12.12.2004 20:30 Uhr

Wolfsburg nach dem Schützenfest im Trainingslager

Wolfsburg (dpa) - Das Schützenfest zum Abschluss der Bundesliga-Hinrunde hat den VfL Wolfsburg mutig gemacht. «Mit diesem vierten Platz kann man noch einmal angreifen», sagte Fußball-Nationalspieler Thomas Brdaric nach dem 5:0 (4:0) über Arminia Bielefeld.

Doch das locker und leicht veranstaltete Torfestival sorgte zugleich auch für zwiespältige Gefühle. Pablo Thiam übernahm wieder einmal die Rolle des Mahners und meinte: «Bei mir persönlich hält sich die Freude in Grenzen, weil wir viel mehr hätten erreichen können, wenn wir als Mannschaft reifer gewesen wären und uns zusammengerauft hätten.»

Die Wolfsburger waren in der Hinrunde lange die Überraschungs-Mannschaft schlechthin und lagen acht Spieltage an der Tabellenspitze. Doch interne Reibereien und Eifersüchteleien verhinderten, dass der VfL oben blieb. «Es ist eigentlich grausam, was in den letzten Spielen passiert ist», meinte Thiam trotz der erfolgreichsten Halbserie seit dem Aufstieg 1997: «Wir haben als Mannschaft in den letzten Wochen sehr viel verbockt.»

Bei Erik Gerets überwog die Freude, nach drei Niederlagen die Talfahrt gebremst zu haben. «Der vierte Platz für den VfL Wolfsburg ist sensationell», lobte der Coach. Allerdings hofft Gerets, dass sich nun bei allen VfL-Profis diese Erkenntnis durchsetzt: «Wenn zwei oder drei Leute nicht mitmachen, sind wir nicht stark genug.» Zeit für intensive Einzelgespräche gibt es bei den Wolfsburgern reichlich, denn Gerets griff zu einer ungewöhnlichen Maßnahme, schickte die Profis noch nicht in den Weihnachts-Urlaub, sondern reiste mit ihnen in ein Kurz-Trainingslager nach Kaprun.

Wie empfindlich das Wolfsburger Mannschaftsgefüge ist, zeigte sich selbst beim toll herausgespielten Sieg gegen Bielefeld deutlich. Nach den Treffern von Thomas Rytter (14.), Diego Klimowicz (26.) und Brdaric (37./40.) verwandelte Martin Petrow einen Foulelfmeter (67.) zum Endstand - aber erst nach einer kleinen Auseinandersetzung mit Andres D'Alessandro, der - entgegen der Anweisung des Trainers - lieber selber geschossen hätte.

Der kleine Argentinier ist zwar der talentierteste Kicker in der Mannschaft, fügt sich aber nur schwer ein. Zuletzt war der Spielmacher im Training mit Brdaric aneinander geraten. Dass es einen Riss im Team gibt, will natürlich niemand offiziell bestätigen. Aber Thiam sagte unmissverständlich: «Ich hoffe, dass es eine Lektion ist. Wir sind nur stark, wenn wir das Ding gemeinsam angehen.» Für die Tage in Kaprun kündigte der frühere Bayern-Spieler an: «Wir müssen da einiges ansprechen.»

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