16.02.2008 18:30 Uhr

Hertha: Matchwinner Raffael - Bielefeld unglücklich

Berlin (dpa) - 17 Sekunden in der Nachspielzeit der Nachspielzeit haben bei Arminia Bielefeld und Neu-Trainer Michael Frontzeck für weiteren Frust gesorgt - Hertha BSC dagegen bejubelt den Letzten- Augenblick-Torschützen Raffael.

Eigentlich wollte Referee Günter Perl aus München die höhepunktlose Bundesliga-Partie im Berliner Olympiastadion nach zwei Zusatzminuten beenden, ließ dann aber doch noch einen Einwurf von Sofian Chahed zu - und das Unglück nahm für Frontzeck & Co. seinen Lauf. «Warum der Schiedsrichter noch weiter spielen ließ, weiß ich nicht», bemerkte der Arminen-Coach, «aber unabhängig davon gibt es in jedem Spiel eine letzte Situation.»

Dass diese letzte Situation ausgerechnet Winter-Einkauf Raffael, für den der FC Zürich knapp 4,5 Millionen Euro kassiert hat, zum 1:0- Siegtreffer nutzte, löste im Hertha-Lager noch eine besondere Erleichterung aus. «Richtig ist, dass man sich so etwas erhofft, denn er ist ja kein ganz billiger Spieler», meinte Berlins Manager Dieter Hoeneß zu Raffaels zweitem Tor im dritten Bundesliga-Spiel. Der 22 Jahre alte Stürmer, im nordbrasilianischen Fortaleza groß geworden, war der Wunschspieler des einstigen Zürcher und jetzigen Berliner Trainers Lucien Favre. Hertha pokerte monatelang um den Transfer - entsprechend groß war der Druck auf den jungen Offensiv-Akteur.

«Es ist nicht gut, über einzelne Spieler zu sprechen», hielt sich Chefcoach Favre zunächst zu Matchwinner Raffael zurück. Doch nur Sekunden später brach die Erleichterung beim 50-jährigen Schweizer, der mit Raffael in Zürich zwei Meisterschaften gefeiert hatte, auch verbal heraus: «Es war wichtig für ihn, ein Tor zu Hause zu machen. Das ist wichtig für die Mannschaft und immer gut für einen neuen Spieler.» Favre weiß genau, dass seine enge Beziehung zu Raffael in Berlin genau beäugt wird - da kommen die beiden Treffer zum 3:1 in der Vorwoche bei Meister Stuttgart und zum 1:0 vor der Minus-Kulisse von 32 031 Fans gegen die Arminia gerade recht: «Sechs Punkte aus zwei Spielen - in dieser Richtung müssen wir weitermachen.»

Frontzeck wäre schon froh über das erste Pünktchen mit Arminia, in Berlin war er nahe dran: «Das war unglücklich. So zu verlieren, hat die Mannschaft nicht verdient. Bis zur 92. Minute hat sie defensiv fast fehlerfrei gespielt.» Dann verlängerte der Ex-Berliner Thorben Marx per Kopf genau vor Raffaels Füße. «Das sind die Kleinigkeiten, die wir verbessern müssen», sagte der Trainer nach dem vierten vergeblichen Anlauf. Trotz verschärfter Abstiegsgefahr mit weiter nur 18 Punkten warnt Frontzeck vor dem Keller-Duell mit «Schlusslicht» Duisburg am Samstag vor Panik: «Die Anspannung wird natürlich eine besondere sein, aber damit können wir umgehen. Wenn die Mannschaft so in der Spur bleibt, werden dem guten Spiel auch Punkte folgen.»

Hertha kann dagegen nach dem ersten Heimsieg und dem ersten Heim- Tor seit drei Monaten den sorgenvollen Blick Richtung Tabellenende erst einmal ablegen. «Jetzt sind wir näher an Platz fünf als an Platz 16», sagte Hoeneß, wollte dies aber keinesfalls als neue Kampfansage verstanden wissen. «Wir würden gern auf Platz fünf gucken, aber dafür fehlen uns noch ein paar Punkte», betonte der Manager. Eines kann er allerdings bereits registrieren: Geld schießt doch Tore, auch für Berlin und zur Not sogar, wenn das Spiel eigentlich schon vorbei ist.

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