07.06.2016 17:06 Uhr

Spanien und das letzte Hurra der alten Garde

Gerard Piqué, Sergio Ramos und Iker Casillas wollen es nochmal wissen
Gerard Piqué, Sergio Ramos und Iker Casillas wollen es nochmal wissen

Vor der EM in Frankreich steht fest: Spanien hat den Umbruch verpasst. Zwar fehlen viele Superstars, verjüngt hat Trainer Vicente del Bosque die Mannschaft aber nicht. Was haben die alten Recken noch drauf?

Einmal noch zusammen ins Gefecht: Trotz der WM-Blamage von Brasilien will Spaniens Nationalmannschaft mit Bewährtem den Titel-Hattrick bei der EURO schaffen. Mit bewährtem Trainer, dem seit 2008 arbeitenden Vicente del Bosque. Und mit bewährtem Personal, denn den großen Wandel hat der 65 Jahre alte Coach trotz des peinlichen Vorrunden-Aus bei der WM 2014 nicht vollzogen.

Irgendwie haben die Spanier diesen Schock nach drei Turnier-Triumphen in Folge als Ausrutscher abgehakt und del Bosque tut größtenteils so, als sei er einfach gar nicht geschehen.

Die große Unbekannte

Die Zeit seit der WM lieferte kaum Aufschlüsse, ob del Bosque noch der Richtige ist. Die Spanier qualifizierten sich mit neun Siegen in zehn Spielen locker für die EURO, allerdings auch in einer relativ leichten Gruppe, mit einer 1:2-Niederlage in der Slowakei und verloren zudem Länderspiele in den Niederlanden (0:2) und Frankreich (0:1) sowie gegen Deutschland (0:1). Seit März 2015 ist Spanien nun wieder ungeschlagen. In der FIFA-Weltrangliste waren die Iberer zeitweise bis auf Rang zwölf abgerutscht, aktuell sind sie Sechster.

Zwar haben die Spanier die letzten beiden EM-Endrunden gewonnen, dennoch sind sie weit davon entfernt als Favorit geführt zu werden. Für del Bosque hat Gastgeber Frankreich die besten Karten. Einziger Trumpf der Spanier: Niemand weiß so recht womit zu rechnen ist. Die Spanier sind die große Unbekannte. 

In der Heimat gibt man allerdings nicht viel auf diesen Vorteil. Die Stimmung ist überwiegend negativ. Die Zeitung "El Pais" spottete gar, aus der Furia Roja, der roten Furie, sei die Furia Rota geworden, die kaputte Furie. Worauf del Bosque schimpfte: "Manche Medien stiften Hass. Das nervt mich und macht mich sauer."

Mannschaft altert

Der Ex-Nationalspieler und Trainer-Routinier setzt auf das Motto: Aus Erfahrung gut. Und so steht im Tor meist immer noch Iker Casillas (35), in der Abwehr Sergio Ramos (30) und Piqué (29), im Mittelfeld Cesc Fábregas (29) und Andrés Iniesta (32). Die befinden sich zwar im besten Fußballer-Alter und sind Helden der Generation "Europa-Welt-Europameister", doch Fans und Experten wünschen sich frischeres Blut. Zu einem Comeback verholfen hat del Bosque zuletzt Stürmer Aritz Aduriz - der ist zarte 35. Immerhin: Nach zahlreichen Verletzungen war Bayern Münchens Thiago zuletzt immer dabei.

Zurückgetreten sind nach der WM nur der inzwischen in Katar spielende Xavi und der für Melbourne FC in Australien stürmende David Villa. Letzterer fehlt jedoch sehr, weil der gebürtige Brasilianer Diego Costa sich nicht bewährte und zuletzt sogar durchs Raster fiel. Auch Fernando Torres wurde nicht in den vorläufigen EM-Kader berufen. El Niño steht mit seinem Klub, Atlético Madrid, im Finale der Champions League und zeigte aufsteigende Form. 

So oder so beschwichtigt der Nationaltrainer. "Wir haben gute, junge Spieler, deshalb müssen wir für die Zukunft keine Sorgen machen", sagte er. Die Frage ist nur, wann er die jungen Wilden von der Leine lässt.

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