21.05.2005 18:30 Uhr

Doll sortiert aus - HSV holt van der Vaart

Hamburg (dpa) - Mit einer enttäuschenden Vorstellung hat der Hamburger SV weiteren Kredit bei den Fans verspielt, doch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft trägt einen Namen: Rafael van der Vaart.

Der niederländische Nationalspieler, der sich die 0:1-Schlappe zum Saisonfinale gegen den VfL Bochum auf der Westtribüne anschaute, kommt zur neuen Saison und soll dem HSV wieder zur Europacup-Reife verhelfen. «Das war zwar kein Empfehlungsschreiben, aber er hat mir zugesagt», verkündete Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer nach dem verpatzten Saisonausklang wenigstens eine Erfolgsmeldung. Zur dringend notwendigen Steigerung des spielerischen Vermögens ist der HSV noch einmal bereit, tief in die Tasche zu greifen. Der Regisseur von Ajax Amsterdam soll fünf bis sieben Millionen Euro kosten.

Nach den zuletzt enttäuschenden Auftritten waren beim Tabellen-Achten schon in den Tagen vor der Begegnung mit Bochum klare Worte gefallen, Trainer Thomas Doll sortiert knallhart nach Leistung aus. Ersatzkeeper Martin Pieckenhagen und Top-Verdiener Mehdi Mahdavikia dürfen sich einen neuen Verein suchen, Leistungen aus der Vergangenheit zählen nicht mehr. So musste sogar der sonst gesetzte «Leitwolf» Sergej Barbarez auf die Ersatzbank.

«Ich wollte einen Reizpunkt für die neue Saison setzen», begründete Doll die überraschende Maßnahme. Doch die ersten 45 Minuten bewiesen: Ohne Barbarez geht gar nichts. Ehrliche Worte fand Kapitän Daniel van Buyten nach Verpassen des Saisonziels: «Wir haben es nicht verdient, international zu spielen. Gut, dass die Saison zu Ende ist, sonst hätten wir noch mehr verloren.» Aus den letzten vier Saisonspielen holte der HSV nur einen Punkt. Und: Mit sieben Heim-Niederlagen wurde ein Vereins-Minusrekord aufgestellt.

So kann man sich wenigstens noch über den UI-Cup profilieren, auch wenn das für Hamburgs Ansprüche eindeutig zu wenig ist. «Wir wissen, dass wir den Fans mehr bieten müssen. Die Saison geht unbefriedigend zu Ende, wir haben auf der Zielgeraden den Staffelstab verloren», bilanzierte HSV-Vorstandschef Bernd Hoffmann, der den Anhängern dessen ungeachtet zur neuen Saison höhere Eintrittspreise abverlangt. Andererseits: Angesichts des letzten Tabellenplatzes noch im Oktober, dem der Trainerwechsel von Klaus Toppmöller zu Doll folgten, sind alle irgendwie heilfroh, noch halbwegs die Kurve bekommen zu haben.

Mit Stil und Spielfreude verabschiedete sich Bochum aus der Liga und kündigte ein baldiges Wiedersehen an: «Wir versuchen, so schnell wie möglich wieder hoch zu kommen», meinte Mamadou Diabang, der schon in der 3. Minute für die Entscheidung sorgte, aber kurz vor Schluss Rot sah (85.). Nach zwei Siegen zum Abschluss ließ sich der VfL ausgiebig von seinem Anhang feiern, Peter Neururer vergoss Tränen.

Nach dreieinhalb Jahren ist für den Coach Schluss in Bochum: «Der Abschied fällt mir nach den letzten beiden Spielen besonders schwer. Wir haben uns mit erhobenem Haupt verabschiedet.» Zum Abschalten geht er nun mit seiner Trainercrew auf Harley-Davidson-Tour nach Spanien. «Und dann mache ich Urlaub bis zum Bundesliga-Start.» Auf die Frage, ob er zur neuen Saison schon wieder auf der Bank eines Vereins sitzen werde, lächelte er nur vielsagend.

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