19.03.2005 18:30 Uhr

Proteste in Bochum trotz 5:1 gegen Wolfsburg

Bochum (dpa) - Kein Lächeln, wenig Freude, kaum eine Regung - selbst der 5:1-Kantersieg über den VfL Wolfsburg konnte Peter Neururer nach dem Schlusspfiff nicht so recht aufheitern.

«Neururer- Raus»-Rufe und hämische Spruchbänder der Fans waren dem Trainer des Tabellen-16. VfL Bochum aufs Gemüt geschlagen. Ungewohnt wortkarg nahm er im Anschluss an den höchsten Saisonsieg Stellung zu den Protesten vor und während der Partie: «Das war die richtige Antwort der Mannschaft auf die Störversuche von Außen. Ich hoffe nun auf den nötigen Schub.»

Nicht nur die einstmals heile Welt in Bochum ist mächtig ins Wanken geraten. Spätestens im Ruhrstadion dämmerte es Erik Gerets, dass die Ziele in Wolfsburg zu hoch gesteckt sind. Von der Klasse im vorigen Herbst mit zwischenzeitlicher Tabellenführung ist sein Team mittlerweile Lichtjahre entfernt. Zusehens schwindet beim Coach offenbar die Lust, seine Arbeit bei den ambitionierten Norddeutschen über die Saison hinaus fortzusetzen: «Das war eine Blamage. Ich muss darüber nachdenken, welche Konsequenzen das für mich hat - nicht sofort, aber in einigen Monaten.»

Beide Fußball-Trainer stehen vor einer ungewissen Zukunft. Zwar schöpft Neururer nach den Treffern von Edu (15./38.), Dariusz Wosz (24.), Vratislav Lokvenc (39.) und Peter Madsen (57.) neue Hoffnung im Abstiegskampf, muss sich aber um den Rückhalt bei den Anhängern sorgen. Der jüngste Treueschwur der Vereinsführung, auch im Falle des fünften Abstiegs des VfL mit Neururer weiterarbeiten zu wollen, wurde von einigen Fans konterkariert. Schon bei der Einfahrt des Mannschaftsbusses in das Stadion verschafften sie ihrem Ärger Luft.

Es war ein Vorgeschmack auf das, was sich nach dem Anpfiff der Partie ereignen sollte. Von der ersten Minute an spielten die Bochumer nicht nur gegen Wolfsburg, sondern auch gegen die eigenen Fans. Aus Protest über das blamable 1:3 vor einer Woche in Rostock blieb der zentrale Block auf der Fantribüne in der Anfangsphase leer. Spruchbänder und Gesänge machten vor allem Neururer das Leben schwer. Die angespannte Stimmung schien die Profis dagegen zu beflügeln: Zwar ließ die Spielkultur erneut zu wünschen übrig, nicht aber die Chancenauswertung. Allein in der ersten Halbzeit führten fünf Möglichkeiten zu vier Toren.

Hilflos musste Gerets mit ansehen, wie sein Team sich fast widerstandslos in sein Schicksal ergab. «Wer für solch ein Spiel noch Ausreden findet, muss seine Schuhe schnell ausziehen und wegschmeißen», wettere Abwehrspieler Stefan Schnorr. Erst in der Schlussphase erwachte der Gast aus der Lethargie. Desillusioniert sprach Gerets von einem «der schrecklichsten Erlebnisse in den vergangenen 13 Jahren», dementierte aber aufkommende Spekulationen über einen Rückzug schon in den nächsten Tagen: «Ich werde sicherlich nicht sofort das Handtuch werfen, aber Antworten von all denen verlangen, die mich heute enttäuscht haben.»

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