11.09.2004 18:30 Uhr

«Fantastischer Fußball», aber kein Sieg: Hertha in Not

Nürnberg (dpa) - Vier Spiele, vier Unentschieden - nach dem Fehlstart in die neue Saison der Fußball-Bundesliga ist Hertha BSC in Not geraten.

Trainer Falko Götz machte nach der trostlosen Nullnummer der Berliner bei Aufsteiger 1. FC Nürnberg keinen Hehl aus seiner Enttäuschung und stellte mit versteinerter Miene fest, dass er mit der mageren Bilanz «absolut nicht zufrieden» sei. Auch Dieter Hoeneß räumte ein, «dass wir einige Punkte zu wenig auf dem Konto haben», Anlass zur Panik sieht er allerdings noch nicht. «Was uns gefehlt hat, waren die Tore. Alles andere war in Ordnung», meinte der Manager, «wenn wir so weiter spielen, sind wir auf dem richtigen Weg.»

Wenn die Hertha aber, wie bei dem Trauerspiel vor den enttäuschten 30 891 Zuschauern im Frankenstadion, weiterhin das Toreschießen vergisst, wird Hoeneß sich nicht mehr so demonstrativ wie in Nürnberg vor die Mannschaft stellen. Der Manager sprach die ungenügende Chancenverwertung der Herthaner an, doch das Entscheidende für ihn war, «dass man Torchancen herausgearbeitet hat». Aber die wurden in der ersten Halbzeit durch Artur Wichniarek, Nando Rafael oder Marcelinho stümperhaft vergeben. «Die Führung war möglich, aber die letzte Konsequenz, der letzte Pass haben gefehlt», kritisierte Götz das Offensivspiel.

Berlins dilettantische Angriffsbemühungen und wenig Kreativität im Mittelfeld, wo der schwache Marcelinho trotz Kapitänsbinde keine Führungsrolle spielte, hinderten Hoeneß nicht daran, seiner Mannschaft zu bescheinigen, sie habe «wie aus einem Guss» und «zeitweise fantastischen Fußball» gespielt. Schönrederei mag in der momentanen Situation das richtige Rezept für eine orientierungslose Berliner Mannschaft sein, ändert aber nichts daran, dass Hertha fahrlässig zwei Punkte verschenkte. «Wieder Unentschieden, damit kann ich nicht zufrieden sein», sagte Götz, wohl auch schon in der Furcht vor einer neuerlichen Zittersaison.

Wolfgang Wolfs trockene Feststellung, beide Teams müssten mit dem Unentschieden leben, «ob sie wollen oder nicht», war kein Trost für Götz. Der «Club»-Trainer kam mit dem Punkt gut zurecht. «Wenn man die Historie sieht, wie viele Niederlagen wir gegen Hertha schon wegstecken mussten, war das ganz okay», erinnerte er daran, dass Nürnbergs letzter Heimsieg gegen Berlin schon über 21 Jahre (4:2 am 19. Februar 1983) zurückliegt.

Nürnberg überzeugte mit einer soliden Abwehrleistung, weil die Spieler sich an Wolfs Warnung hielten und aus Angst vor einer ähnlichen bitteren Pleite wie beim 3:4 in Hamburg den Sicherheitsfußball bevorzugten. «Hertha hat losgelegt wie die Feuerwehr und uns die ersten 20 Minuten beherrscht», resümierte Wolf. Aber bei aller Freude über das erste Zu-Null in dieser Saison muss sich auch der «Club» Sorgen um die Zukunft machen. Ganz ohne Risikobereitschaft und Mut zum Torschuss wird er seine derzeitige Bilanz von fünf Punkten aus vier Spielen nicht verbessern können.

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