19.03.2005 18:30 Uhr

Dank «Doppel-Marx»: Hertha wird mutig

Berlin (dpa) - Den Poker um Patrick Owomoyela hatte Hertha BSC verloren, die Geschenke des Jung-Nationalspielers nahmen die Berliner dennoch dankend an.

Im Spiel eins nach dem bekannt gewordenen Wechsel zu Meister Werder Bremen übernahm der 25-jährige Noch-Bielefelder die Rolle des tragischen Heldens. «Patrick hätte das Ding nach Hause schaukeln können», kommentierte Arminen-Präsident Hans-Hermann Schwick mit eingefallenem Gesicht den 3:0-Erfolg der «alten Dame».

Owomoyela versagten gleich bei drei glasklaren Chancen die Nerven, Hertha dagegen machte aus vier Möglichkeiten drei Tore. «Das war heute der Unterschied, sicher ärgert mich das», fasste der WM- Kandidat seinen schwarzen Nachmittag zusammen. «Das lag sicher nicht an seinem Wechsel», bemühte sich Schwick um Wogen-Glättung. Trainer Uwe Rapolder äußerte nach der dritten Pleite in Folge sogar, er sei froh, «dass es jetzt Klarheit gibt im Fall Owomoyela». Der Neu-Bremer selbst verwies auf das Pokalfinale am 28. Mai an gleicher Stätte. Als «Sahnehäubchen» möchte er «die Chancen dann rein machen».

Dieses Mal hieß der Matchwinner vor 38 114 Fans im Olympiastadion trotz einer couragierten Bielefelder Vorstellung nicht Owomoyela, sondern Thorben Marx. Zwei Mal brachte Arminia den Ball nicht konsequent genug aus der Gefahrenzone, zwei Mal schlug Marx mit einem technisch gekonnten Schuss von der Strafraumgrenze zu (29., 56.) - sein erster «Doppelpack» im 65. Bundesliga-Spiel. «Die beiden Tore geben Selbstvertrauen», erklärte der ehemalige U21-Nationalspieler.

Hertha wird mutig bei der Formulierung neuer Ziele. «Wir wollen unter die ersten Fünf», verkündete Manager Dieter Hoeneß, ansonsten stets der Bremser aller höheren Erwartungen. «Den UEFA-Cup müssen wir jetzt angreifen», deutete «Doppel-Marx» selbst den Blick Richtung Champions League an. Und Andreas «Zecke» Neuendorf hat angesichts der wenig souveränen, aber höchst effektiven Vorstellung sogar schon Parallelen zum Branchen-Primus erkannt: «Das war alles andere als schöner Fußball. Aber so gewinnen auch die Bayern ihre Spiele.»

In der Tat können die Berliner neue Tugenden in den Endspurt um die internationalen Startplätze einbringen. Auch wenn Brasilien-Star Marcelinho wie diesmal einen grottenschlechten Tag erwischt, ist Hertha nicht mehr zwangsläufig verloren. «Wir sind nicht mehr von einem Spieler abhängig», betonte Marx, der selbst den schlagenden Beweis lieferte.

Dazu hat Zauberer Yildiray Bastürk die Unberechenbarkeit des Berliner Spiels drastisch erhöht. Das 3:0 des Türken (90.+1) gegen Arminia war bereits sein fünftes Saisontor. Außerdem ist das rekonstruierte Olympiastadion wieder zum Hertha-Wohnzimmer geworden, neun Mal nacheinander sind die Berliner darin nun schon ungeschlagen.

Nur ein Wermutströpfchen trübte die neue Aufbruchstimmung. Ausgerechnet um den Anteil der Profis an der Hilfsaktion der Hertha für die Tsunami-Opfer in Südost-Asien (der Club garantiert 250 000 Euro in fünf Jahren) flammte eine Diskussion auf. Ein Prozent ihrer Punktprämien aus der Rückrunde wollten die Spieler offenbar kollektiv abtreten, zwei Prozent behielt der Club zuletzt ein. Angesichts der eher bescheidenen Summen, um die es geht, ärgerte sich Manager Hoeneß vor allem darüber, dass diese Debatte in die Öffentlichkeit drang: «Wir haben klar vereinbart, dass wir dies noch einmal besprechen.»

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