17.09.2015 15:00 Uhr

Fiorentina: Sousa gegen die alte Liebe

Paulo Sousa ist im Sommer zur Fiorentina gewechselt
Paulo Sousa ist im Sommer zur Fiorentina gewechselt

Drei Mal in Folge Platz vier in der Liga, Pokal-Halbfinale und -Finale sowie letztes Jahr das Europa-League-Aus erst im Halbfinale gegen den späteren Titelträger Sevilla: Die ACF Fiorentina hat zuletzt in Anbetracht ihrer eher geringen Mittel viel geleistet, ist aber doch immer wieder am großen Coup vorbeigeschrammt. Der soll nun in der am Donnerstagbend startenden Europa League glücken. Im Mittelpunkt dabei: der Trainer.

Wenn der FC Basel am Donnerstag zu Gast im Artemio Franchi zu Florenz (ab 21:05 Uhr im weltfussball-Liveticker) ist, wird sich bei Viola-Coach Paulo Sousa frische Erinnerung mit jugendlicher Hoffnung mischen.

Denn der zweimalige Champions-League-Sieger (mit Juventus 1996 und Borussia Dortmund 1997) coachte noch in der vergangenen Saison den FC Basel und führte ihn neben der inzwischen sechsten Meisterschaft in Folge auch ins Champions-League-Achtelfinale und schaltete dabei in der Gruppenphase den großen FC Liverpool aus. Über die Vergangenheit hinaus wird sich allerdings auch die Hoffnung einstellen, in dieser Saison nicht nur zum Rückspiel nach Basel zu reisen, sondern auch ein zweites Mal wiederzukommen: zum Finale im St. Jakob-Park am 18. Mai.

Obskurer Trainerwechsel trotz Aufschwung

Dass dieses Unterfangen für die Fiorentina durchaus im Bereich des Möglichen liegt, beweisen die starken Leistungen in den letzten Jahren, als man sich durch für italienische Verhältnisse konstant gute internationale Auftritte stets in den Favoritenkreis spielte, 2014 aber knapp an Juventus und im letzten Spieljahr erst an Europa-League-Spezialist Sevilla scheiterte. Dies alles unter der Regie von Sousa-Vorgänger Vincenzo Montella, der die Viola seit seiner Verpflichtung 2012 kontinuierlich weiterentwickelte und auch international wieder konkurrenzfähig machte.

Angesichts seiner Erfolge wuchsen auch recht schnell die Begehrlichkeiten an dem jungen Coach. Der sah sich dadurch wiederum in einer komfortablen Situation, kokettierte mit Wechseln zu Milan oder ins Ausland und forderte gleichzeitig eine satte Gehaltsaufbesserung seines bestehenden Kontrakts.

Dabei verspekulierte sich Montella allerdings, wurde von Klubboss Della Valle im Juni entlassen und ruderte noch am selben Tag zurück: "Ich war stets bemüht und professionell bei der Arbeit, die Fiorentina war mein erster Ansprechpartner, ich habe mit niemandem verhandelt. Es ist traurig und unwahr, was im Umfeld über mich gesagt und geschrieben wurde." Eine einvernehmliche Trennung sieht anders aus.

Umbruch im Sturm: Bernadeschi statt Gomez, Kuba statt Salah

Mit der folgenden Verpflichtung Paulo Sousas sollte allerdings auch ein kleiner Umbruch in der Kaderstruktur vollzogen werden. Ältere und verletzungsanfälligere Semester wie Mario Gomez, David Pizarro, Joaquín, Alberto Gilardino, Alberto Aquilani oder Juan Vargas wurden abgegeben und durch relativ günstige Spieler im besten Fußballeralter wie Jakub Blaszczykowski, Mario Suárez, Davide Astori oder auch Vorjahres-EL-Finalist Nikola Kalinić ersetzt. Vor allem auf dem Ex-Dortmunder ruhen große Hoffnungen, denn er soll mit seiner Spritzigkeit und Dribbelstärke keinen geringeren als Mohammed Salah ersetzen – bekanntlich einer der überragenden Akteure der letzten Serie A-Spielzeit und inzwischen für die finanzstarke Roma aktiv.

Taktisch hingegen soll an der Flexibilität festgehalten werden, die bereits Montella erfolgreich praktizierte. Die Fiorentina ist an kein bestimmtes System gebunden und variiert gerne je nach Gegner und Spielstand von Dreier- auf Viererkette sowie von Doppel- auf Dreiersturm. Vor allem am Angriff zeigt Florenz in dieser Spielzeit ein ganz neues Gesicht: Wirkte man im letzten Jahr noch oft hölzern durch Spieler wie Gomez oder Gilardino im Sturmzentrum, ist der Angriff nicht nur durch die lang ersehnte Rückkehr von Rekonvalenszent Giuseppe Rossi nun weitaus beweglicher. Auch Riesentalent Federico Bernadeschi, im letzten Jahr noch eher ein Mann für die letzten zehn Minuten, trägt nun die Nummer 10 auf dem Rücken und soll eine tragende Rolle in der flexiblen Offensive spielen.

Saisonstart mit Luft nach oben

Der Start in die neue Spielzeit war jedenfalls verheißungsvoll, als mit dem rundumerneuerten AC Milan gleich ein Titelkandidat aus dem Stadion geschossen wurde. Die beiden folgenden Partien hingegen boten den Fans eher maue Kost – nach der Niederlage gegen Torino folgte ein mühsamer Heimsieg gegen Genoa CFC.

Die Zahnräder scheinen wohl auch aufgrund der komplizierten taktischen Variationen des Trainers noch nicht gänzlich ineinander zu greifen. Aber noch ist ja ein wenig Zeit, um für die zweite Rückkehr des Paulo Sousa in den St. Jakob-Park Mitte Mai zu sorgen.

Mehr dazu:
>> Alles zu Paulo Sousa
>> Gruppe I im Überblick

Johann Mai

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