08.11.2013 11:08 Uhr

"Beschämend": Eintracht immer tiefer in der Krise

Eintracht-Trainer Armin Veh muss vor dem Spiel gegen Mainz umdenken. Foto: Oliver Weiken
Eintracht-Trainer Armin Veh muss vor dem Spiel gegen Mainz umdenken. Foto: Oliver Weiken

Diese Geste ist der bislang wohl stärkste Ausdruck der Frankfurter Krise. Rund 2000 Eintracht-Fans waren am Donnerstagabend mit zum Europa-League-Spiel bei Maccabi Tel Aviv geflogen, aber schon zur Halbzeit drehten viele von ihnen der Mannschaft demonstrativ den Rücken zu.

Nach sechs Bundesliga-Spielen ohne Sieg und jetzt auch noch dem 2:4 (0:3)-Debakel in Israel droht die Stimmung in Frankfurt nun ausgerechnet vor dem wichtigen Rhein- Main-Derby bei Mainz 05 zu kippen: von geduldig zu gereizt, von immer noch zuversichtlich zu langsam alarmiert.

Nach dem Spiel in Tel Aviv stellte sich auch Trainer Armin Veh zum ersten Mal nicht mehr schützend vor seine Spieler. "Das war eine unterirdische Leistung in der ersten Halbzeit. Wir haben uns überhaupt nicht bewegt", schimpfte er. "Mit einer solchen Einstellung brauchen wir in der Bundesliga gar nicht antreten."

"Unterirdische Leistung"

In der Europa League mag diese Niederlage noch nicht allzu sehr ins Gewicht fallen. Da ihr ursprünglich mal stärkster Konkurrent Girondins Bordeaux der Eintracht den Gefallen tat, mit 1:2 bei APOEL Nikosia zu verlieren, würde im nächsten Spiel am 28. November in Frankreich schon ein Unentschieden reichen, um in die K.o.-Runde einzuziehen. Sogar den direkten Vergleich mit Tel Aviv (2:0, 2:4) haben die Frankfurter dank ihrer beiden Anschlusstore durch Srdjan Lakic (63.) und Alexander Meier (67./HE) noch für sich entschieden.

Für die ohnehin schon bedenkliche Situation in der Bundesliga macht der "beschämende Auftritt" (Meier) vom Donnerstagabend aber alles andere als Mut. "Das war einfach nur eine Katastrophe. Wir müssen uns jetzt auf das Wesentliche besinnen und in der Bundesliga unsere Hausaufgaben machen", meinte Meier.

Ein Vorteil könnte dabei sein, dass der Nachbar aus Mainz nach nur einem Sieg in den vergangenen acht Spielen ähnlich verunsichert ist. "Wenn wir verlieren, ist Abstiegskampf angesagt. Wenn wir gewinnen, können wir uns vielleicht im Mittelfeld festsetzen. Für die Eintracht gilt genau das Gleiche. Das ist die Brisanz dieses Spiels", sagte 05-Manager Christian Heidel in einem "Bild"-Interview.

Rückkehrer machen Hoffnung

Die in Tel Aviv noch komplett bzw. 66 Minuten lang geschonten Sebastian Rode und Vaclav Kadlec werden im Derby mit Sicherheit wieder dabei sein. Dafür droht neben dem gelbgesperrten Carlos Zambrano aber auch Stefan Aigner auszufallen, der am Donnerstag zunächst in die erste Elf hineinrotiert wurde, dann aber für Kadlec mit einer Verletzung in der Kniekehle wieder raus musste.

Dass es Veh gegen Maccabi mit seinen fünf Änderungen in der Startelf vielleicht etwas übertrieben haben könnte, ist dabei kein allzu ernstzunehmender Vorwurf. Wochenlang musste sich der Trainer eher dafür rechtfertigen, dass er nicht rotieren würde. Und dann bot er am Donnerstag mit Aigner, Meier, Inui und Lakic genau jene Offensivreihe auf, die die Eintracht in der vergangenen Saison überhaupt erst in die Europa League geschossen hatte.

Die erste Halbzeit in Tel Aviv zeigte vielmehr genau wie schon die Anfangsphase zuletzt gegen den VfL Wolfsburg (1:2), wie tief die Verunsicherung bei dieser an sich sehr begabten Mannschaft zurzeit sitzt. Ihr Spiel ist nicht mehr schnell und dominant, sondern bleiern und verzagt. "Wir brauchen ein Erfolgserlebnis", sagte Sportdirektor Bruno Hübner mit Blick auf das Spiel in Mainz. "Dass die Mannschaft wieder an sich glaubt und ihre Leichtigkeit zurückgewinnt." Dann habe sie genug Qualität, "um jederzeit eine Serie zu starten."

dpa

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten