15.10.2005 18:30 Uhr

Völler wütend, Skibbe enttäuscht: Bayer schwach

Mainz (dpa) - Nach dem verpatzten Bundesliga-Comeback von Trainer Michael Skibbe war die kurze Aufbruchstimmung bei Bayer Leverkusen dem Katzenjammer gewichen.

Sportdirektor Rudi Völler brüllte seinen Frust über die katastrophale Vorstellung beim 1:3 (0:0) gegen den FSV Mainz 05 in der Kabine lautstark heraus, und der als Hoffnungsträger verpflichtete Coach stellte enttäuscht fest: «Wir haben nicht dagegen gehalten und uns den Schneid abkaufen lassen. Geärgert hat mich vor allem die Lethargie.»

Fünf Jahre und acht Monate nach seinem Rauswurf bei Borussia Dortmund hatte Skibbe in Leverkusen die Nachfolge von Interimscoach Völler mit Freude angetreten. Nach 90 ernüchternden Minuten war ihm diese zunächst vergangen. Der teilweise lustlose Auftritt der Werkself war ein Offenbarungseid und brachte insbesondere Völler auf die Palme. «Einige Spieler waren völlig von der Rolle, die Einstellung ließ zu wünschen übrig. Wir lassen keine Ausreden mehr gelten. Die Mannschaft wird in den nächsten Tagen zu spüren bekommen, worauf es ankommt», kündigte der Sportdirektor eine härtere Gangart an.

Die mit Nationalspielern gespickte Bayer-Elf hatte dem Dauerdruck der vor 20 300 Zuschauern wie aufgezogen anstürmenden Hausherren nichts entgegen zu setzen. Die Abwehr glich einem Torso, im Mittelfeld wurde der Boden kampflos Preis gegeben und der Angriff war praktisch nicht existent. «Wir haben nicht mit der nötigen Aggressivität und Laufbereitschaft gespielt. In der Defensive hatten wir große Probleme, ein konstruktiver Spielaufbau fand nicht statt. Diese Leistung war über weite Strecken nicht tauglich, um in der Bundesliga erfolgreich zu sein», kritisierte Skibbe sein Personal.

Die Treffer zum ersten Saison-Heimsieg für die Mainzer durch Petr Ruman (56./75.) und Michael Thurk (61./Foulelfmeter) fielen fast zwangsläufig. Erst als der FSV sich im Gefühl des sicheren Erfolges zurücklehnte, kam Bayer etwas besser ins Spiel und durch den eingewechselten Traquillo Barnetta (79.) zum Ehrentreffer. «Die Niederlage war verdient. Wir haben nur reagiert und sind dem Gegner 75 Minuten lang hinterher gelaufen», bilanzierte Skibbe.

In den kommenden Tagen will der 40-Jährige viele Gespräche führen, um die Mannschaft kennen zu lernen. «Erst dann kann ich den Charakter der einzelnen Spieler beurteilen. Die Peitsche darf es nach dem ersten Spiel noch nicht geben. Aber meine Ansprache wird entsprechend der gezeigten Leistung ausfallen. Unsere Fans dürfen zumindest erwarten, dass wir mit der gleichen Präsenz auf dem Platz sind wie der Gegner», erklärte der «verdammt enttäuschte» Skibbe.

Selbst Jürgen Klopp hatte Mitleid mit seinem Kollegen. «Aber es ist vielleicht nicht schlecht, wenn man gleich zu Beginn seiner Arbeit so viele Hinweise erhält», sagte der Mainzer Trainer, der mit seinem Team rundum zufrieden sein konnte. Die Abwehr stand sicher, im Mittelfeld führte Antonio da Silva glänzend Regie und im Sturm wirbelte das Trio Ruman, Thurk und Benjamin Auer.

«Das war mein bestes Spiel für den FSV. Dieser Sieg gibt uns das nötige Selbstvertrauen für die kommenden Spiele», jubelte der überragende Doppel-Torschütze Ruman. Und Klopp, der nach dem Abpfiff ausgelassen mit der Mannschaft feierte, lobte sein Ensemble: «Solch ein Spiel haben wir herbei gesehnt. Ich bin stolz auf die Truppe. Für uns war das heute die Bestätigung dafür, dass der Weg richtig ist. Auch wenn er noch weit ist.»

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