09.05.2009 18:30 Uhr

Von Hoffnung und letzten Strohhalmen

Es ist ein Klischee, dass der gemeine Fußballinteressierte, so nicht gerade der Verein seines Herzens spielt, besonders am spannenden Titelkampf interessiert ist. Am Samstag aber treten Borussia Dortmund und der Karlsruher SC den Beweis an, dass es auch ohne Titelträume absolute Hochspannung geben kann. Das Aufeinandertreffen des Tabellensechsten und des Trägers der Roten Laterne birgt nämlich jede Menge sportlichen Zündstoff, welcher sich mit einem einzigen Wort darstellen lässt: Hoffnung. Der große Unterschied zwischen den beiden Clubs ist dabei nicht, dass sie hoffen, sondern wie sie es tun. Denn der BVB träumt nach höchst erfolgreichen Wochen plötzlich wieder vom internationalen Geschäft. Wohingegen die Gäste aus Baden sich nichts sehnlicher wünschen, als einfach nur in der Liga zu bleiben.


Dortmund riecht Lunte


Sechs Spiele, sechs Siege, 18 Punkte. Das ist die jüngste Bilanz der Dortmunder Borussia. Die Westfalen spielten bis zum verrückten 4:4 in Hannover eine eher durchwachsene Saison, schienen mit den internationalen Plätzen nichts zu tun zu haben. Doch in Hannover passierte irgendetwas mit der Truppe von Jürgen Klopp. Was auch immer es war, es ließ den Knoten platzen und den BVB scheinbar unaufhaltsam an die Europaliga-Plätze heranstürmen. Vor dem Spiel gegen Karlsruhe haben die Borussen nun nur noch drei Punkte Rückstand auf den Hamburger SV, der seinerseits soeben aus dem nächsten Pokalwettbewerb geflogen ist und am Sonntag schon das nächste Nordderby vor der Brust hat. Dortmund hat also die große Chance, durch den siebten Sieg in Folge die Lücke zum HSV zu schließen und den angeknockten Hanseaten ein dickes Pfund vorzulegen.

Dass dieses Spiel für den BVB unter die Kategorie "Pflichtsieg" fällt, versteht sich von selbst. Doch Trainer Klopp warnt vor einer schweren Aufgabe: Nicht nur die Tatsache, dass es für den Gegner um den Klassenerhalt geht, macht dem Coach Sorgen. Klopp schätzt den KSC auch deutlich besser ein, als es die Tabellensituation ausdrückt. "Der KSC hat für eine Mannschaft, die eine solche Tabellenposition inne hat, kaum Schwächen. Das ist ungewöhnlich" warnt der Trainer sein Team denn auch vor überheblichem Auftreten. Dass man vor Wochenfrist gegen Frankfurt spielte - einen Gegner, der teilweise sehr tief stand - könnte daher von Vorteil sein. Eine besondere Begegnung ist es in Anbetracht der tabellarischen Konstellation für Dortmunds Spielmacher Tamas Hajnal. Der Ungar war noch vor einem Jahr maßgeblich am Karlsruher Höhenflug beteiligt, nun könnte er den KSC ein Stück weit Richtung Zweitklassigkeit schießen. Gnade aber kennt Hajnal nicht: "Für Europa muss auch mein KSC dran glauben."


Karlsruhe zwischen Hoffnung und Verzweiflung


Glaubt man den Verantwortlichen des Karlsruher SC, so hat im Badischen niemand die Hoffnung aufgegeben. Zu keiner Zeit. Auch nicht, als man nach 27 Spieltagen und nur einem Punkt aus sieben Spielen abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz rangierte. Ob man dem Glauben schenken soll oder nicht - vier Spieltage vor Schluss ist das egal. Denn die Karlsruher können endlich wieder auf ihren so wichtigen Kapitän Maik Franz zurückgreifen und haben seit drei Spielen nicht mehr verloren. Die Hoffnung ist so groß wie lange nicht am Wildpark, dass es doch noch reichen könnte. Und die Fakten geben den Gästen Recht. Denn häufig ist es ja gar nicht so einfach, heraus zu finden, warum eine Mannschaft tief im Keller hängt. Beim KSC aber ist es offensichtlich: In 13 Rückrundenpartien haben die Karlsruher nur ganze 14 Tore kassiert. Das klingt nicht gerade nach der Statistik eines Tabellenletzten. Dafür aber vergaben die Badener sage und schreibe 35 von 45 Großchancen!

Jüngstes Beispiel des Karlsruher Chancetodes war das 0:0 zuletzt gegen Cottbus. Der erst vor kurzem aus Dortmund zurückgekehrte Giovanni Federico brachte es tatsächlich fertig, den Ball über das leere Tor zu schießen. Ansonsten wäre der Rückstand des Tabellenletzten bereits auf zwei Pünktchen geschmolzen. Doch zurück schauen ist verboten beim KSC, der Blick geht nach vorne. Leichte Gegner gibt es nicht mehr für die Mannschaft von Ede Becker. Gegen Hoffenheim und Leverkusen hat Karlsruhe allerdings bewiesen, dass man auch gegen favorisierte Teams gewinnen kann. Wenn Becker es schafft, seinem Team den Respekt vor dem mit über 80.000 Fans wohl ausverkauften Dortmunder Signal Iduna Park zu nehmen, dann ist das vierte Spiel in Folge ohne Niederlage drin. Nur dass das alleine nicht reicht: Der KSC muss unbedingt gewinnen, sonst könnte dies wirklich der allerletzte Strohhalm gewesen sein. - Joshka -

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