18.06.2021 12:03 Uhr

Niederlande will nach dem Gruppensieg mehr

Die Niederlande ist Gruppensieger
Die Niederlande ist Gruppensieger

Poulewinnaar! Die Niederlande sind noch nicht begeisternd, aber extrem effizient. Die Meinung ist: Da geht noch mehr.

Im wundervoll geschmückten Marktweg von Den Haag brach plötzlich Hektik aus. "De Koning! De Koning!", riefen die Menschen, und sie liefen aus ihren durch und durch beflaggten Häusern ganz aufgeregt zusammen - der König! Willem-Alexander bejubelte den zweiten EM-Sieg der Niederlande ganz volksnah beim Überraschungsbesuch in "der schönsten Oranjestraat" des ganzen Landes.

Der erste Poulewinnaar, also Gruppensieger: Die Niederlande träumen nach dem 2:0 (1:0) gegen Österreich groß. Frank de Boer zog der Euphorie allerdings gnadenlos den Stecker. "Wir haben ja die Erfahrung von 2008: Drei Superspiele - und dann, naja", warnte der Bondscoach: "Daran denke ich."

Damals demütigte Holland den Weltmeister Italien 3:0, fegte dann mit 4:1 über Frankreich hinweg und bezwang auch Rumänien - und es verlor sein erstes K.o.-Spiel total schwach gegen Russland. Diesmal soll alles anders werden. "Wir befinden uns in einem guten Rhythmus, um weit zu kommen. Die EM wird langsam mein Kindheitstraum", sagte Matchwinner Denzel Dumfries, die Entdeckung des bisherigen Turniers.

Niederlande "sorgenlos und sachlich"

Es war kein Feuerwerk, was die Niederländer gegen biedere Österreicher zündeten, wahrlich nicht, aber es reichte, um ihre Fans beseelt singend in die warme Nacht von Amsterdam zu schicken. "Sorgenlos und sachlich, nicht spektakulär und mitreißend", kommentierte die Tageszeitung "AD": "Aber rasend schnell - und ohne Kräfte zu vergeuden."

Der Weg ist vorgezeichnet. Die Niederlande spielen als Sieger der Gruppe C in Budapest gegen einen Dritten der Gruppen D/E/F - also potenziell Deutschland. "Am 27. Juni kommen hoffentlich viele Niederländer nach Ungarn", sagte Kapitän Georginio Wijnaldum. Im Siegesfall ginge es zum Viertelfinale nach Baku.

Doch so weit will diese hoch talentierte, aber auch merkwürdig gebremst spielende Elftal nicht denken. "Wir müssen aufpassen, dass wir im dritten Spiel Nord-Mazedonien nicht unterschätzen", betonte Wijnaldum nach einer kurzen Ehrenrunde: "Wir müssen ins Turnier hineinwachsen."

Das ist bemerkenswert gelungen, wenn auch gegen die anfangs unverständlich ängstliche Ukraine (3:2) und ein Team von Österreich, das über David Alaba hinaus wenig zu bieten hat. Taktgeber Frenkie de Jong ordnete im Mittelfeld selten Überfallfußball an. Tat er es mal, ging über Dumfries, der gegen Alaba einen Foulelfmeter herausholte (11.), und Memphis Depay, der diesen verwandelte, die Oranje-Post ab.

Weghorst fordert bessere Kommunikation

Der Rest war Verwaltung statt Spaßfußball. Mehr als einen Knopf am weißen Hemd spielte Oranje seinem König selbst in der Sommerhitze nicht auf. "Es kostet viel Kraft, wenn man kontrolliert spielt", sagte Daley Blind. "Am Ball hätten wir besser sein können."

Die Turnierkurve der Niederländer, für die Dumfries (67.) alles klar machte, soll sich eben langsam dem Höhepunkt entgegenbiegen. "Ich habe eine gute Elf gesehen, die eigentlich bei Ballbesitz mehr kann", sagte de Boer. "Wir schauen jetzt, wie wir das Spiel in Budapest angehen."

Zunächst aber wird analysiert. "Wir wollten gewinnen, koste es, was es wolle", sagte Depay, der selbst das noch leicht rostige Zusammenspiel mit dem Wolfsburger Stürmer Wout Weghorst kritisierte: "Wir müssen besser kommunizieren."

Der König war jedenfalls begeistert. "Der Zusammenhalt, der ausgestrahlt wird, ist einmalig", sagte er - er meinte damit allerdings den Haagse Marktweg mit seinen insgesamt 29 km "vlaggetjes". Das Bier aus der Flasche lehnte er ab. Kann ja alles noch kommen.

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