14.05.2014 10:36 Uhr

Teamcheck: Sevilla FC vs. SL Benfica

Das EL-Finale 2014: spanisch-portugiesisches Duell in Turin
Das EL-Finale 2014: spanisch-portugiesisches Duell in Turin

Am Mittwoch um 20:45 Uhr (im weltfussball-Liveticker) steigt in Turin das Finale der Europa League: Der aktuelle Tabellenfünfte der spanischen Primera División trifft auf den neuen portugiesischen Meister und Ligapokal-Sieger. weltfussball hat die beiden Kontrahenten im Teamcheck vorab genauer unter die Lupe genommen.

Während Sevilla zuletzt 2006 und 2007 gleich zweimal in Folge den UEFA-Pokal holte, wartet Benfica seit nunmehr 52 Jahren auf einen internationalen Titelgewinn. Damals triumphierten die Adler im Europapokal der Landesmeister. Seitdem gingen sie in sieben europäischen Endspielen als Verlierer vom Platz. Im Europa-League-Finale 2013 setzte es gegen Chelsea eine bittere 1:2-Niederlage.

>> Benficas Final-Flaute: Der Guttmann-Fluch

Im achten Anlauf soll es ausgerechnet im Stadion von Halbfinalgegner Juventus nun endlich klappen. Es wäre bereits der dritte Titel für Benfica 2013/2014. Am 18. Mai winkt im portugiesischen Pokalfinale dann sogar das historische Quadruple.

Für die Spanier bietet die Europa League hingegen die einzige Chance auf Silberware in dieser Saison. Sie zogen dank eines Treffers in der Nachspielzeit im Rückspiel des spanischen Duells mit Valencia denkbar knapp in das Endspiel ein.

In unserem Teamcheck vergleichen wir die einzelnen Mannschaftsteile der Kontrahenten und lassen beide Trainer zu Wort kommen.

Torhüter

Sevillas Nummer Eins Beto erreicht mit 1,80 Meter Körpergröße nicht annähernd Torhüter-Gardemaß, verfügt allerdings über enorme Sprungkraft und gute Reflexe. Der 32-Jährige gehört trotz seiner Nominierung für Portugals WM-Kader nicht zu den internationalen Top-Keepern. Im Halbfinale unterlief ihm ein unglückliches Eigentor.

Einen echten Stammtorwart gibt es bei Benfica nicht: In den internationalen Begegnungen stand überwiegend Routinier Artur Moraes zwischen den Pfosten, in der Liga der erst 21-jährige Slowene Jan Oblak. Als es im EL-Rückspiel bei Juventus um die Wurst ging, durfte Oblak auch hier ran – womöglich ein Fingerzeig fürs Finale.

Fazit: Knapper Vorteil für Benfica: Vor allem Youngster Oblak ist in starker Form, kassierte in seinen 16 Ligaeinsätzen in dieser Saison nur drei Treffer und hielt auch beim torlosen Remis gegen die stargespickte Juve-Offensive nervenstark den Kasten sauber.

Abwehr

Neben dem gesetzten argentinischen Innenverteidiger-Pärchen Nicolás Pareja und Federico Fazio verteidigen in Sevillas Viererkette der offensivfreudige Coke (drei Saisontreffer in der Liga) auf der rechten Seite sowie Routinier Fernando Navarro links. Vor allem gegen flinke Angreifer bekommen die nicht allzu schnellen Verteidiger der Spanier häufig Probleme.

Benficas brasilianischer Abwehrchef Luisão ist mit insgesamt 107 Partien in den UEFA-Vereinswettbewerben international erfahrenster Spieler beider Finalteilnehmer und ein Garant für defensive Stabilität. Sein Partner in der Innenverteidigung ist der Argentinier Ezequiel Garay. Die Außenbahnen beackern mit Maxi Pereira aus Uruguay und Luisãos Landsmann Siqueira zwei weitere Südamerikaner.

Fazit: Die "Südamerika-Connection" Benficas hat die Nase deutlich vorn. In den acht Spielen der K.O.-Runde der Europa League stand fünfmal die Null. Sevillas Defensive blieb seit dem Sechzehntelfinale dagegen nur zweimal ohne Gegentreffer und offenbarte vor allem beim 1:3 in Valencia große Schwächen.

Mittelfeld

Im 4-2-3-1 Sevillas sind Daniel Carriço und Stéphane Mbia in erster Linie für die defensive Absicherung zuständig, wobei der Kameruner auch Zug nach vorne entwickelt. Zentraler offensiver Akteur ist der frühere Schalker Ivan Rakitić. Reyes und Vitolo besetzen die Flügel. Die beiden deutschen Ex-Nationalspieler Marko Marin und Piotr Trochowski werden aller Voraussicht nach kein Thema für die Startelf sein.

Aufgrund der Sperren von Enzo Pérez, Eduardo Salvio und Lazar Marković sowie der Verletzung von Ljubomir Fejsa sind die personellen Alternativen im Benfica-Mittelfeld relativ überschaubar. Agiert das Team wie schon in den Duellen mit Juve in einem flexiblen 4-3-3-System, könnten Ruben Amorim und André Gomes den offensiv orientierten Nicolás Gaitán unterstützen.

Fazit: Die fehlenden Stammkräfte Benficas geben den Ausschlag: Sevilla gewinnt den Vergleich der Mittelfeldreihen. Die Spanier können in diesem Mannschaftsteil auf eine eingespielte Formation bauen und verfügen in Rakitić über einen Top-10-Scorer der Primera División.

Sturm

Einziger Stürmer in der Anfangsformation Sevillas dürfte Carlos Bacca sein. Der Kolumbianer netzte in dieser Spielzeit viermal in der Europa League und 14 Mal in "La Liga" ein. Zwar erzielte Kevin Gameiro in beiden Wettbewerben jeweils einen Treffer mehr. Der Franzose kommt international dennoch üblicherweise nur von der Bank.

Dort fand sich zuletzt das ein oder andere Mal auch Benficas langjähriger Top-Stürmer Óscar Cardozo wieder, der im Jahr 2014 noch auf seinen ersten Treffer auf europäischer Bühne wartet. Deutlich formstärker präsentiert sich dagegen der brasilianische Angreifer Lima (schon vier Treffer in der K.O.-Runde). Er könnte in Turin starten. Miralem Sulejmani und Rodrigo komplettieren wohl das Offensiv-Trio der Adler.

Fazit: Da mit Bacca und Edeljoker Gameiro beide Mittelstürmer in blendender Verfassung sind, haben die Spanier hier bessere Optionen als Benfica mit dem schwächelnden Cardozo. Erneuter Punktsieg für Sevilla.

Das sagen die Trainer:

Sevillas Coach Unai Emery sieht sein Team trotz der Personalsorgen des Gegners in der Außenseiterrolle: "Wir kennen Benfica und sein Potenzial. Wir müssen in bester körperlicher Verfassung sein, alles geben und hart für den Sieg kämpfen."

Emerys Gegenüber Jorge Jesus will von Benficas Final-Fluch nichts wissen: "Ich bin nicht abergläubisch. Ich glaube an Charakter, Qualität und Arbeit. Wir wissen nach dem Endspiel im Vorjahr nun besser, wie wir mit der Nervosität umgehen."

Teamcheck-Ergebnis

2:2. Während Sevilla offensiv einen Tick stärker erscheint, steht Benficas Defensive besser. In Normalbesetzung wären die Portugiesen leicht favorisiert ins Spiel gegangen. Aber auch aufgrund der zahlreichen Ausfälle, vor allem im Mittelfeld, erwartet uns ein enges Finale.

 

Tobias Knoop

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