26.03.2024 21:17 Uhr

"Major Tom" als DFB-Torhymne im Einsatz

Peter Schilling ist selbst großer Fußball-Fan
Peter Schilling ist selbst großer Fußball-Fan

Völlig losgelöst: Der Sänger Peter Schilling und eine Major-Tom-Bewegung haben mit Erfolg für eine neue DFB-Torhymne gekämpft.

Der 14. Juni. Deutschland gegen Schottland, EM-Eröffnungsspiel. Florian Wirtz schießt das späte Siegtor - und dann hebt er ab, völlig losgelöst von der Erde, Zehntausende breiten die Arme aus und schweben mit. Schweeereloooos.

Peter Schilling kribbelt es allein schon bei der Vorstellung eiskalt den Rücken herunter: Er wünscht sich, dass sich "dieser Traum vieler Fans und auch von mir tatsächlich erfüllen lässt", sagte der in München lebende Sänger dem SID. Doch: Der Countdown läuft.

42 Jahre, nachdem er seinen Welthit über den Astronauten Major Tom geschrieben hat, der niemals zur Erde zurückkehren wird, ist der Song durch einen adidas-Trikot-Clip zum heißeste Fußball-Thema im Internet geworden. Tausende Fans bestürmten den DFB, mit ihnen gemeinsam zu fliegen: "Die Erdanziehungskraft ist überwunden", wie es in "Major Tom" heißt. Und der Erfolg kam blitzschnell: Als Maximilian Mittelstädt am Dienstagabend zum 1:1 gegen die Niederlande traf, erklang tatsächlich der Neue-Deutsche-Welle-Hit aus den Lautsprechern.

Das Lied soll, ja, MUSS, so die Forderung, auch in Zukunft die deutsche Torhymne werden. Eine entsprechende Online-Petition "ist durch die Decke gegangen", hat Peter Schilling staunend festgestellt: Alles läuft perfekt, schon seit Stunden. Bis zum Dienstagabend hatten fast 70.000 Menschen unterzeichnet, Tendenz raketenhaft steigend. "Mit dieser Dynamik hatte ich nicht gerechnet", sagt Schilling.

Ob Schilling sich geehrt fühlt? "Ein klares Ja!" Es fühle sich "fantastisch an, dass ein Song, der 42 Jahre alt ist, heute bei den Fans so eine Euphorie auslöst."

Kein "Major Tom" bei der EM?

Die Euphorie hat auch ihn längst gepackt. Der 68-Jährige ist riesiger Fan, er hat selbst Fußball gespielt. Über ein Sichtungsturnier für Talente wäre er beinahe mal beim VfB Stuttgart gelandet. "Ich kann ungefähr nachempfinden, wie ein Profi fühlt, wenn er ein Tor geschossen hat", erzählt er: "Dieses Lebensgefühl wird durch die Zeile 'Völlig losgelöst' für die Spieler selbst und auch für das Publikum meiner Meinung nach am besten beschrieben."

Laut eines Berichts der "Sportschau" plant die Europäische Fußball-Union (UEFA) allerdings für den Sommer mit Tor-Jingles für alle Teams aus dem offiziellen EM-Song. Woll'n sie das Projekt denn so zerstör'n? Aber, immerhin - Verbände können "Vorschläge für Lieder zum Warm-Up und nach Abpfiff" einreichen.

"Major Tom" bekommt also die Chance, zum inoffiziellen EM-Superhit zu werden. Schilling würde es genießen, für ihn spricht der Song eine internationale Sprache: "Major Tom beziehungsweise die englische Version ist europaweit, weltweit ein Erfolg und in Ländern wie Spanien, England, Italien seit vierzig Jahren bekannt", sagte er. Erst 2023 habe er das Lied "auf Spanisch neu eingesungen". Effektivität bestimmt das Handeln.

Ein wenig Stolz ist Schilling natürlich auch, daraus macht er kein Geheimnis. "Schon als ich den Song 1982 geschrieben habe, habe ich gespürt, dass er eine Magie hat", sagt er. Als er später dann das Demo präsentierte, hätten die ersten Zuhörer geweint: "Bitte glaubt mir das", sagt Schilling: "Da wusste ich, wir haben was ganz Besonderes."

Und was sagt die Nationalmannschaft? "Ich bin ehrlich: Ich schreie bei eigenem Tor immer so laut, dass ich die Musik sehr spät wahrnehme", sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann: Auch eine Form von "völlig losgelöst".

Beim DFB ertönte bisher abseits von Turnieren "Kernkraft 400" von Zombie Nation - es hatte sich damals in einer Abstimmung durchgesetzt: Mit im Vergleich zur Major-Tom-Bewegung reichlich bodenständigen 19.000 Stimmen.

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