Spielfeldrand erwies der Coach seinem Team nach eigener Einschätzung einen Bärendienst: "An guten Tagen, wenn der Trainer seine Nerven im Griff hat, können wir was mitnehmen."

Weil Verteidiger Neven Subotic von einer Behandlung jenseits des Rasens auf Geheiß des Referees erst mit Verzögerung in die Partie zurückkehren durfte und die BVB-Abwehr deshalb beim 0:1 durch Gonzalo Higuaín (29.) noch nicht wieder vollends formiert war, hatte sich Klopp lautstark mit dem Vierten Offiziellen angelegt. "Ich habe mich direkt nach dem Spiel beim Vierten Offiziellen, beim Schiedsrichter und bei meiner Mannschaft entschuldigt. Die Emotionen, die ich herein gebracht habe, haben aus einem von uns nicht gut geführten Spiel ein hektisches gemacht."

Wie "im falschen Film"

Vor allem in den Minuten vor dem Pausenpfiff überschlugen sich die Ereignisse. Die Führung des Gegners, der Verweis des Trainers auf die Tribüne, die Auswechslung des verletzten Nationalspieler Mats Hummels und die Rote Karte für Torhüter Roman Weidenfeller (45.+1), dessen Handspiel außerhalb des Strafraums regelkonform geahndet wurde, brachten die Borussia mächtig ins Wanken. Nicht nur Mittelfeldspieler Nuri Sahin wähnte sich "im falschen Film".

Dass sich Weidenfeller-Ersatz Mitch Langerak bei einer Rettungstat in der zweiten Halbzeit auch noch zwei Schneidezähne abbrach, passte ins Bild von einem gebrauchten Abend. Nach dem 0:2 von Lorenzo Insigne (67.) schöpfte der BVB durch das späte Eigentor des Neapolitaners Juan Camilo Zúñiga (87.) zwar noch einmal Hoffnung, konnte aber den schmerzlichen Fehlstart in den noch in der Vorsaison märchenhaften Wettbewerb nicht mehr abwenden. Zumindest dem Anschlusstreffer gewann BVB-Präsident Reinhard Rauball positive Seiten ab: "Wenn es am Ende der Gruppenphase eng wird, könnte das im direkten Vergleich mit Neapel eine Rolle spielen."

Sperren für Weidenfeller und Klopp

Zu allem Überfluss wird die Niederlage des Bundesliga-Spitzenreiters beim Tabellenführer der Serie A noch ein Nachspiel haben. Neben der Sperre für Torhüter Weidenfeller könnte die UEFA auch eine Strafe für Klopp aussprechen. "Das liegt jetzt nicht mehr in meiner Hand", sagte der Coach, dem ähnliche Szenarien aus der Bundesliga bereits vertraut sind. Auf nationaler Bühne hatte er für vergleichbare Vorkommnisse schon diverse Geldstrafen kassiert. Klopp: "Wenn ich jetzt sage, es passiert nicht mehr, denken die Leute vielleicht, ich habe einen Lattenschuss. Ich wollte es nicht mehr machen, habe es trotzdem gemacht."

Nach zuletzt fünf Bundesliga-Siegen gab es für den BVB den ersten Saison-Dämpfer. Bereits im zweiten Spiel der schweren Gruppe F am 1. Oktober gegen Marseille steht der Vorjahresfinalist unter Zugzwang. "Wir müssen jetzt eine Schippe drauflegen", empfahl Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, "und einfach wieder registrieren, dass in der Champions League ein anderer Fußball gespielt wird als das in der Bundesliga der Fall ist."

Klopp empfahl allen Beteiligten, die Niederlage nicht überzubewerten: "Wir schenken jetzt nicht ab. Wir haben ein Auswärtsspiel verloren - mehr nicht." Die Botschaft des Trainers war ganz im Sinne von Sahin. Der türkische Nationalspieler sprach sich und seinen Mitstreitern schon vor dem Rückflug aus Neapel Mut zu: "Das Gute ist, dass wir noch fünf Spiele haben."

dpa

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten