30.04.2005 18:30 Uhr

Bochum vor 5. Abstieg - Mainz in Karnevalsstimmung

Bochum (dpa) - Während Spieler und Trainer des FSV Mainz 05 gemeinsam mit ihren Fans ausgelassen den fast sicheren Verbleib in der Fußball-Bundesliga feierten, flossen beim VfL Bochum und seinen treuen Anhängern nach dem 2:6-Debakel bittere Tränen der Enttäuschung.

Karnevalslaune hier, Untergangstimmung dort: Realistisch betrachtet ist der fünfte Abstieg des Revierclubs seit 1993 nicht mehr zu vermeiden. Fünf Punkte Rückstand auf Platz 15 sind in den restlichen drei Spielen kaum aufzuholen.

Das wusste auch Peter Neururer nach der Niederlage, die «verdammt weh tat». Dennoch mochte der blass und verspätet zur Pressekonferenz erschienene Coach, der vor dem «Abstiegsendspiel» vom Sieg überzeugt gewesen war, die Tatsachen nicht ohne weiteres akzeptieren: «Wer glaubt, dass wir jetzt aufgeben, liegt falsch. Solange eine kleine Chance besteht, werden wir versuchen sie zu nutzen.»

Auch Kapitän Dariusz Wosz äußerte sich kämpferisch, doch er sprach leise, und es klang so, als wäre er selbst nicht überzeugt von seinen Worten. «Wir kämpfen weiter, wir geben nicht auf, auch wenn die Chancen nur noch bei 20, 30 Prozent liegen.» Doch schon der Nachsatz verriet das wahre Seelenleben des 35-Jährigen, der seine Karriere eigentlich im nächsten Jahr mit dem VfL in der Eliteliga ausklingen lassen wollte: «Wir haben heute vieles kaputt gemacht.»

Im Gegensatz zum Vorjahres-Fünften Bochum galt der Neuling aus Rheinhessen vor der Saison als Abstiegskandidat Nummer eins. Doch nach dem klug herausgespielten, höchsten Auswärtssieg können die Mainzer schon im nächsten Heimspiel gegen den frisch gekürten Meister Bayern München die letzten Zweifel am Klassenverbleib beseitigen.

Für den kleinen Verein, die Spieler und den von den rund 3500 mitgereisten Fans gefeierten Trainer eine verlockende Aussicht. «Das war heute ein riesiger Schritt. Gegen die Bayern können wir jetzt losgelöst von der gesamten Situation, befreit vom Druck, einfach Fußball spielen», freut sich FSV-Coach Jürgen Klopp auf eine ausgelassene Party. «Gefeiert», so Klopp, werde dann, «wenn es was zu feiern gibt». Gut möglich, dass dann das Stadion am Bruchweg in seinen Grundfesten erschüttert wird.

Wie das VfL-Desaster vor 31 056 Zuschauern im Ruhrstadion zu Stande gekommen war, wusste später keiner zu erklären. «Das war wohl mein schwärzester Tag als Fußballer», gestand Martin Meichelbeck, der wie seine frustrierten Mitspieler mit den Emotionen kämpfte. Nach dem frühen Gegentor von Benjamin Auer (6.) fanden die Gastgeber eigentlich gut zurück ins Spiel. Vratislav Lokvenc (29.) glich noch vor der Pause aus, und Bochum war dem 2:1 dann näher als der Gegner. Doch nach dem von Michael Thurk abgeschlossenen Konter (60.) und dem 3:1 von Fabian Gerber (65.) brachen bei Bochum alle Dämme.

Im Mittelpunkt: der für den Rot-gesperrten Stammkeeper Rein van Duijnhoven ins Tor gerückte Christian Vander. Neururer hatte dem von vielen als Wackelkandidaten eingestuften Keeper «100 Prozent» vertraut. Doch der 24-Jährige hielt dem Druck nicht stand. Er wirkte unsicher und nervös. Beim 1:4 durch Antonio da Silvas Freistoß (68.) unterlief ihm ein katastrophaler Fehler, danach - gnadenlos ausgepfiffen von den eigenen Fans - patzte er beim 1:5 von Benjamin Weigelt erneut. Der Zuspruch von den Mitspielern (Meichelbeck: «Er ist ein guter Torwart und Mensch») konnte Vander ebenso wenig trösten wie Neururers Versuch, ihn aus der Schusslinie zu nehmen. «Nicht nur Vander, alle waren an der Niederlage beteiligt, auch der Trainer.»

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