05.05.2012 18:30 Uhr

Angestachelte Hertha rettet sich in Relegation

Berlin (dpa) - Otto Rehhagel kann doch noch das Wunder von Berlin schaffen. Mit der kräftigen Motivationshilfe von Ex-Trainer Markus Babbel hat sich Hertha BSC mit dem letzten Versuch in die Relegation um den Bundesliga-Verbleib gerettet.

Der Berliner Club schlug am 34. Spieltag der Fußball-Bundesliga Babbels derzeitigen Verein 1899 Hoffenheim mit 3:1 (1:0) und zog noch am 1. FC Köln vorbei auf Rang 16. Die umjubelten Treffer erzielte der Deutsch-Tunesier Änis Ben-Hatira (14./78. Minute) und Raffael (90.+2), sie machten damit den ersten Hertha-Sieg nach sechs vergeblichen Anläufen perfekt.

Damit kann sich die «Alte Dame» nun gegen den Dritten der 2. Liga den Verbleib in der deutschen Eliteklasse sichern. Hoffenheim schließt die Saison als Tabellen-Elfter ab, der Anschluss von Marvin Compper (85.) kam zu spät. 1899 beendete die Partie nach Gelb-Rot für Ryan Babel (41.) mit zehn Mann. Herthas Tor-Stürmer Pierre-Michel Lasogga verletzte sich schwer am rechten Knie.

Die Kampfansage von Babbel, der Hertha in der vergangenen Saison zurück in die Bundesliga geführt hatte, wirkte: Allerdings anders, als vom Hoffenheim-Coach erwünscht. «Mit aller Macht» wollte Babbel den Sieg an alter Wirkungsstätte. Doch die Berliner, die zuvor im eigenen Stadion nur drei Saisonspiele gewonnen hatten, zeigten sich von Beginn an bis in die Haarspitzen motiviert. Raffael setzte das erste Signal, Tom Starke musste sein ganzes Können zeigen (13.). Eine Minute später trat Ben-Hatira einen Freistoß aus 25 Metern in den Gäste-Strafraum; Peter Niemeyer kam nicht mehr an den Ball, der trotzdem im Hoffenheimer Tor einschlug.

Direkter Abstieg oder Minimalziel Relegation - diese K.o.-Konstellation setzte vor 51 837 Fans im Berliner Olympiastadion bei Hertha nochmals zuvor lange verschüttete Kräfte frei, doch auch kräftiges Zittern. Die Angst vor dem sechsten Abstieg nach 1965, 1980, 1983, 1991 und 2010 spielte immer mit. Hoffenheim versteckte sich nicht und wollte sofort den Ausgleich. Doch vor allem Angreifer Sven Schipplock vergab gute Möglichkeiten. So klärte Hertha-Verteidiger Roman Hubnik im letzten Moment, als Torhüter Thomas Kraft schon geschlagen war (34.). Und einen Kopfball von Jannik Vestergaard parierte Kraft stark (38.).

Aus einer massierten Abwehr setzten die Berliner auf Konter. Hätte Raffael den mitgelaufenen Lasogga gesehen, wäre schon zeitig das 2:0 möglich gewesen (21.). Schock dann für die Hoffenheimer, die noch vor der Abschlusspartie in Berlin mit den Verpflichtungen von Tim Wiese und Eren Derdiyok ihre höheren Ansprüche dokumentiert hatten: Ihr bis dahin bester Akteur, Ryan Babel, wurde nach einem unübersichtlichen Gerangel im Mittelfeld vom Feld geschickt. Erst zückte Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer Gelb für den Holländer, dann wegen Unsportlichkeit noch Gelb-Rot.

Im Fernduell um Rang 16 kochte die Stimmung in Berlin nochmals zusätzlich hoch, als die Tore der Bayern auf der Anzeigetafel eingeblendet wurden. Hertha, ohne den verletzten Routinier Christian Lell, dafür wieder mit U 23-Kapitän Fabian Holland in der Startelf, übernahm in Überzahl die Spielkontrolle. Lasogga, der später mit Verdacht auf Kreuzbandriss vom Platz getragen werden musste, schoss knapp am langen Pfosten vorbei (57.). Bei einem Schuss von Ronny reagierte Starke super (58.). Ben-Hatira machte es besser.

Rehhagels dritter Sieg mit Hertha eröffnet Berlin nun die Relegations-Chance, am Donnerstag muss der Bundesligist zunächst im eigenen Stadion ran. Gegen Hoffenheim trat «König» Otto übrigens zum ersten Mal überhaupt an - 1899 war Rehhagels 50. Gegner. Es könnte noch einer der wichtigsten Siege werden, jedenfalls für Hertha.

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