18.09.2004 18:30 Uhr

Leverkusen auf stetiger Achterbahnfahrt

Leverkusen (dpa) - Die Fußball-Profis von Bayer Leverkusen werden immer mehr zu perfekten Achterbahn-Fahrern. Erst die 4:1-Gala gegen Bayern München, dann das peinliche 0:2 in Mainz.

Es folgte das 3:0-Feuerwerk in der Champions League gegen Real Madrid und drei Tage danach das mehr als glückliche 2:2 (0:1) in der Bundesliga gegen den 1. FC Nürnberg. «Wir müssen noch viel lernen, wir müssen cleverer werden», fasste Bayer-Trainer Klaus Augenthaler angesichts des ständigen Aufs und Abs seiner Werks-Kicker zusammen. Es reicht noch nicht, die Konstanz fehlt, immer wieder folgen bei den Rheinländern auf absolute Höhepunkte unerklärliche Nacken- und Tiefschläge.

Gegen den frechen Aufsteiger aus Franken war es fast wieder so weit. Erst ein Gewaltakt ließ den Bayer-Profis nach Treffern von Torhüter Jörg Butt (76. Minute/Handelfmeter) und Dimitar Berbatow (80.) wenigstens noch einen Punkt vor 22 500 Zuschauern in der ausverkauften BayArena. «Wir müssen uns fast bei Nürnberg für das Unentschieden entschuldigen. Bis zum 1:2 haben wir katastrophal gespielt», gestand Butt ein, dass es ein überaus glückliches Remis war. Sven Müller (23.) und der Leverkusener Diego Placente mit einem Eigentor (69.) ließen den «Club» wie den sicheren Gewinner aussehen.

«Wir hätten den Dreier verdient gehabt», trauerte Torschütze Müller dem entgangenen zweiten Saison-Auswärtssieg hinterher. Chancen dazu gab es genug, denn Jermaine Jones (53.) rettete bei einem Kopfball von Marek Mintal auf der Linie, und in der 59. Minute trafen Andreas Wolf und Mintal innerhalb von fünf Sekunden erst Pfosten und dann Latte. «Unser Trainer hat uns gesagt, wir sind besser als Real Madrid. Die haben hier doch gar nichts gemacht», wertete Nürnbergs Spielführer Tommy Svindal Larsen den Punktgewinn am Ende positiv: «Das ist doch nicht schlecht in Leverkusen.»

Nürnbergs Chefcoach Wolfgang Wolf war allerdings ganz anderer Meinung: «Die Trauer überwiegt.» Aber es hätte für den «Club» auch noch schlimmer kommen können. Denn in der Schlussminute hatte der eingewechselte Kenan Sahin die große Chance zum 3:2-Siegtor, doch der 19-Jährige scheiterte an «Club»-Keeper Raphael Schäfer. Augenthaler sah trotz des erneut aufgetretenen Mainz-Syndroms gute Ansätze: «Ich muss der Mannschaft ein Kompliment machen. Sie ist nach dem 0:2 noch einmal zurück gekommen.»

Dem Bayer-Coach war nach eigenem Bekunden klar, «dass wir heute keine Gala abliefern würden». Dabei musste er seine Spieler nach dem glanzvollen Auftritt gegen Real Madrid nicht einmal von einem Höhenflug herunter holen: «Sie sind ja nicht abgehoben. Es blieb gar keine Zeit, diesen Sieg zu genießen.» Nur den Vorwurf der fehlenden Cleverness seiner Mannschaft hielt er aufrecht.

Dem Niederbayern wären zehn 1:0-Siege in der Bundesliga lieber als die Top-Auftritte gegen München und Madrid: «Das sind gerade zwei Mal 90 Minuten.» Auch Bayer-Spielführer Carsten Ramelow sieht noch Nachholbedarf in Sachen Cleverness: «Wir rennen immer nach vorn, laufen in Konter und kassieren Tore.» Null Punkte gegen Mainz, ein Zähler gegen Nürnberg - «das ist gegen Aufsteiger zu wenig», bilanzierte Augenthaler die Leverkusener Hoch-Tief-Woche.

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