19.03.2005 18:30 Uhr

Hannover 96 legt Heimkomplex ab

Hannover (dpa) - «Wir haben die Schnauze voll» skandierten die aufgebrachten Anhänger von Borussia Mönchengladbach nach der 1:2-Auswärtspleite bei der bis dahin schlechtesten Rückrundenmannschaft Hannover 96.

Fußball-Trainer Dick Advocaat präsentierte sich als Fan-Anwalt, der die Sorgen und Nöte seiner Klienten nicht uneingeschränkt teilt. «Dafür habe ich Verständnis», entgegnete der Gladbacher Coach. Von Abstiegsängsten wollte er indessen nichts wissen: «Ich bin sehr enttäuscht über das Ergebnis, der Blick auf die Tabelle macht mir aber keine Sorgen.»

Advocaat wandelt auf einem schmalen Grat. Die Luft wird für ihn immer dünner. Trotz der Millionen-Investitionen für neue Spieler in der Winterpause tritt seine Mannschaft vor der unmittelbaren Abstiegszone auf der Stelle. Selbst gegen eine nach fünf Heimniederlagen stark verunsicherte 96-Mannschaft reichte es nicht zum ersten Saison-Auswärtssieg. Zuletzt gewannen die Gladbacher im April 2004 in einem fremden Stadion. «Ich kann nicht in drei Monaten ändern, was sechs Jahre nicht gut gegangen ist», entgegnete Advocaat seinen Kritikern.

Etwas mehr Realitätssinn zeigte der ebenfalls nicht unumstrittene Manager Christian Hochstätter. Er sprach zwar angesichts einer ordentlichen ersten Halbzeit, dem Führungstor von Vaclav Sverkos (32.) und noch anderer guter Chancen von einem «deutlichen Schritt nach vorn, wenn man auf die Leistung schaut». Beim Blick auf die Bundesliga-Tabelle analysierte Hochstätter aber nüchtern: «Fakt ist, dass wir sechs Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz haben. Die nächste Partie gegen Bochum ist ein wichtiges Spiel. Wir müssen Punkte machen, sonst wird es eng.»

Mit einigen «deftigen Worten» in der Halbzeitpause und einer glücklichen Hand beim Spielertausch beendete 96-Trainer Ewald Lienen den Heimkomplex und brachte sein Team wie von der Vereinsführung gewünscht auf UI-Cup-Kurs. Das eingewechselte Tschechen-Duo Jiri Stajner/Jiri Kaufman kippte ein fast schon verlorenes Spiel. Zunächst traf Kaufman (59.) nur den Pfosten, eine Minute später Stajner per Volleyschuss ins Tor. Das Siegtor des brasilianischen Reservisten Vinicius (73.), der als umsichtiger Ballverteiler und emsiger Balleroberer im Mittelfeld gefiel, war die logische Konsequenz permanenter Überlegenheit vor 36 725 Zuschauern.

«Wir konnten mit einer offensiveren Spielausrichtung die Partie drehen. Es ist eine große Last von uns allen gefallen», sagte Lienen. «Die Stimmung in der ersten Halbzeit war ganz mies. Da haben wir nicht mit breiter Brust gespielt. Doch dieser Sieg bringt uns die Sympathien der Fans zurück», ergänzte 96-Ersatzkapitän Steven Cherundolo. Neben dem etatmäßigen Mannschaftsführer Altin Lala fehlten noch fünf andere zum Stamm zählende Profis wegen Sperre oder Verletzung. Ein Umstand, der den ersten 96-Heimsieg seit November 2004 umso wertvoller und die Niederlage für Mönchengladbach umso bitterer macht.

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