22.10.2005 18:30 Uhr

Marcelinho-Gala gegen mutige Mainzer

Berlin (dpa) - Drei geniale Momente, zwei Tore, ein Sieg - und alle haben Marcello dos Santos wieder lieb. Der unberechenbare Brasilianer aus Berlin machte beim 3:1 (2:0) gegen den mutigen, aber harmlosen FSV Mainz 05 erstmals in dieser Bundesliga-Saison wieder das, wofür ihn Hertha BSC gern fürstlich entlohnt.

Marcelinho gewann für den Hauptstadt-Club in der zehnten Meisterschafts-Runde ein Spiel, das für die ausgelaugten Berliner nur 46 Stunden nach dem UEFA-Cup-Sieg bei Halmstads BK eigentlich gar nicht zu gewinnen war. «Der Trainer hat mich gelobt und sich bedankt», erzählte der fünfmalige brasilianische Nationalspieler von den Streicheleinheiten, nachdem er sich auf dem Rücken von Maskottchen «Herthinho» den Dank aus der Fankurve abgeholt hatte. «Ich bin erleichtert. Das waren wichtige Tore und ein wichtiger Sieg - für alle», sagte Marcelinho.

Zuletzt war die Allianz zwischen den Hertha-Arbeitern und dem Künstler Marcelinho arg ins Wanken geraten, weil der Brasilianer für seine Ausnahmestellung zu wenig Ausnahmeleistungen auf dem Platz bot. Der Verein ordnete für seinen gutgläubigen Star die aus den Fugen geratenen Finanzen, gesteht «Marcello» mehr Freiheiten als anderen zu. Trainer Falko Götz forderte dafür eindringlich mehr Engagement.

Der Star gab auf den Liebesentzug der Kollegen nicht zum ersten Mal seine ganz spezielle Antwort. Erst schnippelte er einen 20-Meter-Freistoß gegen den «alt» aussehenden FSV-Kapitän Dimo Wache ins Netz (5.). Dann leitete der 30-Jährige das 2:0 ein und vollendete nach sehenswerter Hackenvorlage von Marko Pantelic sicher (34.). Schließlich war er durch einen herrlichen Spielzug auch am dritten Hertha-Treffer durch den Serben Pantelic (67.) beteiligt. «Das braucht Marcelinho und das braucht die Mannschaft, damit man wieder weiß, was man voneinander hat», betonte Manager Dieter Hoeneß.

Gegen Mainz hat Marcelinho gekämpft, ist gerannt «und hat sich vorn selbst belohnt». Götz flüsterte ihm gleich nach dem Abpfiff ins Ohr, dass er genau diese Gegenleistung stets erwartet: «Wenn er dem Team etwas gibt, gibt das Team ihm etwas zurück.» Dennoch wird «Marcello» weiter für Aufregung gut sein. Schon bei seinem Kommentar zu einem angeblichen, aber eher unwahrscheinlichen Flirt mit dem FC Bayern hörten alle in Berlin besonders genau hin: «Wenn es ein gutes Angebot für Hertha und mich geben sollte, kann man darüber reden.»

Dass Hertha BSC nach zwei Bundesliga-Pleiten gegen Mainz die Mini-Krise beenden konnte, ehe sie richtig ausgebrochen war, lag nicht nur an Marcelinhos genialem Fußball-Instinkt. Der Gegner vermochte aus der mangelnden Frische im Berliner Team keinen Nutzen zu ziehen, sieht man von Manuel Friedrichs Anschlusstor (71.) ab. Zwar erarbeite sich Mainz vor 36 392 überraschten Zuschauern im Olympiastadion klare Spiel- (53 Prozent Ballbesitz), Torschuss- (32:17) und Ecken-Vorteile (11:1), doch bei den zahlreichen Chancen versagten die Spieler oder der überragende BSC-Torwart Christian Fiedler rettete im großen Stil.

«So ein kurioses Spiel habe ich noch nie erlebt. Da führt eine Mannschaft 3:0, die eigentlich gar nicht auf dem Platz war», kommentierte 05-Manager Christian Heidel die unterhaltsame Partie. Mit der siebten Saison-Niederlage rutschten die Mainzer wieder auf einen Abstiegsplatz ab, vor allem, weil ein «Knipser» fehlt. Nur neun Saisontore sind das Schlechteste, was die Bundesliga derzeit zu bieten hat. «So ist das, wenn der Gegner aus wenig viel macht und wir aus ganz viel gar nichts», erklärte Trainer Jürgen Klopp trefflich.

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