18.09.2004 18:30 Uhr

Schalke zeigt große Moral - Assauer-Lob

Gelsenkirchen (dpa) - Nur 48 Stunden. Wie in dem gleichnamigen Film haben die Fußball-Profis des FC Schalke 04 unter der Regie von Eddy Achterberg ihre Mission erfüllt, eine erstaunliche Wandlung vollzogen und mit zwei überzeugenden Siegen die Hoffnung auf bessere Zeiten genährt.

Dem 5:1 im UEFA-Cup gegen Liepajas Metalurgs am Tag nach der Entlassung von Jupp Heynckes ließen die Königsblauen einen mit Leidenschaft und Moral erkämpften 3:2-Heimerfolg über Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga folgen.

«Diese zwei Siege in zwei Tagen sind unglaublich wichtig für uns und den Verein. Wir haben gezeigt, dass wir eine super Mannschaft sind, die jeden schlagen kann», sagte Ebbe Sand erleichtert. Der von einer Hirnhautentzündung genesene Däne avancierte wie gegen die Letten, als er gleich drei Mal erfolgreich war, auch gegen Gladbach zum Matchwinner. In der 66. Minute verwandelte der 32 Jahre alte Torjäger mit dem Siegtor die mit 61 524 Zuschauern ausverkaufte Arena AufSchalke in ein blau-weißes Tollhaus.

Zuvor hatten Sand und seine Mitstreiter zwei Mal einen Rückstand durch Bernd Korzynietz (5.) und Oliver Neuville (47.) verkraften müssen. Doch der Schock zu Beginn beider Spielhälften wurde rasch verdaut. Abwehrspieler Christian Pander mit einem herrlichen direkt verwandelten Freistoß (34.) und der überragende Gustavo Varela (60.) konnten jeweils ausgleichen und den Grundstein zum Sieg legen. «Wir waren heute als Mannschaft gefordert, sind zwei Mal zurückgekommen und haben die richtige Antwort gegeben», frohlockte Sand - und genoss den Augenblick: «Schöner kann man nicht gewinnen.»

Auch Rudi Assauer hat man seit Wochen nicht so erleichtert gesehen. Harsche Kritik von Fans und Medien hatte er einstecken müssen, weil die Heynckes-Ablösung für viele nicht nachvollziehbar war. Nun sprang das Team dem Manager mit der «besten Leistung seit einen Dreivierteljahr» beiseite und bestätigte im Nachhinein die Richtigkeit seines Handelns.

Wie von Fesseln befreit wirkte die Elf, in der Gerald Asamoah den in der Liga gesperrten Ailton vertrat. Auch wenn Schalke vor allem bei den Gegentoren noch einige Abwehrprobleme offenbarte, scheint die Blockade gelöst. «Eddy hat seine Arbeit hervorragend getan. Aber das größte Lob gilt der Truppe. Sie hat eindrucksvoll bewiesen, welchen Charakter sie hat. Das Drehbuch hätte niemand besser schreiben können», sagte Assauer voller Genugtuung.

Er sei kein Psychologe, meinte er, und lieferte gleichwohl Ansätze schlüssiger Erklärungen für die Leistungsexplosion. «Irgendwo war eine Bremse drin», meinte Assauer, der Heynckes' Fachkompetenz zwar nicht generell in Frage stellte, ihm aber knallhart Defizite im Umgang mit den Profis attestierte. Als Parade-Beispiel nannte er Christian Poulsen, den der Ex-Coach «runtergezogen» habe. Assauer: «Heynckes ist ein guter Trainer. Aber was er durchsetzen wollte, hat hier nicht funktioniert. Man darf die Spieler nicht kaputt reden, sondern muss ihnen den Rücken stärken und Vertrauen schenken.»

Da Achterberg dies offenbar gelingt, könnte die Interims- sogar zur Dauerlösung werden. Assauer betonte, er habe das dicke Paket von Bewerbungen auf seinem Schreibtisch noch nicht angeschaut. Bis auf weiteres setzt er auf den kumpeligen Niederländer, der optimalen Zugang zum Team findet. Der 57-Jährige weiß das Vertrauen von Fans, Vorstand und Spielern zu schätzen, doch die Chef-Rolle ist ihm nicht ganz geheuer: «Wenn nächste Woche ein anderer käme, wäre das okay. Dann bin ich eben wieder Co-Trainer. Ich bleibe der Eddy.»

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