08.04.2006 18:30 Uhr

Köln gibt noch nicht auf - 3:0 gegen Wolfsburg

Köln (dpa) - Der VfL Wolfsburg taumelt Richtung 2. Liga, doch Spieler und Verantwortliche des Fußball-Bundesligisten scheinen die Dramatik der Realität völlig zu verkennen. Selbst das 0:3 (0:0) beim wiederbelebten 1. FC Köln ließ die handelnden Personen äußerlich kalt.

«Sorgen machen wir uns seit Wochen. Warum soll ich mir jetzt mehr Sorgen machen», stellte Geschäftsführer Klaus Fuchs eine Frage unbeantwortet in den Raum. Und Torhüter Simon Jentzsch sah trotz der absolut prekären Situation nur das Positive: «Wir sind noch immer über dem Strich.»

Wenigstens gestand Jentzsch sich ein, dass es «eine bittere Niederlage» war, für deren Zustandekommen Marian Hristow bei seinen Kollegen Abbitte leistete. Als es nach 68 Minuten und einem kläglichen Spiel beider Teams vor 43 500 Zuschauern 0:0 stand, stahl sich der Bulgare in den Strafraum, stand frei vor dem Kölner Tor, konnte sich die Ecke zum Führungstreffer aussuchen - und traf nur den Pfosten. «Er hat sich danach in der Kabine entschuldigt», klärte Wolfsburgs Trainer Klaus Augenthaler eine Schlüsselszene auf, die für ihn keine war.

Vielmehr monierte Augenthaler, dass es vor dem 1:0 des FC «ein klares Foul an Hristow» gegeben habe. Doch Schiedsrichter Wolfgang Stark pfiff nicht, Matthias Scherz (77. Minute), der eingewechselte Patrick Helmes (78.) und ein Eigentor von Hans Sarpei (81.) machten das Debakel des VfL in nur fünf Minuten perfekt. Augenthaler blieb die Flucht in den Konjunktiv: «Wenn wir das 1:0 machen - und das müssen wir machen - dann gehen wir vielleicht mit 3:0 vom Platz.»

Die Not in Wolfsburg ist extrem geworden, wenngleich Augenthaler die Moral seines Teams noch immer für intakt hält. Bei zwei Zählern Differenz auf den Tabellen-16. 1. FC Kaiserslautern steht der VfL am Abgrund und am kommenden Samstag gegen Werder Bremen vor einer unter diesen Umständen fast unlösbaren Aufgabe. Augenthaler: «Wir müssen Woche für Woche zittern.» Einen psychischen Knacks müsse das 0:3 von Köln nicht geben, obwohl das Team schon «sehr deprimiert» gewesen sei. Der Weltmeister von 1990 hofft auf den gegenteiligen Effekt. «Auch bei so etwas kann etwas zusammen wachsen. Jetzt erst recht», versuchte sich Augenthaler als Psychologe.

Angreifer Mike Hanke («Ich war noch nie im Abstiegskampf.») forderte sich selbst und seine Mitstreiter zu dem auf, was auch Augenthaler vor den letzten fünf Partien forderte: bedingungslosen Kampf. «Wir müssen alle begreifen, dass wir anpacken müssen, um nicht unten rein zu rutschen», beschwor Hanke die schnelle und dringend notwendige Besserung.

Bei den Kölnern kam trotz des ersten Heimsiegs nach 203 Tagen keinerlei fehlgeleitete Euphorie auf: «Wir sind ein bisschen ran gekommen», hielt Lukas Podolski eine Momentaufnahme fest. Trainer Hanspeter Latour war erleichtert, will jetzt aber nicht «zu stark auf die Tabelle schauen. Ich hoffe auf den Effekt. Manchmal hat eine Mannschaft plötzlich einen Lauf - aber nur, wenn man noch an sich glaubt.» FC-Präsident Wolfgang Overath tut das: «Wir haben immer gesagt, wir reden nicht über die zweite Liga, so lange das nicht klar ist.»

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