27.11.2023 08:58 Uhr

Kühbauer warnt Salzburg vor Ex-Klub Real Sociedad

"Don Didi" weiß, was auf Salzburg zukommt

Basken sind anders. Das weiß Dietmar Kühbauer aus seinen drei Jahren bei Real Sociedad (1997 bis 2000). Die Menschen aus der Region sind ihm ans Herz gewachsen. "Sie sind fußballverrückt, ohne dass sie durchdrehen", schilderte der frühere ÖFB-Legionär der APA - Austria Presse Agentur. Der aktuelle Erfolg seines Ex-Clubs in der Champions League überrasche ihn keineswegs. Salzburg prognostizierte er am Mittwoch (21.00 Uhr/live ServusTV) im Estadio de Anoeta einen schweren Gang.

"Salzburg braucht eine außergewöhnliche Leistung, um zu Punkten zu kommen", meinte Kühbauer, der mit dem Club aus San Sebastian 1998 Ligadritter war. So gut war Real Sociedad in Spanien seither nur einmal (Vizemeister 2003) klassiert. In der Vorsaison gab es Ligarang vier, in der Champions League überzeugte man im Herbst mit dem vorzeitigen Aufstieg ins Achtelfinale. "Für mich ist das keine Überraschung", betonte Kühbauer. "Die sind so gut - von hinten bis vorne."

"Don Didi", wie er nur in Österreich heißt, lobte besonders die Defensive. "Hinten arbeiten sie wie Tiere, vorne haben sie gute Qualität." Dazu würde Real Sociedad immer die Kontrolle über ein Spiel bewahren. "Sie werden nicht mit offenem Visier hineingehen. Aber wenn sie Räume haben, wird es sehr schwierig." Ihre "Riesenqualität" hätten die Basken bereits Anfang Oktober beim 2:0-Sieg in Salzburg gezeigt. Möglicherweise werden sie zu Hause nicht in Bestbesetzung antreten. "Aber ich kenne ihre Mentalität", erklärte Kühbauer. "Die Punkte wollen sie mitnehmen."

Im jüngsten spanischen Nationalkader stellte Real Sociedad fünf Akteure - mehr als jeder andere Club. Es handelte sich um Torhüter Alex Remiro, Verteidiger Robin Le Normand, die Mittelfeldspieler Martin Zubimendi und Mikel Merino sowie natürlich Mikel Oyarzabal. "Er sticht heraus, ein genialer Spieler", sagte Kühbauer über den zuletzt leicht angeschlagenen Offensivmann. "Vom Fußball-IQ und von den Skills her ist er brutal, einer der Besten." Einzig das Tempo würde dem Sociedad-Kapitän zur absoluten Weltspitze fehlen.

Kühbauer kennt Sociedad-Coach aus gemeinsamer Zeit

Mit Trainer Imanol Alguacil spielte Kühbauer selbst zusammen. Der 52-Jährige, einst Rechtsverteidiger, ist seit Ende 2018 im Amt. "Ein total lieber Kerl, aber ein introvertierter Typ. Er macht eine Toparbeit", lobte der gleichaltrige Burgenländer. "Er ist ein Baske mit Leib und Seele." Was die Menschen aus der autonomen Region auszeichne? Kühbauer: "Einen Basken zu gewinnen, braucht Zeit. Dann verlierst du ihn aber nicht mehr." Auch er habe nach mehr als 20 Jahren noch Freunde, mit denen er sich regelmäßig austausche.

Das Baskische war in Spanien insbesondere in der Franco-Diktatur (bis 1975) Repressionen ausgesetzt. San Sebastian (baskisch: Donostia) sei laut Kühbauer eine "fantastische Stadt", das Hinterland aber nach wie vor strukturschwach. Mit Real Sociedad und Athletic Bilbao (in Spanien aktuell Fünfter und Sechster) verfügt das Baskenland dennoch über zwei äußerst erfolgreiche Fußballclubs - und das bei lediglich etwas mehr als zwei Millionen Einwohnern. Der Stolz auf die eigene Herkunft könnte dabei eine Rolle spielen.

"Die Nachwuchsarbeit ist überall in Spanien top - dabei machen sie eigentlich nichts anders als wir in Österreich", meinte Kühbauer. "Vielleicht kommt es mit der Muttermilch, aber der Ball ist ihr Freund." Der Baske nehme dann auch noch den Körper dazu. "Sie haben eine andere Einstellung zum Fußball als alle anderen in Spanien. Die Burschen wollen das wirklich, die wollen rauskommen. Dazu sind sie sehr bodenständig." Teure Autos etwa hätten die Basken schon in seiner Spielerzeit nicht interessiert.

Stadionumbau 2019 abgeschlossen

Das Anoeta hatte damals noch eine Laufbahn. Nach einem 2019 abgeschlossenen Umbau sitzen die bis zu 39.000 Zuschauer in der Reale Arena, wie es durch eine Sponsorvereinbarung offiziell heißt, nun viel näher am Spielfeld. "Es hat sich viel verändert. Der Club war immer gut, aber mit dem Stadion haben sie es geschafft, eine andere Energie reinzubringen", sagte Kühbauer. "Es ist ein unglaubliches Stadion - und die Leute sind komplette Fußball-Narren. Das wird für Salzburg sehr schwer."

Um etwas mitzunehmen, müssten sich die Bullen anders präsentieren als in der heimischen Liga. "In Österreich müssen sie das Spiel machen, da tun sie sich schwerer." Ein echter Führungsspieler würde Salzburg in dieser Saison fehlen. "Heuer gibt es die Möglichkeit für Sturm und auch für den LASK", meinte Kühbauer, von dem sich die Linzer im Juni nach Liga-Endrang drei getrennt hatten. Sein Vertrag beim LASK läuft aber noch bis Sommer 2024.

Spätestens im nächsten Jahr will Kühbauer wieder als Trainer arbeiten. Angebote hätte es bereits gegeben. "Ich liebe es, Trainer zu sein, aber ich muss nicht alles machen." In der Bundesliga betreute der Ex-Internationale bereits die Admira, den WAC, St. Pölten, Rapid und den LASK. "Ich habe Erfolg gehabt, das traue ich mich zu sagen." Diesen wünscht Kühbauer auch seinem Nach-Nach-Nachfolger Robert Klauß bei Rapid. "Ich werde mein Leben lang Rapidler bleiben."

apa

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