14.05.2005 18:30 Uhr

HSV verspielt in Hannover UEFA-Cup-Platz

Hannover (dpa) - Mit leerem Blick stand Stefan Beinlich Rede und Antwort. Tapfer stellte er sich den Fragen nach seinem verschossenen Strafstoß, der den Hamburger SV wohl den zum Greifen nahen UEFA-Cup- Platz und die dringend benötigten Millionen-Einnahmen gekostet hat.

Mit unbewegter Mine sagte er: «Wenn ich nicht sicher gewesen wäre, hätte ich nicht geschossen.». Doch der erfahrene Mittelfeldspieler scheiterte beim freien Schuss aus elf Metern an Robert Enke, das Spiel kippte - und der HSV verlor das Nordderby der Fußball- Bundesliga bei Hannover 96 trotz Führung mit 1:2 (1:1).

Der Hamburger SV ist noch nicht reif für den UEFA-Cup. «Wir waren nicht durchschlagskräftig, nicht kaltblütig und nicht abgeklärt genug, um das Spiel zu gewinnen», lautete die bittere Erkenntnis von Manager Dietmar Beiersdorfer. «Diese Spiele muss man gewinnen, wenn man dahin will.» Über die theoretische Minimal-Chance mochte er angesichts von drei Punkten Rückstand auf Bayer Leverkusen und des um elf Treffer schlechteren Torverhältnisses nicht sprechen.

«Die Enttäuschung ist zu groß, um dazu noch was zu sagen», meinte auch Beinlich, der die Möglichkeit zur Vorentscheidung in der 36. Minute verpasst hatte. Nachdem 96-Torhüter Enke den heranstürmenden Emile Mpenza an der Sechzehn-Meter-Linie gefoult hatte, parierte der Schlussmann den zu schwachen Schuss des Hamburgers und bewahrte sein Team vor dem 0:2. «Das war natürlich eine Situation, die das Spiel hätte entscheiden können», gab Beinlich zu. Stattdessen gewann Hannover nach Collin Benjamins Führung (13.) durch Tore von Jiri Stajner (43.) und Tranquillo Barnetta (87.).

Beinlichs Fehlschuss allein war es natürlich nicht, der den HSV gegen eine nicht gerade Furcht erregende 96-Mannschaft scheitern ließ. Aber er war symptomatisch. Mit derben Worten charakterisierte Beiersdorfer das Problem: «Ich hätte mir gewünscht, dass wir geiler sind, noch ein Tor zu machen und zu gewinnen.» Die Hamburger spielten zu bieder und zu brav für ein Team, das im großen Geschäft mitspielen will. «Die letzte Entschlossenheit hat uns gefehlt», klagte Trainer Thomas Doll, dessen Elf mit nur einem Punkt aus den zurückliegenden drei Spielen die gute Ausgangsposition leichtfertig verspielt hat. «Wir müssen lernen, die Big Points zu machen», meinte er und berichtete aus der Kabine: «Die Jungs sind völlig niedergeschlagen.»

Den ehrgeizigen Hamburgern, die vor kurzem noch von der Champions League geträumt hatten, bleibt im Sommer wohl nur der Umweg durch die europäische Provinz. «Jetzt müssen wir halt den Einzug über den UI- Cup schaffen», forderte Clubchef Bernd Hoffmann, der das Team verstärken muss. «Inwieweit das Spieler bei der Wahl des Vereins beeinflussen kann, vermag ich nicht zu sagen», antwortete er auf die Frage nach den Auswirkungen des Scheiterns.

Während der UI-Cup für den HSV eine Schlappe ist, wäre er für die Hannoveraner ein Erfolg, sollten sie den VfL Wolfsburg am letzten Spieltag noch von Platz neun verdrängen. Wem er diesen Hoffnungsschimmer zu verdanken hat, wusste Trainer Ewald Lienen genau: «Robert hat uns im Spiel gehalten», lobte er den Keeper.

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