20.04.2005 23:30 Uhr

Bielefeld träumt von Coup über Bayern

Bielefeld (dpa) - Für Präsident Hans-Hermann Schwick ist es das wichtigste Spiel der Vereinsgeschichte, für Finanzchef Roland Kentsch die Jahrhundert-Chance auf weitere Zahltage und für Uwe Rapolder der Höhepunkt seiner Trainerkarriere.

Das Pokal-Halbfinale gegen Bayern München soll Arminia Bielefeld zu einem Aufbruch in ein neues Zeitalter verhelfen. Mit dem möglichen Einzug in das internationale Geschäft könnte das ständige Auf und Ab der Fahrstuhlmannschaft gestoppt werden. Coach Rapolder träumt vom großen Coup: «Ich war noch in keinem Finale, höchstens im Bezirksfinale. Wir haben keine Chance, aber die wollen wir nutzen.»

Die einstigen Biedermänner aus Ostwestfalen stehen vor der Krönung einer tollen Saison. «100 Jahre, sieben Aufstiege, ein Finale?», titelte das Biefelder Stadionheft und brachte damit die immense Bedeutung der Partie zum Ausdruck. Wie schon am 13. Februar beim 3:1- Heimerfolg soll das Münchner Starensemble den Siegeswillen der Arminen zu spüren bekommen. Viel wird davon abhängen, ob ihnen das ungewohnte Rampenlicht bekommt. Rapolder hofft, dass seine Mannschaft nicht verkrampft: «Auch wenn der Stellenwert sehr hoch ist, dürfen wir uns nicht zu sehr unter Druck setzen.»

Ähnliche Bedenken hegt sein Gegenüber Felix Magath nicht. Binnen einer Woche steht sein Team zum dritten Mal unter Zugzwang. Ihre zumindest auf nationaler Ebene gefürchtete Nervenstärke stellten die Bayern noch beim Last-Minute-Sieg in Hannover unter Beweis, der den Weg zur 19. Meisterschaft ebnete. Der Einzug ins Pokalfinale könnte zusätzlich für das unglückliche Aus in der Champions League am vorigen Dienstag gegen Chelsea entschädigen. Zudem will sich Felix Magath ähnlich wie seine Profis für die 1:3- Schlappe in Bielefeld rehabilitieren: «Ich brenne darauf, endlich zum Pokal-Finale nach Berlin zu fahren. Als Trainer hatte ich noch nicht das Vergnügen.»

Nur als Manager des Hamburger SV hielt er 1987 die Trophäe in Händen. Gewinnt der Coach gleich in seinem ersten Jahr auf der Bayern-Bank das Double, hätte er seine Pflicht mehr als erfüllt. Nicht nur Magath hat Nachholbedarf: Für die Profis Roy Makaay, Martin Demichelis, Paolo Guerrero, Vahid Hashemian sowie für die derzeit verletzten Tobias Rau und Andreas Görlitz wäre es die erste Finalteilnahme ihrer Karriere. Mit der Rückkehr der verletzten Michael Ballack, Bixente Lizarazu und Guerrero steigen die Chancen, dass auch ihnen Ruhm und Ehre zuteil wird. «Wir stehen mal wieder vor der Situation, dass es für den Gegner das Spiel des Jahres ist. Die Bielefelder werden um ihr Leben rennen», sagte Magath.

Wie in München, wo der nach dem Knockout gegen Chelsea ausgebrochene Streit zwischen Willy Sagnol und Oliver Kahn ausgestanden ist, herrscht in Bielefeld wieder Ruhe. Nach einem viel beachteten Zeitungsinterview, in dem Trainer Rapolder über das Thema Vereinswechsel philosophiert hatte, waren alle Seiten um Harmonie bemüht. Demonstrativ lobte der zum siebten Mal wiedergewählte Präsident Schwick auf der Jahreshauptversammlung die Arbeit von Rapolder. Dank seiner Hilfe herrsche Grund zum Optimismus: «Ich hoffe, dass wir endlich den Teufelskreis durchbrechen und länger in der Bundesliga bleiben können.»

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