16.05.2009 18:30 Uhr

Hertha träumt vom ganz großen Coup

Seit Mittwoch ist das erste Saisonziel der Hertha erreicht: Die Teilnahme an der neuen Euro-League, dem Nachfolger des Uefa-Pokals, kann den Berlinern niemand mehr nehmen. Aber damit geben sich die Hauptstädter nicht mehr zufrieden. Jetzt soll der ganz große Coup gelingen und die erste Deutsche Meisterschaft seit 1931 an die Spree geholt werden. Zwei Punkte müssen sie dafür gegenüber den vor ihnen stehenden Mannschaften aus Wolfsburg und München aufholen. Der Rückstand beträgt zwar nur einen Zähler, aber Hertha hat mit Abstand die schlechteste Tordifferenz der vier Meisterschaftskandidaten.


200.000 Karten hätten verkauft werden können


Die Euphorie der sonst so zurückhaltenden Berliner Fußballfans ist riesengroß. Selbst Manager Dieter Hoeneß, immerhin schon seit 1996 bei der Hertha, hat solch eine positive Stimmung um seinen Verein herum noch nie erlebt: "Zum letzten Heimspiel gegen Schalke könnten wir 200 000 Karten verkaufen", freut sich der starke Mann der Hertha. Und die, die ins Olympiastadion kommen werden, wollen nichts anderes sehen als einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Meisterschaft. Noch sträuben sich die Verantwortlichen, das Wort "Meisterschaft" offen auszusprechen, aber wenn Favre nach dem Sieg verkündet, dass sie jetzt "das Maximale wollen", ist klar, dass er mehr meint, als nur die letzten beiden Spiele zu gewinne.

Sollte die Hertha das Unmögliche schaffen und die beiden vor ihr platzierten Mannschafen auf der Zielgraden noch abfangen, würde mit den Berlinern sicherlich nicht das Team die Meisterschale in die Höhe recken, das in dieser Saison den schönsten Fußball auf Deutschland Spielfeldern zelebrierte. Vielmehr besticht Hertha BSC durch eine unglaubliche Effektivität. So auch am Dienstag in Köln. Von einem schmeichelhaften 2:1-Erfolg schrieb die dpa - und es war nicht der erste glückliche Sieg in dieser Saison. Wenn es knapp wird, gewinnt am Ende die Hertha. 14 mal gewann das Team von Lucien Favre mit nur einem Tor Vorsprung - ein neuer Rekord in der Bundesliga. Soll der Traum von der Meisterschaft noch in Erfüllung gehen, muss die Hertha weiter gewinnen. Nur zwei Siege gegen Schalke und letzten Spieltag beim praktisch abgestiegenen Karlsruher SC halten die Berliner im Rennen um die Schale.

Im Endspurt dieses Rennens gab es in Herthas Stürmerhierarchie einen Machtwechsel: Marko Pantelic verdrängte den besten Berliner Torschützen der Saison, Andriy Voronin aus der Startelf. Gegen Köln war dieser Schachzug von Lucien Favre erfolgreich. Beide Tore bereitete der Serbe mustergültig vor. Zwei Spiele wird Pantelic noch für Hertha absolvieren, sein auslaufender Vertrag soll nicht verlängert werden. Am liebsten würde er sich nach vier erfolgreichen Jahren mit der Meisterschale aus der Hauptstadt verabschieden.


Die Saison mit Anstand zu Ende bringen


So ganz anders als beim Gastgeber ist die Gemütslage bei den Gästen aus dem Ruhrgebiet. Seit der 1:2-Heimniederlage gegen den VfB Stuttgart ist klar, dass diese Saison nicht mehr zu retten ist. Mit der dritten Niederlage in Folge wurde auch die letzte rechnerische Chance auf einen Platz unter den ersten Fünf vergeben. Jetzt gilt es, die aktuelle Saison an den letzten beiden Spieltagen mit Anstand, d. h. möglichst mit zwei Siegen, zu Ende zu bringen. Ansonsten wirft die nächste Saison schon seine Schatten voraus.

Bald-Trainer Felix Magath stellt in einem Interview mit dem Magazin "Stern" den Schalker Verantwortlichen kein gutes Zeugnis aus: "Schalke wird bisher wenig professionell geführt", urteilt der Noch-Trainer vom VfL Wolfburg über die Personen, die ihn gerade eingestellt haben. Sein Engagement in Gelsenkirchen stuft Magath darüber hinaus als "schwierige Aufgabe" ein. Die Hoffnung auf eine erfolgreichere Zukunft mit dem Meistertrainer lässt viele Schalker Fans die graue Gegenwart vergessen. Und auch bei den Spielern wirkt Magath schon. Ex-Kapitän Marcello Bordon, der noch vor wenigen Wochen seinen vorzeitigen Abgang angekündigt hatte, will doch noch auf Schalke bleiben. "Wenn so ein Trainer kommt, möchte man als Spieler gerne dabei sein. Ich will der Mannschaft helfen", erklärte der Brasilianer. In dieser wird Bordon der Mannschaft nur noch neben dem Platz helfen können, sein Muskeleinriss macht einen Einsatz bei der Hertha und am letzten Spieltag gegen Hoffenheim unmöglich.

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