19.03.2005 18:30 Uhr

Bitteres 2:3: HSV verliert gegen Dortmund

Hamburg (dpa) - Den wirtschaftlichen Ruin abgewendet, das Punkte-Konto aufgebessert und bei den Fans neuen Kredit gewonnen: Fünf Tage nach der finanziellen Rettung ist Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund auch sportlich zu neuen Ufern aufgebrochen.

«Wir wissen jetzt, dass es mit dem Verein im Sommer weitergeht und dass wir auch sportlich gute Perspektiven haben», sagte Mannschaftskapitän Sebastian Kehl nach dem 3:2 (1:1) beim Hamburger SV. «Da ist ein Sieg in dieser Situation besonders schön.» Die mit 35 Punkten auf Platz elf vorgerückten Westfalen geben auch schon wieder internationale Parolen aus. «Wir können jetzt nach oben schauen zu UEFA- oder UI-Cup», meinte Ewerthon, der vier Minuten vor Spielende das entscheidende dritte Tor für den BVB erzielt hatte.

Der HSV indes ist nach wochenlangem Höhenflug hart gelandet. Nach vier Heimsiegen in Folge wurde die bis dahin zweitbeste Rückrunden- Mannschaft mit der Niederlage gegen Angstgegner Dortmund aus den UEFA-Cup-Rängen katapultiert. «Das tut weh», stöhnte Trainer Thomas Doll, der erleben musste, dass sein Verein nun schon seit acht Heimspielen keinen Blumentopf mehr gegen die Borussen gewonnen hat. «Wenn man sieht, was in der Kabine durch die Gegend fliegt, dann weiß man, wie sich die Jungs fühlen und was sie sich vorgenommen hatten», beschrieb Doll die Gemütslage seiner Spieler, die sich weit über eine Stunde in der Umkleide verkrochen, um niemanden sehen, geschweige denn sprechen zu müssen.

Die 8000 mitgereisten Dortmunder Fans feierten dagegen ihr Team in der mit 55 500 Zuschauern ausverkauften Arena ausgelassen. «In der jetzigen Situation ist der Sieg extrem wichtig», meinte Lars Ricken, Schütze des zweiten Dortmunder Tores. Für den mit rund 100 Millionen Euro Schulden belasteten sechsfachen deutschen Meister, der sich mittels Sanierungskonzept Zugang zu 52 Millionen Euro verschafft hat, ist der sportliche Erfolg Pflicht. Präsident Reinhard Rauball sieht in einem «von 60 auf 28 Millionen Euro reduzierten Spielervolumen» die Grundlage zur Genesung. Einen Ausverkauf der Leistungsträger schließt Trainer Bert van Marwijk jedoch aus. «Den wird es nicht geben», verkündete er bestimmt.

Der Borussen-Coach gestand, sehr stolz auf seine Mannschaft zu sein, zumal mit dem Aus von Jan Koller (17./Verdacht auf Muskelfaserriss) und dem von Schüttelfrost gepeinigten Tomas Rosicky (50.) zwei Leistungsträger frühzeitig abhanden gekommen waren. Dass den Spielern aber die am vergangenen Montag abgewendete Insolvenz Flügel verliehen haben soll, verwies der Trainer ins Reich der Legenden: «Die Mannschaft hat schon vorher stark gespielt, sonst hätten wir niemals so viele Punkte geholt.» Der Niederländer hat sich und seinem Team eine neue Blickrichtung verordnet: «Wir brauchen nicht mehr nach unten zu gucken.»

Das will auch Kollege Doll nicht. Von Diskussionen um UEFA-Cup oder gar Champins League im Vereins-Umfeld will er aber rein gar nichts wissen. «Ob jetzt Platz fünf, sechs oder sieben interessiert mich überhaupt nicht», sagte der 39 Jahre alte Coach. «Am 21. Mai wird abgerechnet.» Mit zehn Gegentoren in den jüngsten vier Spielen haben die Hamburger aber eines ihrer Probleme offen gelegt: die Defensive. «Wir bekommen zu viele Tore. Das geht nicht», meinte Kapitän und Abwehrchef Daniel van Buyten. Doch Trainer Doll mahnt zur Ruhe: «Wir stehen wieder auf.»

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