12.02.2005 18:30 Uhr

Hertha schleicht auch gegen Nürnberg weiter hoch

Berlin (dpa) - «Auslaufmodell» Artur Wichniarek und Turbo-Dribbler Yildiray Bastürk haben Hertha BSC bis auf einen Punkt an den Fleischtopf des europäischen Fußballs heran gebracht.

Wichniarek, von einigen Kritikern bereits als einer der größten Fehleinkäufe der Berliner eingestuft und in der Winterpause fast schon zurück nach Bielefeld transferiert, rettete mit einem Last-Minute-Tor dem Hauptstadtclub am 21. Spieltag das 2:1 (1:0) gegen den 1. FC Nürnberg. Der überragende Bastürk bereitete beide Hertha-Treffer mit tollen Soli vor. «Diese Leistung ist der Maßstab für mich», kommentierte der Mann des Tages seine Gala-Vorstellung.

Bereits seit elf Spielen sind die Berliner in der Bundesliga nun ungeschlagen und schleichen sich an die Tür zur Champions League heran. Zwar will der Club die offizielle Saison-Zielstellung einstelliger Tabellenplatz noch nicht aufstocken, doch im Überschwang des späten Sieges rief Kapitän Arne Friedrich den 38 518 Fans im Olympiastadion schon einmal zu: «So geht es ganz nach oben.» Zuletzt war Hertha in der Serie 1998/99 auf ähnlich unauffällige Weise bis in die europäische Meisterliga marschiert.

«Wir sind schwer zu bespielen. Alle sind taktisch sehr diszipliniert, egal wer aufläuft», kennzeichnete Hertha-Manager Dieter Hoeneß die neue Qualität des Teams, das in der Vorsaison nur mit großer Mühe den Abstieg vermieden hatte. Vor allem die individuelle Qualität eines Bastürk und eines Gilberto haben für verbesserte Effektivität und Unausrechenbarkeit gesorgt. Selbst wenn wie gegen den «Club» Superstar Marcelinho (Grippe) ausfällt, können nun herausragende Einzelleistungen noch für die Entscheidung sorgen.

Franken-Coach Wolfgang Wolf ärgerte sich nach einer Steigerung seiner Mannschaft in der zweiten Hälfte dann auch besonders über die Bastürk-Show, die von seinen Spielern nicht unterbunden wurde. «Zu grün und zu zahm» hätten sich seine Defensivkräfte vor allem gegen den türkischen Nationalspieler verhalten. «Da muss man auch mal foulen, den Gegner auflaufen lassen», monierte Wolf.

Der 26-jährige Bastürk holte gegen Nürnbergs Verteidiger Thomas Paulus zunächst geschickt den Elfmeter heraus, den Niko Kovac zu seinem dritten Saisontor verwandelte (30.). Und nach dem durchaus verdienten Ausgleich durch Bundesliga-Toptorjäger Marek Mintal (79.), der sein 15. Saisontor markierte, und der Gelb-Roten Karte gegen den ungestümen Marcelinho-Ersatz Andreas Neuendorf (80.) schlug der Türke nochmals zu. «Ich wollte unbedingt gewinnen, habe auf die Aktion gewartet», beschrieb er die entscheidende Szene.

Bastürk tanzte auf der rechten Seite gleich drei Nürnberger aus, die zu der Zeit nach dem Ausfall von Marek Nikl (Muskelfaserriss) auch nur noch zu Zehnt waren, und brachte den Ball genau vor die Füße von Wichniarek. Der konnte seinem ersten Saisontor gar nicht entgehen. «Ich freue mich für Artur, dass er an der richtigen Stelle stand. Er hat nie aufgehört zu arbeiten und ist belohnt worden», kommentierte Trainer Falko Götz das ungewohnte Erfolgserlebnis für den Stürmer. Nur weil das Transfer-Paket vor drei Wochen nicht stimmte, blieb er in Berlin, wo seine Zeit wohl dennoch ausläuft.

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