20.03.2005 20:30 Uhr

Schalker setzen im Psycho-Duell auf Trotzreaktion

Mainz (dpa) - Der FC Schalke 04 hat im Psycho-Fernduell mit Bayern München die erste Nervenprobe verloren, doch dem Sturz vom Liga-Thron folgte gleich die Kampfansage.

«Wer die Mannschaft kennt, der weiß, dass sie sich sagt: Jetzt erst recht. Wir haben nur eine Schlacht verloren, aber nicht den Krieg», meinte Schalkes Vorstandsmitglied Andreas Müller nach der 1:2 (0:1)-Schlappe beim wieder erstarkten Aufsteiger FSV Mainz 05. «Natürlich sind wir sehr enttäuscht über dieses ärgerliche Ergebnis. Ich bin aber überzeugt, dass wir noch genügend Punkte holen, um oben mitzuspielen», betonte Trainer Ralf Rangnick.

Von Meisterform der Schalker war eine Woche nach dem «Bigpoint» durch den 1:0-Heimerfolg gegen Bayern nichts mehr zu sehen. Wieder einmal ließen die «Knappen», die seit 47 Jahren auf den Meistertitel warten, gegen einen vermeintlichen Außenseiter Punkte. So wie beim 1:1 Mitte Dezember gegen den derzeitigen Tabellenletzten SC Freiburg, als sie die «Herbstmeisterschaft» verspielten. Oder wie beim glücklichen 2:2 vor sechs Wochen beim damaligen Schlusslicht Hansa Rostock. Von einer Gesetzmäßigkeit wollte Rangnick nichts wissen: «Und wenn es so sein sollte: In den nächsten Wochen erwarten uns fast ausschließlich große Mannschaften.»

Doch bevor es gegen die UEFA-Cup- und Champions-League-Anwärter VfB Stuttgart, Hamburger SV, Hertha BSC und Bayer Leverkusen geht, wollen die Schalker die Scharte nach der Länderspielpause in zwei Wochen gegen den 1. FC Nürnberg vor eigener Kulisse ausmerzen. «Wir müssen die Punkte so schnell wie möglich nachholen», forderte Stürmer Ebbe Sand, an dessen Seite Hamit Altintop für den verletzten Nationalspieler Gerald Asamoah gegen Mainz spielte. «Es ist noch alles offen», sagte der Däne.

Mit 53 Punkten liegen die Schalker gleichauf mit Rekordmeister Bayern. Allerdings weisen die Münchner, die ihre Pflichtaufgabe mit einem 3:1-Heimsieg gegen Hansa Rostock erledigten, mit 49:25 das deutlich bessere Torverhältnis gegenüber den Gelsenkirchenern (41:29) auf. «Ich könnte mir unangenehmere Ausgangspositionen vorstellen», befand dennoch Keeper und Kapitän Frank Rost, den die Mainzer Fabian Gerber nach nur 19 Sekunden und Michael Thurk (79.) hatten überwinden können. Den zwischenzeitlichen Ausgleich hatte Lincoln (70.) per Foulelfmeter besorgt.

Die Punkte haben die Mainzer von den Schalkern eingestrichen, auf das Geld aus dem Transfer des verletzten Mimoun Azaouagh (650 000 Euro plus Prämien) warten die Rheinessen allerdings noch immer, was die Atmosphäre im mit 20 300 Zuschauern ausverkauften Bruchwegstadion und auch hinter den Kulissen prägte. FSV-Präsident Harald Strutz nach dem verdienten Sieg, dass «wir die Meisterschaft zu Gunsten von Bayern München entschieden haben. Das ist unser Geschenk, nachdem sie bei unserer 100-Jahr-Feier waren», sagte er zum Abschluss der Jubiläumswoche. Im Steit um Azaouagh zieht Strutz indes strafrechtliche Schritte gegen Schalkes Manager Rudi Aussauer in Betracht, der die Mainzer der «arglistigen Täuschung» bezichtigt.

Sportlich hat der Aufsteiger mit sieben Punkten aus den vergangenen drei Spielen wieder zur alten Leistungsstärke zurückgefunden und nun acht Zähler Vorsprung auf den Tabellen-16. VfL Bochum. «Das ist sensationell geil gewesen», jubelte Trainer Jürgen Klopp nach der kämpferischen Glanzvorstellung seines Teams. Im Gegensatz zu Vereinspräsident Strutz hat der Coach die Schalker im Titelkampf noch nicht abgeschrieben. Vielmehr beruhigte er seinen Kollegen Rangnick: «Die Bayern müssen ja auch noch hierher.»

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