12.03.2005 18:30 Uhr

96-Fans fordern nach 0:1: «Lienen raus»

Wolfsburg (dpa) - Bei der schlechtesten Bundesliga-Mannschaft der Rückrunde liegen die Nerven blank. Die 96-Anhänger forderten nach dem mit 0:1 verlorenen Niedersachsen-Derby beim VfL Wolfsburg lautstark den Rauswurf des bei ihnen unbeliebten Coaches.

Als Hannovers Trainer Ewald Lienen unmittelbar nach Abpfiff im Wolfsburger Stadion um ein Interview gebeten wurde, zischte er nach Angaben eines ARD-Mitarbeiters: «Haut ab!» Seit der Verlängerung von Lienens Vertrag im Januar ist das Überraschungsteam der Hinrunde in eine Krise gerutscht und hat zuletzt aus acht Spielen nur vier Punkte geholt.

Bereits nach der verlorenen Partie gegen Rostock gab es die ersten Sprechchöre, und nun schrien die 96-Fans in Wolfsburg immer lauter: «Lienen raus! Lienen raus!» Manager Ilja Kaenzig war sichtlich bemüht, die aufkommende Trainerdiskussion soweit wie möglich zu unterbinden: «Die Spieler haben sich gegen die Niederlage aufgelehnt. Von daher kann man nicht irgendwelche Abrechnungen zwischen Fans und Trainer gutheißen. Das hilft keinem weiter.» Der Druck auf den in Hannover umstrittenen Coach wächst jedoch zusehends.

Zwar zeigte das in der Hinrunde bis auf Platz vier gekletterte 96-Team nach der peinlichen Vorstellung gegen Rostock eine deutliche Leistungssteigerung, gegen die ebenfalls schwächelnden Wolfsburger reichte es in der von vielen Fehlern und Unsicherheiten geprägten Partie jedoch nur zu zwei Lattentreffern von Steve Cherundolo. «Was sollen wir jetzt machen? Wir müssen jetzt weiter arbeiten», kommentierte Nationalspieler Per Mertesacker und meinte angesichts des kämpferischen Einsatzes: «Das war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.» Lienen sagte später zu den vergebenen Chancen in Wolfsburg und zu nur drei Treffern in den vergangenen neun Partien: «Wir müssen irgendwann wieder Tore erzielen.»

Den ebenfalls schwach ins neue Jahr gestarteten Wolfsburgern gelang der zweite Rückrunden-Sieg dank des Treffers von Juan Carlos Menseguez (6.), der die Chance auf einen UEFA-Cup-Platz wieder verbessert hat. Dennoch gab es erneut Ärger um Thomas Brdaric. Der Nationalstürmer hatte zuletzt mehr Einsatzzeiten gefordert und mit seinem vorzeitigen Wechsel gedroht. Nach dem Sieg, den er wegen einer Prellung nur von der Tribüne aus sah, spielte er demonstrativ den Beleidigten und meinte zu einem abgesagten TV-Auftritt: «Ich soll ja nichts mehr sagen. Ich weiß nicht, was die damit bezwecken wollen.»

Trainer Erik Gerets, der sich seit Wochen mit Brdaric herumärgert, hatte zuvor einen guten Start seines Teams erlebt, der allerdings keine Sicherheit gab. «Hannover war heute gut und hätte einen Punkt verdient gehabt», kommentierte er die Partie und suchte nach den positiven Aspekten neben den drei gewonnenen Punkten: «Meine Mannschaft hat Herz gezeigt. Das habe ich zuletzt vermisst.»

Wirklich glücklich wirkte der Belgier dennoch nicht. Ernüchtert stellte er fest: «Die Trainer von Wolfsburg und Hannover haben bessere Zeiten erlebt in der Hinrunde. Vor einige Monaten waren wir noch Könige, da kannst du sehen, wie schnell das vorbei sein kann.»

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