12.02.2005 18:30 Uhr

Stuttgart fühlt sich nach 1:2 beim HSV betrogen

Hamburg (dpa) - Matthias Sammer kochte vor Wut und musste sich vor seiner Rage selbst schützen. «Ich bin so erbost. Wenn ich etwas sage, werde ich lebenslang gesperrt. Aber das war nicht die erste negative Erfahrung mit Herrn Kemmling», echauffierte sich Stuttgarts Trainer nach dem 1:2 (1:1) beim Hamburger SV.

Sammers Ärger resultierte aus mehreren strittigen Entscheidungen des Schiedsrichters aus Burgwedel. «Und einen Tag vor einem Bundesliga-Spiel kann es so ein Urteil wie in Frankfurt nicht geben. Das geht nicht, das geht nicht», zeterte Sammer. Sein Spieler Silvio Meißner wurde noch deutlicher: «Gestern kriegen sie zwei Millionen und heute drei Punkte!»

Tatsächlich bot die Leistung von Kemmling, der den Schwaben einen Elfmeter verwehrte, reichlich Diskussionsstoff. Der Unparteiische erregte die Gemüter zusätzlich, als er HSV-Keeper Martin Pieckenhagen fragte, ob er den Ball berührt habe, als Imre Szabics in aussichtsreicher Position zu Fall kam. Der grinste hinterher und meinte: «Ich war noch am Ball, und von daher war es richtig entschieden.» Sammer glaubte ihm nicht: «Der Täter hat ein Problem, aber auch der, der ihn gefragt hat.» Kemmling entgegnete: «Meine Sicht ist so gewesen, dass Pieckenhagen am Ball war. Und deswegen habe ich ihn befragt», sagte er im ZDF-«Sportstudio».

Wütend war auch Nationaltorhüter Timo Hildebrand: «Das kotzt mich an. Das war eine Katastrophe. Ich weiß nicht, ob sich der Schiedsrichter in der Pause gesagt hat, jetzt pfeife ich für den HSV.» Kritisiert wurde auch ein berechtigter Freistoß für die Hamburger, den Abwehrrecke Daniel van Buyten (54.) nach den Toren von Szabics (15.) und Sergej Barbarez (17.) zum Siegtor einköpfte. Als zu hart empfanden die Gäste zudem die Gelb-Rote Karte in der 73. Minute für Boris Zivkovic. Doch zu Zehnt waren sie besser und gefährlicher als zuvor, ließen den HSV bis zuletzt um die drei Punkte zittern. HSV-Coach Thomas Doll wollte nichts dramatisieren: «Es war sicherlich die eine oder andere Situation dabei, wo man ein Auge hätte zudrücken können. Vielleicht haben wir ein bisschen Glück gehabt.»

Über ein «perfektes Wochenende» freute sich der HSV- Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann. Die Äußerungen Sammers und die Verhaftung von Robert Hoyzer, der das Pokalspiel gegen Paderborn manipuliert hatte, wollte er nicht kommentieren. «Ich bin froh, dass das Thema abgeschlossen ist und wir heute erfolgreich waren.» Für seine geschickte Verhandlungsführung mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) erhielt er Beifall aus den eigenen Reihen. «Ich muss ihm ein Riesenkompliment machen, dass er uns den Weg durch die Instanzen erspart hat», sagte Doll, der sein Team gegen den ersatzgeschwächten VfB exzellent eingestellt hatte.

«Wir sind oben dran und das ist schön, aber von der Champions League sprechen wir noch nicht», meinte der 38 Jahre alte Jungtrainer, der den Hamburgern das Kurzpassspiel vermittelt hat und sich über die neue Stärke bei Standardsituationen freute. «Im modernen Fußball kann man viele Spiele durch sie gewinnen.» Stuttgart dagegen kassierte schon den elften Treffer nach Standards. «Jetzt müssen wir schnell wieder aufstehen und in Parma Flagge zeigen», lautete Sammers sportlicher Kommentar vor der UEFA-Cup-Partie in Italien.

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