16.04.2005 18:30 Uhr

Gladbach in der Krise - Thurk rettet Mainz 1:1

Mönchengladbach (dpa) - Der Trainerstuhl von Dick Advocaat bei Borussia Mönchengladbach steht auf wackligen Beinen. Trotz der neuerlichen Rückendeckung des Präsidiums schloss der umstrittene Coach nach fünf sieglosen Spielen in Serie und akuter Abstiegsgefahr einen Rücktritt nicht aus.

«Darüber musste ich nachdenken. Aber das wichtigste ist wie es mit dem Verein weitergeht und nicht mit mir», sagte der Niederländer nach dem 1:1 gegen den Tabellennachbarn FSV Mainz 05. Die Clubführung war nach der Partie zu einem Krisengespräch zusammengekommen und sprach Advocaat das Vertrauen aus. «Wir sind davon überzeugt, dass wir die Situation in dieser Konstellation schaffen», erklärte Sportdirektor Christian Hochstätter.

Dennoch stehen die Zeichen für den renommierten und mit einem Vertrag bis 2007 ausgestatteten Trainer ungünstig. Beim Publikum unbeliebt und von den Spielern unverstanden gibt Advocaat eine Bilanz von nur vier Siegen aus 18 Spielen wenig Argumente. Bis auf Torhüter Kasey Keller hat zudem keiner der sieben Neuverpflichtungen im Winter eingeschlagen. Im viel zu großen Kader herrscht Unruhe, drei Spieler wurden bereits aussortiert, andere wandern auf die Tribüne und kehren plötzlich in die Startelf zurück. Zudem trudelt die völlig verunsicherte Mannschaft, die zum zweiten Mal in Serie in einem Heimspiel in letzter Sekunde den Ausgleichstreffer hinnehmen musste, bedrohlich den Abstiegsrängen entgegen.

Dabei schien das Team nach dem sehenswerten Führungstreffer von Nationalspieler Oliver Neuville, der seine 15 Spiele andauernde Torflaute in der 51. Minute beendete, auf einem guten Weg. Doch mit der letzten Aktion des Spiels schaffte Michael Thurk (90./+1) den verdienten Ausgleich für die gut aufspielenden Mainzer. Advocaats Erklärungsversuche wirkten ratlos und resignierend. «Wenn man diese Fehler macht, passiert so etwas. Normalerweise muss man gewinnen, wenn man in der 91. Minute 1:0 führt», sagte der Borussen-Coach.

Die Gladbacher Profis nahmen ihren Trainer aus der Schusslinie. «Wir dürfen uns davon nicht beeinflussen lassen und müssen als Mannschaft Charakter und Stärke zeigen und uns vor den Trainer stellen», sagte Kapitän Jeff Strasser. Viele Spieler loben auch die Trainingsarbeit und die taktische Schulung unter Advocaat. «Er ist ein Fachmann, nur hat er hier leider von Beginn an keine faire Chance bekommen», sagte Sportdirektor Hochstätter, der trotz der prekären Lage an den Klassenverbleib glaubt. «Es ist uns zwar nicht gelungen, ein Kollektiv zu bilden, das harmonischen Fußball spielt. Aber von der Qualität kommen wir da unten raus.»

Die tapfer kämpfenden Mainzer waren nach dem späten Ausgleich überglücklich. «Das war ganz wichtig für unser Selbstbewusstsein. Die Mannschaft wäre auch unter Wert geschlagen worden», meinte Manager Christian Heidel. «Ich habe nur gehofft, dass das Ding irgendwie reingeht. Da kann man sich einfach nur freuen», sagte Torschütze Thurk. Mit dem wichtigen Punktgewinn rangieren die Mainzer weiterhin einen Punkt vor Mönchengladbach in der Tabelle und können mit einem Sieg im nächsten Heimspiel gegen Hannover dem Klassenverbleib einen großen Schritt näher kommen. Trainer Jürgen Klopp, der auf seiner Jubelrunde in eine Werbebande fiel, war überwältigt von der Leistung seiner Elf: «Ich möchte mich bei meiner Mannschaft für dieses außergewöhnlich emotionale Erlebnis bedanken.»

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