03.10.2010 18:30 Uhr

VfB-Krise verschärft: Nach 1:2-Pleite Letzter

Stuttgart (dpa) - Mit dem schlechtesten Bundesliga-Saisonstart seit 36 Jahren hat sich die Krise beim VfB Stuttgart dramatisch verschärft. Die Schwaben verloren verdient mit 1:2 (0:1) gegen Eintracht Frankfurt.

Sie werden jetzt die zweiwöchige Länderspielpause als Tabellenletzer der Fußball-Bundesliga ertragen müssen. Vor 44 000 Zuschauern verschlimmerten Theofanis Gekas (18.) mit seinem fünften Saisontor und der Brasilianer Chris den VfB- Seelenkater. Der Anschlusstreffer durch Pawel Pogrebnjaks fünften Saisontreffer (85.) kam zu spät. Zu allem Überfluss sah VfB-Kapitän Matthieu Delpierre (84.) auch noch die Rote Karte. Bei nur einem Sieg und bereits 15 Gegentoren in sieben Liga-Spielen wird die Situation für den VfB-Trainer Christian Gross immer brenzliger.

«Ich weiß nicht, was falsch läuft im Moment. Wir reden zu wenig, stehen falsch und die Frankfurter kommen einmal aufs Tor und treffen», analysierte VfB-Star Christian Träsch, der bei der Nationalmannschaft wenigstens auf andere Gedanken kommen kann, «es wäre fast besser, wenn wir weiterspielen können, damit wir endlich aus dem Sumpf da unten rauskommen.» Sein Kollege Zdravko Kuzmanovic wirkte ebenfalls ratlos: «Es läuft einfach alles momentan gegen uns. Wir brauchen Punkte, die haben wir nicht und das ist nicht gut.»

Nach dem 2:1 in der Europa League bei Odense BK war der VfB auch in der Liga zum Siegen verdammt. Trotzdem wählte Gross die Safety Frist-Variante mit vier nominellen Sechsern zur Stabilisierung der anfälligen Defensive. Guineas Nationalspieler Mamadou Bah kam so im Mittelfeldzentrum neben Kuzmanovic zu seiner Liga-Premiere. «Wir müssen zuhause einfach anders auftreten. Wir brauchen dringend die Punkte», forderte Sportdirektor Fredi Bobic und dementierte einmal mehr, ein angespanntes Verhältnis mit Gross zu haben.

Von atmosphärischen Störungen oder gar Angst war beim VfB aber in den ersten 15 Minuten nichts zu sehen. Mit großem Einsatz und hoher Laufbereitschaft wollten die Stuttgarter allgemeine Verunsicherung bekämpfen. Der starke Träsch, gegen Odense geschont und diesmal für den rotgesperrten Mauro Camoranesi rechts im Mittelfeld, hämmerte nach nur zweieinhalb Minuten den Ball aus 30 Metern an die Unterkante der Latte. Selbst TV-Zeitlupen konnten nicht klären, ob der Ball mit vollem Umfang hinter der Linie war. Und so gings weiter. Der Ball lief gut, der Wille stimmte, nur die Effektivität fehlte. Pogrebnjak (8.) und Cacau (14.) scheiterten nur knapp.

Ausgerechnet in dieser vielversprechenden Anfangsphase kassierten die Schwaben völlig überraschend und unnötig das 0:1. Nach einem Chris-Einwurf ließ die VfB-Abwehr den Ball in kollektivem Tiefschlaf zu Gekas durch, und der Grieche köpfte aus drei Metern mühelos das 1:0. Fußball verkehrt, und doch war dieses Gegentor ein Symbol der Stuttgarter Selbstfindungskrise. Taktisch diszipliniert waren die Hessen, bei denen Kapitän Patrick Ochs nach Gelb-Rot-Sperre wieder dabei war, danach kaum in Bedrängnis. Gekas hätte nach einem erneuten Stellungsfehler von Delpierre beinahe noch erhöht (33.).

Das schwäbische Defensiv-Chaos hielt auch im zweiten Durchgang an. Mit einem Riesenpatzer ermöglichte Cristian Molinaro dem stets gefährlichen Gekas fast das 2:0 (48.), und die Frankfurter hatten auf einmal leichtes Spiel. Ein Freistoß von Benjamin Köhler (53.) flog knapp vorbei, Ochs wurde von VfB-Keeper Sven Ulreich (68.) im letzten Moment noch gestoppt, aber nur Sekunden später gelang Chris per Kopf dann doch das entscheidende 2:0.

Der Ivorer Arthur Bokas leitete mit einem Pfostentreffer (81.) die verzweifelte VfB-Schlussoffensive ein, doch nach Delpierres Platzverweis reichte es nur noch zum 1:2 durch Pogrebnjak. Cacaus umjubelter Ausgleich wurde wegen fragwürdiger Abseitsstellung nicht gegeben. Jetzt kommt es nach der Länderspielpause zum unerwarteten Abstiegsknüller zwischen dem Vorletzten FC Schalke 04 und dem Letzten VfB.

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