03.10.2023 08:30 Uhr

Der rasante Aufstieg von Sturm-Gegner Raków

Fast stellte Rakow auch Kopenhagen ein Bein
Fast stellte Rakow auch Kopenhagen ein Bein

Michał Świerczewski war am 1. September nur teilweise zufrieden. Das erträumte Duell mit Liverpool war geplatzt, der LASK ebenfalls in eine andere Gruppe gewandert, aus Topf drei aber wurde sein Wunschlos gezogen. Świerczewski, 45 Jahre alt, Selfmade-Millionär und Patron des polnischen Meisters Raków Częstochowa, hatte sich zuvor in sozialen Netzwerken Sturm Graz als Gruppengegner in der Europa League gewünscht.

Über die Beweggründe seiner Österreich-Vorliebe ist bisher nichts bekannt, wahrscheinlich hielt Świerczewski den LASK und Sturm schlicht für die sportlich angenehmsten Aufgaben. Was nun umgekehrt genauso gilt: In einer Gruppe mit den italienischen und portugiesischen Topclubs Atalanta und Sporting sind die international unerfahrenen Tschenstochauer auf dem Papier der Punktelieferant. Wie Sturm unterlagen die Polen zum Start, in Bergamo gab es ein 0:2.

Rakóws steiler Aufstieg ist den Sturm-Verantwortlichen aber Warnsignal genug. Vor sieben Jahren noch kickte das Team aus der 220.000-Einwohner-Stadt in der dritten Liga, 2023 ist der Club polnischer Meister und Fast-Champions-League-Debütant. Nach Siegen in der Qualifikation gegen Flora Tallinn, Qarabag und Aris Limassol scheiterten die Rot-Blauen erst an der letzten Hürde FC Kopenhagen (1:2).

Plan mit Zweijahresetappen

Womöglich wäre der Durchmarsch der "Medaliki" (Medaillons) in die Königsklasse selbst im ambitionierten "Świerczewski-Plan" ein zu schneller Schritt gewesen. Unter dem früheren IT-Studenten, heute Inhaber der riesigen Einzelhandelskette x-kom und laut Forbes-Magazin 370 Millionen Euro schwer, geht es für den schlesischen Club seit 2014 zwar steil, aber nicht kopflos bergauf. Der Chef hat seinem Heimatverein einen Plan mit Zweijahresetappen verordnet, der bisher erfolgreich exekutiert wird.

2017 gelang der Aufstieg in die zweite Liga, 2019 kehrte Częstochowa ins Oberhaus zurück, 2021 wurde das 100-jährige Bestehen als Vizemeister mit dem Cupsieg gefeiert und 2023 der erste Meistertitel. Als Architekten des Erfolgs gelten Świerczewski und Marek Papszun. Während der Boss vom Gastspiel an der Anfield Road träumt, ist Erfolgstrainer Papszun seit einer ausgeschlagenen Vertragsverlängerung vereinslos. Assistenztrainer Dawid Szwarga stieg im zarten Alter von nur 32 Jahren zum Cheftrainer auf und verwaltet das Erbe bisher mit Erfolg. Als Ligadritter fehlen drei Punkte auf die Spitze.

Verletzungsausfälle in der Defensive

Die Mannschaft wurde teuer wie nie verstärkt. Świerczewski Ankündigung, keinen Spieler für mehr als 500.000 Euro zu holen, erwies sich als Bluff. Angeführt vom Deutsch-Ecuadorianer John Yeboah für kolportierte 1,5 Mio. Euro übersprang Raków für fünf weitere Spieler - wenn auch teils knapp - die definierte Schmerzgrenze. Mit dem früheren HSV-Spieler Sonny Kittel wurde auch ablösefreie Routine eingekauft. Die Personalsituation in der Defensive ist aktuell prekär. Drei Innenverteidiger, darunter Kapitän Zoran Arsenic und der griechische Neuzugang Stratos Svarnas, sind verletzt. Vier A-Nationalspieler aus Polen, Griechenland, Bosnien und Rumänien stehen im Kader.

Nicht alles hielt mit der rasanten Entwicklung des Vereins mit. Seine Europacup-Matches trägt Raków im eine Autostunde von Częstochowa entfernten Sosnowiec (Kapazität: 11.600) aus, weil das Heimstadion nicht UEFA-tauglich ist. Die 5.500 Fans fassende Anlage gehört nicht dem Club, sondern der Stadt. "Raków ist für Częstochowa etwas, worauf man stolz sein kann. Das Stadion, in dem wir spielen, etwas, wofür man sich schämen muss", erklärte Świerczewski, der eifrig Neubaupläne wälzen soll. Sollte es zu einem Treffen mit der Grazer Chefetage um Präsident Christian Jauk kommen, ein einendes Gesprächsthema wäre schnell gefunden.

apa

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