29.01.2005 18:30 Uhr

Rückschlag für VfB gegen Angstgegner Nürnberg

Stuttgart (dpa) - Der Titelaspirant VfB Stuttgart hat durch die 2:4 (0:2)-Pleite gegen seinen «Angstgegner» 1. FC Nürnberg einen herben Rückschlag im Kampf um die Meisterschaft erlitten.

Nach dem kläglichen Versagen in der von Trainer Matthias Sammer zum «wichtigen Charaktertest» erklärten Partie muss der Tabellendritte sogar befürchten, von den aufrückenden Verfolgern schon bald aus der Champions-League-Region verdrängt zu werden. «Wir dürfen nicht nur nach oben schauen. Die von hinten kommen mächtig ran», warnte Ersatzkapitän Silvio Meißner vor einem Abrutschen.

Innerlich brodelte Sammer nach der Klatsche gegen den «Club», aber nach außen mimte der Heißsporn den Ruhigen und Verständnisvollen. «Charakterlich gibt es nichts vorzuwerfen. Wir haben geackert und gefightet», nahm er seine vom kecken Aufsteiger bloß gestellten Schützlinge sogar teilweise in Schutz. Seinen Frust über die leichtfertig vergebene «große Chance», an den ebenfalls patzenden Schalkern vorbeizuziehen, konnte er trotz aller Beherrschung nicht verbergen: «Die Niederlage ist unheimlich ärgerlich, auch mit Blick auf die Tabelle.»

Im wesentlichen waren vier Gründe für die dritte Heimpleite gegen Nürnberg in Serie ausschlaggebend: Die Schwaben nahmen die angeschlagenen Franken trotz aller Warnungen Sammers offensichtlich auf die leichte Schulter; der gelb-gesperrte Kapitän Zvonimir Soldo fehlte als Lenker und Denker an allen Ecken und Enden; vor allem die linke Abwehrseite mit Markus Babbel und Heiko Gerber war äußerst anfällig - und schließlich legte der Tabellen-13. schnell jeglichen Respekt vor dem vermeintlich übermächtigen Kontrahenten ab.

Allen Nürnberger Treffern durch Sven Müller (6. Minute), Markus Schroth (11. und 85.) sowie Torjäger Marek Mintal (83.) ging stümperhaftes Abwehrverhalten der im Vorjahr noch so sattelfesten VfB-Defensive voraus. Selbst zwei Tore nach erfolgreicher Aufholjagd durch Fernando Meira (52.) und Imre Szabics (71.) reichten nicht für wenigstens einen Punkt. «Wir haben uns elementare Fehler geleistet», kritisierte Sammer das «Chaos in der Innenverteidigung». Meißner gestand geknickt: «Soldo fehlte. Es herrschte keine Ordnung und hinten hat nichts gestimmt.»

Bis zum Heimspiel gegen die glänzend in die Rückrunde gestarteten Lauterer will Sammer diese Schwächen abstellen. «Wir werden wieder aufstehen. Wenn wir da gewinnen, war das 2:4 kein Rückschlag», hofft er auf Wiedergutmachung. Kevin Kuranyi kündigte an, dass der VfB seine Lehren aus diesem Tiefschlag ziehen werde. «Nach dem Ausgleich wollten wir zu schnell das dritte Tor», sagte der Nationalstürmer. «Es war heute komisch, aber nach der Pause haben wir Charakter gezeigt.»

Bei den frisch und frech agierenden Franken stimmten Einstellung und Leistung ohne Abstriche. «Die Mannschaft hat Charakter und Moral», lobte Wolfgang Wolf stolz seine Akteure. «Normalerweise verlierst du so ein Spiel nach dem 2:2.» Aber mit ihrem unbändigen Willen und Einsatz überstanden die zum vierten Mal auswärts siegreichen Nürnberger auch die kritischste Phase. «In der zweiten Halbzeit sind wir ins Schwimmen geraten, aber dann haben wir Moral bewiesen», meinte Doppeltorschütze Schroth.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten